Der Wind in verschiedenen Kostümen
Mit den Karnevalisten in den Hochburgen Düsseldorf und Köln hatte der Wettergott am gestrigen Rosenmontag ein Einsehen, denn dort hatte sich Sturmtief BENNET gerade noch rechtzeitig vor Beginn der Straßenumzüge verabschiedet. Somit konnten diese dort stattfinden, wenn auch mit der ein oder anderen sicherheitsrelevanten Einschränkung. Andere Orte hatten dagegen nicht so viel Glück und mussten ihre geplanten Karnevalszüge absagen. Beim Blick auf die Schadensmeldungen war dies aber sicherlich das kleinere Übel. Verbreitet kam es in Deutschland zu Sturm- und schweren Sturmböen mit Geschwindigkeiten zwischen 75 und 100 km/h, vor allem in der Nähe von starken Schauern und Gewittern fegte der Wind vereinzelt auch mal mit knapp über 100 km/h, wie z.B. im hessischen Gießen (110 km/h). Auf den Gipfeln der süddeutschen Gebirge sowie auf dem Brocken gab es Orkanböen, was dort nicht wirklich außergewöhnlich war. Spitzenreiter mit 144 km/h war der Feldberg im Schwarzwald.
Leider blieb es nicht nur bei materiellen Schäden. Medienberichten zufolge sorgte BENNET auch für einige Verletzte und forderte sogar mindestens ein Todesopfer.
Zahlreiche Verletzte und Tote gab es hingegen im Südosten der USA am vergangenen Sonntagabend (Ortszeit). Auch hierfür zeigte sich der Wind verantwortlich, allerdings nicht im Kleid eines großflächigen Sturmfelds, sondern in rotierender Form. Gleich mehrere Tornados suchten den Südosten der USA mit Windgeschwindigkeiten von zum Teil über 200 km/h heim. Betroffen waren hauptsächlich der Südosten Alabamas, Georgia sowie der Nordwesten Floridas. Besonders schwer erwischt hatte es den Ort Beauregard in Lee County, Alabama, wo ein Tornado eine Schneise der Verwüstung hinterließ.
In der beigefügten oberen Grafik des nationalen Wetterdienstes der USA (NOAA) sind alle der NOAA zugemeldeten Tornadosichtungen des vergangenen Sonntags als rote Punkte eingetragen. Die tatsächliche Anzahl an Tornados dürfte aufgrund von Mehrfachbeobachtungen ein und desselben Wirbelsturms allerdings deutlich geringer ausfallen. Berichten zufolge soll es sich um etwa ein Dutzend gehandelt haben.
Tornados zu diesem frühen Zeitpunkt im Jahr sind in den USA keine Seltenheit. Die dortige Tornadosaison zieht sich im Mittel von Anfang März bis Ende Juni / Anfang Juli. Die Anzahl der am vergangenen Sonntag aufgetretenen Wirbelstürme liegt aber dennoch deutlich über dem langjährigen Märzmittel (1989-2013). Demnach treten nach Angaben der NOAA im Südosten der USA im März durchschnittlich nur fünf bis sechs Stück auf (siehe untere beigefügte Grafik).
In den kommenden Tagen sind Tornados in den USA erst einmal kein Thema mehr. Auch in Deutschland zeigt sich die Windsituation am heutigen Faschingsdienstag deutlich entspannter als am gestrigen Rosenmontag, wenngleich es weiterhin sehr windig bis stürmisch bleibt. Es empfiehlt sich beim Gang nach draußen also auch zum Faschingsausklang, etwaige Karnevalshüte gut festzuhalten.
Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst