Biikebrennen
Am heutigen 21. Februar kommt es in Nordfriesland, wie jedes Jahr, zu einem traditionellen Brauch - dem sogenannten "Biikebrennen". Wie, noch nie gehört? Da sind Sie sicher nicht allein. Nein, es handelt sich hierbei nicht um einen Rechtschreibfehler und es werden keine Fahrräder verbrannt. Das nordfriesische Wort "Biike" bedeutet im hochdeutschen "Bake", bezeichnet also ein festes Seezeichen zur räumlichen Orientierung in Gewässern. So findet man Baken sowohl an der Küste als auch in Binnengewässern zur Navigationshilfe für Boote und Schiffe. Teilweise stellen Baken aufgrund ihrer individuellen Gestaltung sogar Wahrzeichen bestimmter Regionen dar - wie beispielsweise die Mühlenbake von Swinemünde oder die Kugelbake von Cuxhaven. Im Gegensatz zu Leuchttürmen sind Baken generell unbefeuert, sieht man einmal vom heutigen Brauchtum in Nordfriesland ab.
Das traditionelle Volksfest mit Feuerbrauch, dessen Ursprung vermutlich im Mittelalter liegt, sollte ursprünglich böse Geister vertreiben und die neue Saat schützen. Auf den Inseln (Halligen) entwickelte sich aber alsbald eine tiefere Bedeutung. So markierte der Petritag (Festtag Petri Stuhlfeier in Antiochien am 22. Februar) den Auftakt der jährlichen Walfangsaison, die seit Martini (11. November) von der Winterpause unterbrochen war. Mit dem Anzünden der Baken an den Stränden wurden die Seemänner verabschiedet und das Licht des Feuers sollte ihnen noch möglichst lange sichereres Geleit geben.
Entgegen primitiver Leuchtbaken aus früheren Zeiten werden heutzutage meist alte Weihnachtsbäume und Gestecke zum Verbrennen aufbewahrt oder die Gelegenheit zum Zurückschneiden von Bäumen und Sträuchern genutzt. Inzwischen ist das Biikebrennen als immaterielles Kulturerbe in Deutschland aufgenommen worden und hat sich teilweise bis zur Ostseeküste ausgebreitet. Es ersetzt in den Gegenden, wo es begangen wird, teilweise die weiter verbreiteten Osterfeuer. Ähnliche Bräuche mit entsprechend unterschiedlichen Bezeichnungen gibt es auch in anderen Gebieten Deutschlands (Hüttenbrennen/Eifel, Funkenfeuer/Schwaben, etc.).
Treue Anhänger des Brauches finden heute an der Nordsee recht passable Wetterverhältnisse vor. Bei einem mäßigen Westwind, der das Funkensprühen lebhaft, aber nicht unberechenbar macht, wird es zwar bewölkt jedoch meist trocken sein. Die Temperatur liegt stabil bei rund 6 Grad.
Um den oben schon erwähnten Petritag (22. Februar), den Festtag der römisch katholischen Kirche, der an die Berufung des Apostels Petrus zum Lehramt in der Kirche erinnert, ranken sich zahlreiche Bauernregeln. So stellte der Tag seit jeher ein wichtiges Datum für landwirtschaftliche Wetterbeobachtungen dar.
Beispiele:
"Gefriert es in der Petersnacht, dann auch noch lange das Eise kracht."
"Ist es mild und nach Petri offen der Bach, kommt auch kein großes Eis mehr nach."
"Schließt Petrus die Wärme auf und der Matthias (24. Februar) dann wieder zu, so friert das Kalb noch in der Kuh."
Daran wird schon ersichtlich, dass sich die Aussagen teilweise widersprechen. Generell ist der Mehrwert von Bauernregeln, die sich lediglich auf einen Tag beziehen, nur gering. Für bare Münze genommen, könnte man bezogen auf das aktuelle Wettergeschehen den Winter in weiten Teilen des Landes also bereits für beendet erklären. Doch Vorsicht! Zum Wochenende kündigt sich im Osten und Süden ein Streifschuss kälterer Luft aus Nordwestrussland an. Bei Aufklaren "drohen" in diesem Zusammenhang verbreitet mäßige Nachtfröste zwischen -5 und -10 Grad. Wie war das noch mit Petrus und Matthias?
Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst