Von sehr gut bis mangelhaft: Ein persönlicher Rückblick auf das
Wetterjahr 2018
Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass 2018 das wärmste und sonnigste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnung war. Durch die extreme Trockenheit von Februar bis November zählt es außerdem zu den niederschlagsärmsten seit 1881. Doch wie war das subjektive Empfinden der Menschen, die das Wetter täglich vorhersagen? Fünf Meteorologen blicken zurück:
Für Dipl.-Meteorologe Thomas Schumann sei die Zeit zwischen Winter und Sommer schön gewesen, auch wenn der Frühling "faktisch nicht stattgefunden" habe, denn innerhalb weniger Tage habe der Wettergott den Hebel auf Sommer umgelegt. An den "endlosen Sommer", in dem es seiner Meinung nach "etwas mehr und öfter hätte regnen können", werden wir seiner Meinung nach noch "lange zurückdenken". Auch dem Herbst konnte er positives abgewinnen, da "uns Herbststürme und endlose Nebellagen weitgehend verschonten". Insgesamt benotet er das Wetterjahr mit einer "2".
Auch Meteorologe Reik Schaab erinnert sich an den Sommer, der "gefühlt von April bis Mitte November" ging und so "Steppenfeeling nach Rhein-Main brachte". Er sieht die zwei Seiten der Medaille: "Was den Sonnenanbetern eine Freude war, war für die meisten Bauern ein Verdruss". Auch wenn 2018, das "Jahr der Superlative" mit all den Rekordwerten nicht unbedingt seinen Idealen entspräche, sei es meteorologisch interessant und verdiene eine "1-".
Deutlich härter geht Meteorologe Herrmann Kehrer mit dem Wetterjahr ins Gericht. Bereits im Februar sei es für ihn als "großer Schneefreund" sehr schade gewesen, dass praller Sonnenschein den wenigen Schnee rasch wegtaute. Als besonders "grausam" empfand er jedoch die Witterung ab Ende Juli, als der Sommer mit "unerträglichen Temperaturen", die an mehreren Tagen weit über 35 Grad lagen, "zuschlug". Er kritisiert auch viele Medien, die "nicht seriös" berichtet, sondern die Witterung schöngeredet hätten, "obwohl viele Menschen in Deutschland sehr darunter litten". Seiner Meinung nach wird sich "diese Katastrophe wohl in der Natur noch über Jahre hinweg auswirken". Wären die ersten Monate von 2018 nicht gewesen, hätte er dem Wetterjahr eine "glatte 6" gegeben, so vergibt er insgesamt die Note "5".
Für Dipl.-Meteorologin Jaqueline Kernn war das Wetterjahr 2018 vor allem eins: teuer. Im Sommer "legte ich mir eine Klimaanlage zu, um im Schlafzimmer Temperaturen unter 28 Grad zu erreichen". Und im Herbst hätte sie sich wegen des plötzlichen Frühwinters einen Heizlüfter kaufen müssen. Auch sie ist der Meinung, dass "der Sommer wohl allen auf ewig im Gedächtnis" bleibt. Sie habe noch nie so viele Wasserkannen geschleppt für ihre Obst- und Gemüsepflanzen, allerdings habe sie auch noch nie so viele Tomaten an einer einzelnen Pflanze gehabt. 2018 bekommt von ihr eine "3+".
Ihr Kollege Dipl.-Meteorologe Peter Hartmann saß im Januar zunächst "bangend und hoffend" im Büro, stand für ihn doch ein Urlaub in Österreich bevor, wo zwar viel Schnee lag, der aber der prognostizierten Milderung zum Opfer werden schien. "Manchmal wünscht man sich ja auch, dass die eigenen Prognosen nicht stimmen!". Auch für ihn war der Sommer mit der "selten erlebten Hitzewelle" ein Thema, die selbst ihm "als Wärmeliebhaber doch ganz schön zusetzte". Beim milden, oft trüben und regenreichen Wetter der vergangenen Wochen im Dezember komme bei ihm zwar "nicht gerade Freude auf", aber doch sei der Regen auf dem Weihnachtsmarkt leichter zu ertragen gewesen, da er der Dürre leichte Entspannung gebracht hätte und quasi "für einen guten Zweck" gewesen sei. Insgesamt sei er "fast geneigt, dem Jahr die Note 2 auszuteilen", da für seine meisten Unternehmungen das Wetter "sehr tauglich" gewesen sei. Da der spärliche Regen aber mehrmals sehr unpassend kam und seine Termine ins Wasser fallen ließ, reiche es für ihn jedoch nur noch zur Note "3".
Zu einer leicht besseren Bewertung kommt die Autorin dieses Thema des Tages, die sich nach Rückkehr aus einer schneereichen Skiwoche in den Dolomiten Anfang April plötzlich im Sommer wiederfand und Thermounterwäsche gegen Bikini tauschen durfte. Die Nächte wurden in der kleinen Stadtwohnung zwar unerträglich, aber geschlafen werden konnte ja tagsüber im Freibad, wo bei unzähligen Besuchen auch endlich die Kraultechnik besser wurde. Da das Wetter daran maßgeblich mitbeteiligt war und die Körbe mit Boskoop-Äpfeln aus Omas Garten noch für viele leckere Apfelkuchen reichen werden, gibt's von mir eine glatte "2".
Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst