TETE füllt im Süden Bäche und Flüsse
Die unmittelbaren Tage vor Weihnachten gestalten sich dieses Jahr ausgesprochen wechselhaft und teilweise auch turbulent. Dabei stehen vor allem der Wind, länger anhaltender Regen und die milden Temperaturen im Mittelpunkt. Am Freitag und am gestrigen Samstag bestimmte dabei Tief STINA das Wettergeschehen mit Sturmböen im Flachland und Orkanböen auf exponierten Berggipfeln sowie Dauerregen in manchen Mittelgebirgsregionen (siehe Thema des Tages vom 21.12.2018). STINA ist nun Geschichte, allerdings mischt sich zunehmend das neue Tief TETE in das mitteleuropäische Wetter ein. Das kleinräumige Tief zieht am heutigen Sonntag mit seinem Kern von Großbritannien über Benelux in die Mitte Deutschlands, ehe es das Bundesgebiet in der Nacht zum Montag schließlich nach Südosteuropa verlässt. Im Gegensatz zu STINA kommt es aber bei TETE aufgrund deren Zugbahn nicht überall zu stürmischen Böen, diese werden sich heute Nachmittag und in der Nacht zum Montag auf die Gebiete südlich einer Linie Eifel-Oberpfälzer Wald begrenzen. In den höchsten Lagen von Schwarzwald und Alpen sind aber durchaus wieder schwere Sturmböen oder einzelne Orkanböen dabei.
TETE spielt ihre "Stärken" aber auch bei einem anderen Wetterelement aus. Im Gepäck hat dieses Tief zum einen sehr milde, aber zum anderen auch ausgesprochen feuchte Luft. TETE flutet damit vor allem die Südhälfte und die mittleren Gebiete. Verbreitet werden dort bis Montagmittag Regenmengen zwischen 10 und 20, südlich des Mains teils über 20 Liter pro Quadratmeter erwartet. Je südlicher, desto höhere Niederschlagsmengen prognostizieren dabei unsere Wettermodelle. Auf der Schwäbischen Alb sowie im südlichen Alpenvorland sind durchaus Regenmengen zwischen 30 und örtlich 50 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden möglich. Ganz besonders im Fokus steht aber der Schwarzwald, denn aufgrund der westlichen Anströmung und der Nord-Südausrichtung des Mittelgebirges dient dieser als perfekte Barriere für die heranströmende feuchte Luft. Dadurch wird die Luft auf dessen Luvseite zum Aufsteigen gezwungen, wobei die Folge davon ein verstärkter Niederschlagsprozess ist. Aus diesen Gründen liegt für den Schwarzwald eine Unwetterwarnung vor ergiebigem Dauerregen vor: Mengen zwischen 50 und 70, in manchen Staulagen bis 100 Liter pro Quadratmeter können erreicht werden.
Die für den Schwarzwald erwähnten Staueffekte haben natürlich auch für die Alpen ihre Gültigkeit. Dort summieren sich die Regenmengen bis Montagmittag auf 50 bis örtlich 80 Liter pro Quadratmeter, wobei ein Schwerpunkt in den Bergen des Oberallgäus liegen wird. Im alpinen Raum muss aber auch noch ein weiterer, gewichtiger "Player" im Auge behalten werden: die oberhalb von 1000 bis 1300 m noch vorhandene Schneedecke. Die Kombination aus Regen und milden Temperaturen sowie Wind führen bei einer auf über 2000 m steigenden Schneefallgrenze natürlich zu einem starken Abschmelzen des Schnees. Für die Hochwasservorhersagezentralen ist daher nicht nur die reine Regenmenge, sondern auch der abflusswirksame Beitrag der abtauenden Schneedecke von Relevanz. Die Summe dieser beiden Mengen wird mit dem Begriff "Niederschlagsdargebot" beschrieben und findet im Warnkatalog des Deutschen Wetterdienstes als "Tauwetter" seine Berücksichtigung. Im Oberallgäu kann bis Montag durchaus ein Niederschlagsdargebot von 70 bis 100 Liter pro Quadratmeter zusammenkommen, am restlichen unmittelbaren Alpenrand sind bis 70 Liter pro Quadratmeter wahrscheinlich. Folgerichtig ist in diesen Regionen oberhalb von 1000 m eine Unwetterwarnung vor starkem Tauwetter aktiv. Bitte beachten Sie den aktuellen Warnstatus unter www.dwd.de.
Am Montagnachmittag zieht sich der Regen immer mehr an den Alpenrand zurück. Nachfolgend kommt es zwar noch zu einzelnen Schauern, meist sollte der Heilige Abend aber trocken verlaufen. Jedoch muss beachtet werden, dass mit der nun einströmenden kalten Meeresluft vor allem in den zentralen und östlichen Mittelgebirgen auch Schnee dabei sein wird. Deutlich stärker fällt der Schneefall an den Alpen aus, vor allem oberhalb von 800 bis 1000 m wird wieder eine neue Schneedecke entstehen. Zumindest in diesen Regionen wird Heiligabend daher durchaus winterlich verlaufen.
Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst