Auf dem Weg zum (Bergland)winter...
Es ist einiges los am zweiten Adventswochenende in Deutschland. Sturm, Regen und Gewitter wecken bei vielen nicht gerade das Verlangen sich längere Zeit im Freien aufzuhalten. Was für einen 2.Advent allerdings noch fehlt, ist der Schnee. Diesen wird es am heutigen Sonntag abgesehen von höheren Alpenlagen wohl nicht mehr geben, in der kommenden Woche sieht es aber für Winterfans gut aus für die Berge, insbesondere im Erzgebirge und am Alpenrand.
Aber der Reihe nach. Verantwortlich für das aktuell turbulente Wetter ist Sturmtief MARIELOU, dessen Kern über Südschweden liegt. Deutschland befindet sich auf seiner Südflanke in einer lebhaften westlichen Strömung. Mit dieser werden wiederholt schauerartig verstärkte Niederschläge von West nach Ost über das Land geführt, auch Blitz und Donner sind vereinzelt mit von der Partie. Der Regen wird dabei vor allem in der Südhälfte von einem teils stürmischen Wind begleitet.
Interessant wird es in den nächsten Tagen, wenn sich MARIELOU etwas ostwärts zum Baltikum verlagert und sich gleichzeitig ein blockierendes Hochdruckgebiet aufbaut, das sich von Frankreich zum Nordmeer erstrecken soll. Damit dreht die Strömung über Deutschland von West auf Nordwest. Diese Umstellung hat mehrere Konsequenzen. Zum einen wird am Montag für die Nordsee eine Sturmflut erwartet. Zum anderen sind tiefdruckgeprägte Nordwestwetterlagen der Schneebringer für das Bergland schlechthin.
Warum dies so ist, kann man sich leicht ausmalen. Wenn die Strömung auf ein Hindernis trifft, dann muss die Luft irgendwohin ausweichen. Eine Möglichkeit ist das Umströmen des Hindernisses. Je nach Form und Höhe ist die Konsequenz aber häufig, dass die Luft zum Aufsteigen gezwungen wird. Dabei kühlt die Luft ab und es bilden sich Wolken und Niederschlag. Das ist der typische Staueffekt an Gebirgen. Die Niederschläge gehen damit in den Staulagen von einzelnen Schauern in länger anhaltende Niederschläge mit schauerartigen Verstärkungen über. Der Prozess funktioniert umso besser, desto steiler der Winkel zwischen Gebirge und Anströmungsrichtung ist.
Für Schnee braucht es natürlich auch kalte Luftmassen und auch da hilft die Wetterumstellung. Mit der nordwestlichen Strömung werden Luftmassen polaren Ursprungs über die Nordsee landeinwärts geführt. Dabei geht die Temperatur im höheren Bergland in den Frostbereich zurück, während im Tiefland die Höchstwerte positiv bleiben. Fertig ist der Berglandwinter.
Schnee wird zwar überall im Bergland erwartet, tiefwinterlich dürfte es aber vor allem im Harz, vom Erzgebirge bis zum Zittauer Gebirge sowie am Alpenrand werden. Dort werden von Montag bis Mittwoch Neuschneemengen im zweistelligen Bereich erwartet. Im Harz werden in Staulagen 10 bis 20 cm Neuschnee prognostiziert, im Westerzgebirge vereinzelt sogar bis zu 30 cm. Richtig dick wird der Neuschneezuwachs insbesondere am Alpenrand ausfallen. Dort können staubedingt 20 bis 40 cm Neuschnee bis zur Mitte der Woche zusammenkommen, vereinzelt sind in höheren Lagen von Allgäu und Berchtesgadener Land auch Summen bis 70 cm im Bereich des Möglichen. Dazu bleibt der Wind bis einschließlich Dienstag noch lebhaft, sodass auch Schneeverwehungen in höheren Lagen auftreten können. Erst zum Mittwoch lässt der Wind dort deutlich nach.
Damit ist dann der Winter im dauerfrostigen Bergland angekommen. Für tiefe Lagen reicht das Temperaturniveau allerdings noch nicht. Ab Mitte der Woche werden aber auch dort Höchstwerte nur noch im einstelligen Bereich und Nachtfröste erwartet, sodass zumindest die Glätteproblematik in den Fokus rückt. Verantwortlich dafür ist, dass sich hoher Luftdruck über Skandinavien einstellt und dadurch mit östlichen Winden kontinentale Kaltluft angesaugt wird. Wie nachhaltig diese Ostwetterlage wird und ob neben kälteren Temperaturen der Winter vom Bergland zum kommenden Wochenende auch ins Tiefland vordringt ist noch fraglich, denn es gibt noch größere Fragezeichen und Unterschiede in den Vorhersagemodellen. Zumindest einem Ausflug in den Berglandwinter steht aber natürlich nichts im Wege.
Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst