Eine Ära geht zu Ende
Die erste Generation von Iridium-Satelliten wurde zwischen Mai 1997 und Juni 2002 über Trägerraketen ins Weltall geschossen. Das US-amerikanische Unternehmen Iridium Communications Inc. baute ein Netzwerk bestehend aus 66 Satelliten für die Satellitenkommunikation auf und ermöglichte dadurch eine weltweite Sprach- und Datenkommunikation. Hierdurch wird auch polwärts von 82 Grad Breite eine zuverlässige unterbrechungsfreie Verständigung mit der Außenwelt gewährt, denn in diesen Breiten kann das Signal von geostationären Satelliten, die auf einer Umlaufbahn in zirka 36000 Kilometer Höhe über dem Äquator stehen, nicht mehr empfangen werden.
Mithilfe der Iridium-Satelliten ist auf dem Forschungsschiff Polarstern, auf dem Meteorologen* des DWD im Einsatz sind, eine fortwährende Datenübertragung möglich. Bei Einsätzen in der Arktis kommt es häufig vor, dass sich das Schiff nördlich von 82 Grad befindet. Würden die Bordmeteorologen* in diesen Breiten keine Modelldaten oder aktuellen Satellitenbilder empfangen können, wäre eine Vorhersage dort auf kurz oder lang nicht mehr möglich oder gerade noch auf das Nowcasting (Vorhersagen bis zu drei Stunden) anhand der auf dem Schiff stattfindenden Wetterbeobachtung beschränkt. (*Die verwendete Form steht vertretend für männliche wie weibliche Mitarbeiter.)
Des Weiteren wird die Iridium-Satellitenkommunikation auch von Seglern genutzt. Diese können auf hoher See, sofern sie nicht über Internet erreichbar sind, von den Seeschifffahrtsberatern* des DWD über Iridium SMS empfangen. Da jedes Zeichen extra über die normale SMS-Länge hinaus Geld kostet, werden die Routenberatungen kurz gehalten und nur die wichtigsten Informationen übermittelt.
Von Januar 2017 bis Ende 2018 wird die erste Generation der Iridium-Satelliten nun durch eine neue Generation (Iridium NEXT) abgelöst. Die Ära einer spektakulären Leuchterscheinung geht damit ebenfalls zu Ende. Die alten Iridium-Satelliten verfügen nämlich über drei geneigt angebrachte Antennen, die etwa die Größe eines Esszimmertisches haben. Aufmerksame Himmelsbeobachter konnten jahrelang Iridium-Satelliten vor allem am nächtlichen Himmel, mit Glück auch am Tage, mit bloßem Auge sehen. Die großen Antennen reflektierten zu bestimmten Zeiten für mehrere Sekunden das Sonnenlicht, sodass sehr helle sogenannte "Iridium-Flares" ("flare": engl. für Aufflackern) sichtbar wurden. Zunächst erschien der Satellit als kleiner Punkt wie alle sonstigen Satelliten auch. Innerhalb weniger Sekunden wurde dieser Punkt immer heller, bis ein Maximum an Helligkeit erreicht wurde und diese dann wieder abnahm. Auf Fotos mit einer langen Belichtungszeit, wie es uns Artur Schmitt zur Verfügung stellte, zeigte sich der Iridium-Flare "als heller Leuchtstreifen mit sich in Flugrichtung zu beiden Seiten verjüngenden Ausläufern" (Quelle: Wikipedia). Die Geometrie der neuen Iridium-Satelliten ist nun jedoch so geschaffen, dass keine Leuchterscheinungen mehr erzeugt werden. Da die alte Generation zum Teil bereits ersetzt wurde, sind Iridium-Flares seit 2017 immer seltener zu beobachten. Im Jahr 2019 werden sie wohl gar nicht mehr zu sehen sein. Die alte Generation der Iridium-Satelliten wird dann nach und nach in der Erdatmosphäre verglühen. Die genaue Position eines Iridium-Flares kann übrigens über das Internet in Erfahrung gebracht werden. Vielleicht haben Sie ja Glück und sehen bis 2019 doch noch mal ein sehr helles Aufflackern am Himmel!
Dipl.-Met. Julia Fruntke
Deutscher Wetterdienst