Grau, grauer, Nebel
Wer kennt das nicht: Es ist Herbst, man freut sich auf lange Spaziergänge im bunt gefärbtem Laubwald bei strahlendem Sonnenschein in herrlich klarer Luft. Perfekt, schließlich verkünden die Meteorologen eine "ruhige Hochdruckwetterlage". Oder?! Erste Zweifel kommen auf, wenn man morgens verschlafen aus dem Fenster schaut, aber kein strahlendes Blau am Himmel erblickt, sondern vielmehr in eine triste, graue Suppe. Wenn man Glück hat, lichtet sich der Nebel am Vormittag oder Mittag und die Sonne setzt sich doch noch durch. Manchmal jedoch (und Bewohner einiger Flussniederungen nicken nun vermutlich zustimmend) bleibt es tagelang grau in grau, vielleicht mal hellgrau, mal dunkelgrau - man könnte auch resümieren, der Himmel erstrahlt in "Fifty shades of grey".
Nun soll dieses Thema des Tages etwas "Licht in die graue Dunkelheit" bringen, warum sich Nebel so gerne im Herbst bildet.
Es gibt drei Typen von Nebel: Abkühlungsnebel, Verdunstungsnebel und Mischungsnebel. MISCHUNGSNEBEL entsteht kurz gesagt wenn kalte und warme Luft aufeinanderstoßen, z.B. in Bereich von Wetterfronten. VERDUNSTUNGSNEBEL hingegen kann man häufig bei Seen oder Flüssen beobachten (sie scheinen regelrecht zu "rauchen"), wenn das warme Wasser verdunstet und die darüber liegende Luftschicht stark anfeuchtet.
Besondere Aufmerksamkeit soll heute aber dem ABSKÜHLUNGSNEBEL gewidmet werden, bzw. dessen Unterart dem STRAHLUNGSNEBEL. Er bildet sich bei klarem und windschwachem Wetter, vor allem in Nächten im Herbst oder Frühjahr, wenn die Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht am größten sind. Bodennahe Luft kühlt sich ab und der enthaltene Wasserdampf kondensiert. Sobald sich nach Sonnenaufgang die Erdoberfläche aufheizt und die Sonne die Luft erwärmt, verdunsten die Tropfen und der Nebel löst sich auf. Im Winter hat die Sonne so wenig Kraft, dass der Nebel teilweise tagelang erhalten bleiben kann.
Da sich der Nebel häufig nur am Boden befindet, spricht man auch von Bodennebel, Talnebel, Wiesennebel, Nebelmeer, Nebelbank oder wenn er sich vom Boden löst auch von Hochnebel.
Auch in den aktuellen Wetterberichten für die kommenden Tage finden sich fast täglich die Begriffe "Nebel", "Hochnebel", "in den Nächten verdichtet sich vorhandener Nebel erneut" etc., sodass es vielerorts wieder eine Lotterie ist, wo sich die graue Suppe hält und wo die Sonne die Überhand gewinnt. Aber wer die Grautöne am Horizont Leid hat, kann sich auch die Bergschuhe schnüren und wie in Caspar David Friedrichs Gemälde "Der Wanderer über dem Nebelmeer" auf eine Bergspitze kraxeln und ganz erhaben über den Wolken stehen?
Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst