Wie uns Tiere das Wetter ankündigen
"Siehst du die Schwalben niedrig fliegen, wirst du Regenwetter kriegen. Fliegen die Schwalben in den Höh'n, kommt ein Wetter, das ist schön." Fast jeder kennt diesen Spruch oder hat schon eine abgewandelte Form von ihm gehört. Der Zusammenhang mit dem Wetter ist leicht hergestellt: Die Hauptnahrung von Schwalben sind Insekten und bei trockenen und warmen Bedingungen fliegen diese länger und auch in größeren Höhen. Bei kühleren, feuchten und windigen Wetterbedingungen sind die Insekten hingegen eher in Bodennähe zu finden, daher fliegen auch die Schwalben tiefer. Meteorologisch betrachtet ergibt sich folgendes Bild: Starke Sonneneinstrahlung an mehreren Tagen in Folge findet man vor allem bei stabilen Hochdruckwetterlagen. Diese haben die Neigung, sich nicht so schnell aufzulösen, man kann also davon ausgehen, dass auf einen schönen Tag ein weiterer schöner Tag folgt.
"Ziehen die wilden Gäns' und Enten fort, ist der Winter bald am Ort."
Diese Bauernregel bezieht sich auf den Zug der Vögel im Herbst in wärmere Gefilde. Sobald der erste Kaltlufteinbruch ansteht und das Futterangebot eingeschränkter ist, setzt bei den Vögeln die sogenannte "Zugunruhe" ein. Sie bereiten sich auf den Flug in ihr Winterquartier vor, der unmittelbar bevorsteht. Eine Erweiterung der Regel findet sich etwa in diesem Spruch: "Bleiben die Schwalben lange, sei vor dem Winter nicht bange." Ziehen die Schwalben erst später in Richtung Süden, gab es offenbar noch keinen Kaltlufteinbruch, der Winter "verspätet" sich also. Aus der Länge des Winters aber auf die Härte zu schließen, kann ins Auge gehen. Auch ein kurzer Winter kann knackig kalt sein.
Das wohl berühmteste Wettertier ist der Hahn. So steht er zunächst einmal auf vielen Dächern und zeigt die Windrichtung an. Eine oft zitierte und modifizierte Bauernregel lautet: "Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter, kräht er auf dem Hühnerhaus, hält das Wetter die Woche aus." und nicht wie im Volksmund bekannt "Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt, wie es ist". Natürlich macht nur die ursprüngliche Bauernregel einen Sinn, denn, kräht der Hahn auf dem Mist, ist letzterer vermutlich feucht, Würmer und andere Insekten kriechen an die Oberfläche und der Gockel ist dort mit Nahrungsaufnahme beschäftigt. Kräht er hingegen auf dem Dach des Hühnerstalls, ist der Misthaufen wohl eher trocken und das Nahrungsangebot nicht so reichlich, weil sich die Würmer und Insekten in die unteren, dort noch etwas feuchteren Schichten verzogen haben.
Da sich stabile Hochdruckwetterlagen und somit meist schönes und trockenes Wetter länger halten, als Tiefdruckwetter, das oft mit Regen verbunden ist, entbehrt diese Regel nicht einer gewissen Logik. Findet der Hahn auf dem Mist etwas zu fressen, gab es vermutlich gerade Regen oder es regnet aktuell. Aufgrund der eher kurzlebigen Tiefdruckwetterlagen steht ein Wetterwechsel, zu welchem Wetter auch immer, bevor. Findet er hingegen auf dem Mist nichts zu fressen, ist dieser wohl trocken und, geht man von langlebigen Hochdrucklagen aus, bleibt es wohl auch noch trocken. Ob das eine ganze Woche so sein muss, sei dahingestellt.
Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst