Eine gemischte Jahresbilanz für die Landwirtschaft
Das Wetter beeinflusst in vielen Belangen das tägliche Leben, zum Beispiel in der Freizeitgestaltung oder auf dem Weg zur Arbeit und Schule. Wetterextreme wie Stürme, schwere Gewitter mit Starkregenfällen oder winterliche Ereignisse wie Glatteis gefährden dabei sogar teilweise Leib und Leben und können für massive Auswirkungen auf den Straßen und Schienen sowie auf den Luftverkehr sorgen. Allgemein sind damit dann große Schäden an jeglicher Art von Infrastruktur verbunden.
Vor allem der Anbau von Obst, Gemüse und Getreide ist wesentlich von den Wetterbedingungen in der Vegetationsperiode abhängig. Am vergangenen Sonntag wurde in vielen Ortschaften das alljährliche Erntedankfest - ein christliches Fest nach der Ernte im Herbst - begangen. Doch in diesem Jahr ziehen die Landwirte hierzulande eine sehr gemischte Bilanz:
Hierbei schlägt zum einen das verbreitete Wasserdefizit seit dem Frühjahr zu Buche, das auch an den sehr niedrigen Pegelständen vieler Flüsse und den zahlreichen Waldbränden in manchen Regionen sichtbar wurde und vor allem die Feldfrüchte betraf. In vielen Regionen gab es insbesondere beim Getreide hohe Ernteeinbußen aufgrund von langanhaltender Hitze und Dürre. Auch der Ertrag von Kohl und Kartoffeln fiel in diesem Jahr deutlich geringer aus. Der Bereich der Landwirtschaft, der sich also dem Ackerbau verschrieben hat, muss in diesem Jahr leider eine schlechte Bilanz ziehen.
Andererseits werden sich wohl die meisten Obst- und Weinbauern über besonders gute Erträge freuen können - anders als im letzten Jahr, als es Ende April während bzw. kurz nach der Obstblüte nochmals verbreitet mäßigen Frost gab und deshalb viele Blüten und Fruchtansätze erfroren, wenn es nicht möglich war Schutzmaßnahmen zu ergreifen. In diesem Jahr hielt sich zwar das eher kühle, fast noch winterliche Wetter bis in den März, dafür startete dann der Sommer im Laufe des Aprils direkt durch. Es gab auch keine Spätfröste mehr, so dass der Fruchtansatz an den Obstbäumen und -sträuchern bereits sehr gut ausfiel. Die Bäume, Sträucher und Reben hingen in vielen Gebieten regelrecht übervoll mit Kirschen, Äpfeln, Birnen, Quitten, Pflaumen, Beeren und Trauben. Zusätzlich ließen die vielen Sonnenstunden und die Wärme während der Sommermonate das Obst gut reifen und sorgten für einen hohen Zuckergehalt und damit sehr schmackhafte Früchte. Doch wie aus Winzerkreisen zu hören ist, könnte der hohe Zuckergehalt der Trauben auch ein kleiner Nachteil für den Weinjahrgang 2018 werden. Dem Wein könnte die für die Geschmacksnote nötige Säure fehlen und der viele Zucker in den Trauben bei der alkoholischen Gärung in "verhältnismäßig viel" Alkohol umgewandelt werden...
Auch für einige Gemüsesorten, die empfindlich gegenüber Nässe und eher wärmeliebend sind, war es ein ertragreiches Jahr. So hatten zum Beispiel auch viele Hobbygärtner eine reiche Tomaten-, Auberginen- oder Paprikaernte.
Zusammenfassend lässt sich die Jahresbilanz für die Landwirtschaft mit dem folgenden Sprichwort beschreiben: "Was dem einen sein Freud, ist dem Anderen sein Leid." (Autor unbekannt)
Dipl.-Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst