(Ex)HELENE sorgt für Sommerfeeling
HELENE - zahlreiche Schlagerfans bekommen bei diesem Namen ein regelrechtes "Herzbeben", Feinschmecker denken eher an das Birnen-Dessert der klassischen französischen Haute Cousine. Aber wer ist die HELENE, die den Sommer zurückbringen soll? Der aufmerksame Leser unserer Themen des Tages hat schon ein paar Hinweise bekommen. Deshalb möchte ich Sie nicht weiter auf die Folter spannen und verraten, dass es sich bei (Ex-)HELENE um einen ehemaligen Hurrikan handelt, der in den nächsten Tagen als außertropisches Orkantief zu den Britischen Inseln zieht. Stellt sich manch einem gleich die nächste Frage: Haben wir in den letzten Tagen nicht überall in den Medien und auch an dieser Stelle von den verheerenden Auswirkungen tropischer Wirbelstürme wie Hurrikan FLORENCE und Taifun MANGKHUN gelesen - wie passt dann ein Ex-Hurrikan mit Sommerwetter zusammen?
Bevor wir diese Frage klären können, schauen wir uns zunächst die bisherige Zugbahn von HELENE an (Abbildung 1). Bereits in der Nacht zum Donnerstag, den 6. September, entstand über dem Westen Malis eine sogenannte "Tropical Depression" (tropische Tiefdruckstörung) und zog westwärts über den Senegal. Mit Verlassen des afrikanischen Festlands verstärkte sie sich Freitagabend (7.9.) rasch zum tropischen Sturm HELENE und wurde mit weiterer Westverlagerung am Abend des vergangenen Sonntags (9.9.) knapp südlich der Kapverdischen Inseln erstmals auf einen Hurrikan hochgestuft (Stärke 1 der Saffir-Simpson-Skala, Wind > 119km/h). HELENE zog in den Folgetagen unter weiterer Intensivierung nach wie vor nach Westen und verstärkte sich am Montag (10.9.) auf Stärke 2 (Wind > 154km/h). Anschließend bog sie kontinuierlich nach rechts ab und schwächte sich zur Wochenmitte bereits wieder ab. Somit handelte es sich bei HELENE um einen mäßig-starken Hurrikan, der hauptsächlich über Meer zog und keine größeren Schäden anrichtete. Donnerstagmittag (13.9.) konnte HELENE bereits wieder auf einen tropischen Sturm herabgestuft werden.
Mit der Verlagerung nach Norden und dem Erreichen der gemäßigten Breiten kam es allmählich zur sogenannten "extratropcal transition", der Umwandlung von einem tropischen Wirbelsturm zu einem außertropischen Tiefdruckgebiet. Der Sturm verliert hierbei nach und nach seine tropischen Eigenschaften (z.B. typische Wolkenspirale mit Auge, geschlossenes Windsystem mit den stärksten Windgeschwindigkeiten ums Auge). In der Nähe der Polarfront (Grenzbereich zwischen polarer Kaltluft und subtropischer Warmluft) wird er von der Westwindzone eingefangen, wodurch sich die Zuggeschwindigkeit deutlich erhöht. Außerdem bilden sich Fronten, die ein entscheidendes Merkmal von außertropischen Tiefdruckgebieten sind. Aus HELENE wird Ex-HELENE.
Nun kommen wir zurück zum Sommerwetter in Deutschland. Ex-HELENE befindet sich aktuell nordwestlich der Azoren (Abbildung 2) und zieht als Orkantief rasch nach Nordosten. In der Nacht von Montag auf Dienstag soll sie die Britischen Inseln überqueren. Ex-HELENE hat dabei weiterhin die (warme und feuchte) tropische Luftmasse im Schlepptau und schaufelt zusätzlich an ihrer Vorderseite in einem breiten Warmsektor die über Spanien liegende subtropische Warmluft bis zu uns nach Deutschland. Sommerfans aufgepasst - die Temperaturen klettern am Dienstag wieder verbreitet auf sehr warme 27 bis 30 Grad! Vor allem entlang des Rheins und nördlich der Mittelgebirge kann gebietsweise sogar die 30-Grad-Marke überschritten werden. Da Deutschland noch von einem Hoch über Osteuropa profitiert, lacht die Sonne von Montag bis Mittwoch von einem nahezu wolkenlosen Himmel, sodass das Wetter nochmals zum Sonnenbaden einlädt. Auch im Norden ziehen letzte Wolkenfelder bis Dienstag ab. Lediglich mit örtlichen Nebelfeldern am Morgen und anfangs kühlen Nächten macht der Herbst auf sich aufmerksam. Durch die Zufuhr der (sub)tropischen Luftmassen werden aber auch die kühlen Nächte bald Geschichte sein.
Allerdings soll nicht unerwähnt bleiben, dass viele Iren und Briten bei der Überquerung von Ex-HELENE von schweren bis orkanartigen Sturmböen heimgesucht werden.
Ex-HELENE wird dabei im Zuge ihrer Verlagerung nach Norden mehr und mehr in einen großen nordatlantischen Tiefdruckkomplex integriert und schwächt sich ab. An der Südostflanke dieses Komplexes dauert der Zustrom warmer Luft an, sodass bis in die zweite Wochenhälfte hinein das sommerlich warme Wetter erhalten bleibt. Allerdings nimmt das Schauer- und Gewitterrisiko wieder etwas zu.
Genießen Sie die (vielleicht letzten) hochsommerlichen Tage!
Dipl.-Met. Dr. Markus Übel
Deutscher Wetterdienst