Tipps, um beim Bergwandern keine Überraschung zu erleben
Schien am Morgen noch die Sonne von einem strahlend blauen Himmel und ließ der Wetterbericht zudem verlauten "Heute 25 bis 30 Grad, viel Sonnenschein, nur selten Schauer,...", wurde der Zusatz "...in den Bergen auch Gewitter." wegen der Vorfreude auf den Apfelstrudel mit Vanillesoße auf der Almhütte schon überhört. Die Sonnenmilch wurde sicherlich noch eingepackt, ist sie in den Bergen doch extrem wichtig. Aber die kurze Hose sowie die leichte Jacke im Rucksack können bei diesen Aussichten schon deutlich zu wenig Kleidung für Wanderungen in luftiger Höhe sein.
Der Wetterbericht übermittelt Ihnen nicht nur das Wetter im Tal, auch weist er Sie auf das Temperaturniveau auf den Berggipfeln hin. Gibt es am Morgen viel Sonne und werden am Nachmittag Schauer und einzelne Gewitter vorhergesagt, deutet dies auf eine labil-geschichtete Atmosphäre hin. Das heißt, die Temperatur nimmt - wie üblich - mit zunehmender Höhe ab, dies aber spürbar! Sie können die Temperatur auf den Bergen sogar selbst abschätzen. Befinden Sie sich an einem heiteren Tag am Fuße des Berges oder an der Seilbahnstation in 1500 Meter Höhe und wollen bis auf 2500 Meter hinauf, können Sie davon ausgehen, dass die Temperatur alle 100 Meter um ca. 1 Grad abnimmt. Bei einer Höhendifferenz von 1000 Metern sind dies also 10 Grad. Sind im Tal noch sommerliche 25 Grad Celsius, so ist es auf dem Berg mit 15 Grad Celsius recht frisch. Verdecken die Wolken am Nachmittag die Sonne, wird es auf dem Gipfel kühl. Gern weht dort auch noch ein stärkerer Wind als am Fuße des Berges. So ist es immer ratsam eine lange Hose, einen Pullover oder eine Jacke und für die Kleinen ein zusätzliches Paar Socken sowie eine Mütze im Rucksack dabei zu haben.
Die Schauer und Gewitter, die lokal erwartet werden, sollten ebenfalls ernst genommen werden! Solch ein Wetterumschwung kann sich im Gebirge recht schnell ereignen. So schnell sind Sie nicht wieder vom Gipfel herunter. Niederschlag entsteht, wenn Feuchte aufsteigt und der Wasserdampf in kühleren Schichten kondensiert. So bildet sich zunächst eine Wolke. Kann diese den kondensierten Wasserdampf nicht mehr halten, fällt Niederschlag. In den Bergen wird das Aufsteigen durch die vorhandene Orografie (das Gelände) verstärkt. Dort entwickeln sich bevorzugt Schauer und Gewitter. Die Chance von einem kräftigen Schauer oder gar Gewitter erwischt zu werden, ist in den Bergen häufig höher als im Flachland. Einen Schauer können Wanderer ja noch halbwegs verkraften. Man ist ja "nicht aus Zucker". Bei einem Gewitter sollten Wanderer allerdings rasch Schutz aufsuchen. Weder eine Buche, noch eine Eiche bieten Schutz! Am ehesten sind Wanderer in einer festen Hütte, vorzugsweise mit Blitzableiter, vor einem Blitzeinschlag sicher. Ist kein Gebäude in Sicht, suchen Sie eine Senke auf, in der Sie sich mit geschlossenen Füßen auf dem Boden in die Hocke begeben!
Ebenfalls verblüffend kann zu dieser Jahreszeit ein Wintereinbruch in großen Höhen sein. Gerade für Bergwanderer, die von Hütte zu Hütte ziehen, kann es schnell eine weiße Überraschung am Morgen geben, obwohl man am Vortag noch bei Sonnenschein und 25 Grad im Tal gestartet war. Nach einem Kaltfrontdurchgang kann es durchaus üblich sein, dass sich die Berggipfel am nächsten Morgen in einem weißen Kleid zeigen und die Temperatur deutlich abgesackt ist.
Seien Sie immer wachsam und behalten Sie das Wetter beim Wandern im Auge! In den Bergen sollte man für alle Eventualitäten gewappnet sein! Dann können Sie die ungestörte Natur mit wundervollen Wolkenstrukturen und mit Glück die Fernsicht bis in 100, 200 oder gar 300 Kilometer Entfernung genießen.
Dipl.-Met. Julia Fruntke
Deutscher Wetterdienst