YU bringt Schauer und Gewitter, dann Abkühlung
In den vergangenen drei Tagen (03. bis 05. September 2018) konnten zahlreiche Stationen im Messnetz des Deutschen Wetterdienstes wieder einen Sommertag verzeichnen. Kühler blieb es meist nur im Norden im Bereich der Küsten sowie in den südlichen Landesteilen unter dichten Regenwolken. An wenigen Stationen wurde gestern sogar nochmal ein heißer Tag registriert. Spitzenreiter war dabei die Station in Dillenburg (Hessen) mit 30,2 Grad. An den Küsten sowie im Bergland blieb es hingegen bei Werten zwischen 16 und 21 Grad deutlich kühler.
Allerdings bildeten sich in der teils feucht-warmen und energiereichen Luft besonders am Dienstag und Mittwoch im Bereich der Mittelgebirge auch einzelne starke Gewitter. Aufgrund der geringen Höhenwinde verlagerten sich diese nur sehr langsam, wodurch lokal eng begrenzt Starkregen auftrat. Zu unwetterartigen Mengen kam es jedoch nur vereinzelt, wie zum Beispiel am Dienstag in Roding-Neubäu (Landkreis Cham in Bayern), wo 40 l/m² in 37 Minuten "vom Himmel fielen".
Tief "YU" (gespr. Jü), das bis heute über dem Nordwesten allerdings nur wenig wetterwirksam war und somit von uns auch nur wenig Beachtung geschenkt bekam, nimmt nun allerdings etwas Fahrt auf. Denn bereits seit der vergangenen Nacht erfährt YU Unterstützung aus höheren troposphärischen Luftschichten. Von Westen her nähert sich ein Höhentrog, der mit YU zunehmend interagiert und den nötigen Antrieb liefert. Somit können Schauer und Gewitter auch etwas verbreiteter auftreten.
Aktuell (Stand 06.09.2018, 9:00 Uhr MESZ) kommt es im Bereich einer Zone mit tiefem Luftdruck, ausgehend von Tief YU mit Kern über dem Nordwesten Deutschlands über die westlichen Mittelgebirge und die Vogesen hinweg bis in die Provence und die Westalpen bereits zu Schauern und einzelne Gewittern. Diese werden sich im Tagesverlauf allmählich ostwärts verlagern und noch etwas an Intensität zunehmen. Bis zum Abend erreichen sie dann etwa eine Linie, die sich von Schleswig-Holstein über den Harz sowie den Thüringer Wald bis zum Allgäu erstreckt. Aber auch im Bereich der deutschen Alpen sind einzelne starke Gewitter wahrscheinlich. Zwar werden die Gewitter geringfügig schneller ziehen als dies in den vergangenen Tagen der Fall war, trotzdem kommt es bei wiederholten Schauern oder kräftigen Gewittern aufgrund des hohen Feuchtegehalts der Atmosphäre örtlich zu Starkregenfällen, die vereinzelt auch unwetterartig (über 25 l/m² in kurzer Zeit) ausfallen können. Die sonstigen Begleiterscheinungen wie starke bis vereinzelt stürmische Böen oder Hagel dürften heute eher eine untergeordnete Rolle spielen.
Das Thermometer schafft es heute in der Osthälfte bei reichlich Sonnenschein nochmals auf sommerliche Temperaturwerte von bis zu 29 Grad, im Westen bleibt es unter oftmals dichten Wolken bei Werten um 20 Grad kühler. Am Abend greift dann die zu YU gehörende Kaltfront auf den Westen über, die rückseitig kühlere Meeresluft mit sich führt. Dabei bringt diese Kaltfront nur noch ein paar wenige Schauer und meist keine Gewitter mehr mit sich. Zudem geht die Temperatur nach ihrem Durchgang weiter zurück, sodass die Tiefstwerte in der Nacht zum Freitag im Westen nur noch bei etwa 10 Grad Celsius liegen werden. In der Osthälfte bleibt es dagegen bei Tiefstwerten um 15 Grad meist noch etwas wärmer. Die Schauer und Gewitter schwächen sich allerdings nur wenig ab und greifen allmählich auch auf die Osthälfte über. Nur die Oder-Neiße-Region bleibt bis zum Morgen noch trocken.
Am Freitag vertieft sich Tief YU dann noch etwas und liegt mit seinem Kern über der Nordsee. Die von YU ausgehende Kaltfront lässt sich allerdings Zeit, Deutschland komplett zu überqueren. Entsprechend befinden sich der Osten und Süden auch am Freitag noch im Einflussbereich der wärmeren und feuchteren Luft, wo es nochmals zu Schauern und Gewittern mit Starkregen kommen kann. In den restlichen Teilen des Landes macht sich dagegen die eingeflossene kühlere Meeresluft mit vielen Wolken und nur wenigen Sonnenstunden bei Tageshöchstwerten um 18 Grad bemerkbar. Im Nordwesten kommt es zu Schauern, im Nordseeumfeld vereinzelt auch zu kurzen Gewittern. Dort wird es zudem auch etwas ungemütlicher, denn die Luftdruckunterschiede im Nordwesten nehmen zu, sodass es an der Nordseeküste sowie auf den vorgelagerten Inseln durchaus auch die eine oder andere stürmische Böen geben kann.
Am Wochenende zieht YU allmählich in Richtung Europäisches Nordmeer ab und der Hochdruckeinfluss über Deutschland nimmt wieder zu. Während der Nordwesten und Norden häufig unter Wolken verbleiben und dort zeitweise Schauer aufkommen, scheint in den übrigen Landesteilen bei nur wenigen Wolken auch wieder häufiger die Sonne und auch die Temperaturen erreichen am Sonntag in der Südhälfte wieder sommerliches Niveau.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst