Glück im Unglück auf Hawaii

Am Mittwoch, den 15. August 2018 wurde LANE im nordöstlichen Pazifik als tropische Depression geboren und zog unter Intensivierung weiter in westnordwestlicher Richtung. Zwei Tage später erreichte er dann bereits Hurrikanstärke auf der sogenannten Saffir-Simpson-Skala (siehe www.dwd.de/lexikon). Auf seinem weiteren Weg in den Zentralpazifik verstärkte sich LANE weiter und wurde am Mittwoch, den 22. August, also eine Woche nach seiner Geburt, etwa 500 km südöstlich von Hawaii schließlich als Hurrikan der höchsten Kategorie 5 mit über eine Minute gemittelten Windgeschwindigkeiten von bis zu 257 km/h eingestuft, die maximalen Spitzenböen können dabei sogar über 300 km/h liegen.

Fast zwölf Stunden wurde LANE als Kategorie-5-Hurrikan eingestuft, bevor er sich wieder leicht abschwächte. Allerdings deuteten die Vorhersagemodelle in der letzten Woche eine gefährliche Richtungsänderung an. LANE, der bisher nur in westnordwestlicher Richtung unterwegs war, sollte zunehmend in nördliche Richtungen abdrehen und somit Kurs auf Hawaii nehmen. Experten hatten befürchtet, dass der Hurrikan direkt auf Hawaii treffen könnte, was ihn zu einem der stärksten Hurrikane seit über 20 Jahren auf Hawaii gemacht hätte. Der letzte verheerende Hurrikan trat dort vor 26 Jahren auf. Damals traf "INIKI" direkt auf Kauai, die nördlichste der vier großen hawaiianischen Inseln und forderte neben Sachschäden in Milliardenhöhe auch sieben Todesopfer.

Also bereiteten sich die Bewohner von Hawaii auf LANE vor. Der Gouverneur David Ige rief die Einwohner dazu auf, Vorräte für mindestens 14 Tage anzulegen. In den Lebensmittelläden fand man leere Regale vor, vor Eingängen stapelte man Sandsäcke und Fenster wurden mit Spanholzplatten gesichert. Allerdings sollten sich die schlimmsten Befürchtungen im Fall von LANE zum Glück nicht bewahrheiten, wenngleich er Hawaii nicht ungeschoren davon kommen ließ (siehe historische Zugbahn in der oberen Grafik zum Thema des Tages).

Big Island, die südlichste Hauptinsel, traf es als Erstes und wohl auch am heftigsten. Bereits am Mittwoch, den 22. August traten die ersten Regenfälle von LANE auf und sollten dort mit wechselnder Intensität bis zum Sonntag, dem 26. August anhalten. In diesem Zeitraum wurden über vier Tage hinweg an der Station Mountain View insgesamt 1321,3 Liter pro Quadratmeter gemessen. Eine ungeprüfte private Wetterstation registrierte sogar fast 1493,5 Liter, was fast dem doppelten durchschnittlichen Jahresniederschlag von Deutschland von etwa 789 Litern entspricht. Allerdings muss diese Station erst noch auf Funktionstüchtigkeit sowie ihre Repräsentativität geprüft werden. Alleine in 24 Stunden wurden an der Station Hakalau auf Big Island sagenhafte 550 Liter beobachtet.

Wie dem auch sei, mit diesen sintflutartigen Regenfällen stellt LANE den Rekord tropischer Wirbelstürme auf Hawaii ein. Der alte Rekord aus dem Jahr 1950 wurde von Hurrikan HIKI gehalten und betrug 1320,8 Liter. Außerdem ist die registrierte Regensumme die zweithöchste, jemals in den USA gemessen Niederschlagssumme tropischer Wirbelstürme. Höhere Mengen kamen, laut dem nationalen Wetterdienst der USA nur durch Hurrikan HARVEY in Nederland (Texas) im Jahr 2017 auf mit 1538,7 Litern.

Somit ist es nicht verwunderlich, dass es auf Big Island in dem komplexen und teils sehr steilen Terrain vielfach zu Überschwemmungen, massiven Sturzfluten und gefährlichen Erdrutschen kam. Darüber hinaus ließen hohe Windgeschwindigkeiten viele Bäume umknicken. In der Folge kam es zu Stromausfällen, viele Straßen waren unpassierbar und wurden gesperrt, besonders im Osten der Insel. Man kann sicher von Glück reden, dass bei dem Ausmaß der Schäden niemand lebensgefährlichen Schaden genommen hat.

Die weiteren Inseln waren deutlich weniger von LANE betroffen, wenngleich auch auf Kauai und Oahu von Überschwemmungen, Erdrutschen und Stromausfällen berichtet wurde. Auf Maui konnten ebenfalls Regensummen von insgesamt 649,7 Litern in vier Tagen gemessen werden, wodurch es auch dort zu ähnlichen Folgen kam. Allerdings fachte der Wind darüber hinaus diverse Waldbrände auf Maui an, die ebenfalls für Verletzte sowie Schäden in bewohnten Gebieten sorgten. Außerdem warnten Behörden an den südlich ausgerichteten Inselabschnitten vor einer durchaus gefährlichen Springflut von bis zu 8 Metern.

LANE zog am 23. und 24. August in einem Bogen unter weiterer Abschwächung zur Kategorie 3 westlich der hawaiianischen Hauptinseln vorbei, blieb aber mit seinem Kern fernab der hawaiianischen Landmasse, was am Ende schlimmere Auswirkungen verhinderte. Im Laufe des 24. nahmen die atmosphärischen Zustände zunehmend ungünstigen Charakter für die weitere Entwicklung des Wirbelsturms an, was eine weitere Abschwächung zur Folge hatte. Am 25. August gegen 5 Uhr unserer Zeit wurde er schließlich zu einem tropischen Sturm mit Windgeschwindigkeiten von 112 km/h herabgestuft und verließ Hawaii allmählich mit seinem Einflussbereich.

Allerdings bleibt es in der aktuellen Hurrikansaison weiterhin spannend auf Hawaii. Weiter östlich in Richtung amerikanischen Festlands befinden sich gleich zwei weitere tropische Stürme. Zwar wird der nächste Sturm namens MIRIAM weit östlich von Hawaii vorbeiziehen, allerdings liefern die Wettermodelle erste Anzeichen für eine durchaus "günstige" Zugbahn des zweiten Sturms namens NORMAN. Ob und wie stark Hawaii betroffen sein könnte, ist allerdings noch unklar. Die aktuelle Vorhersage des National Hurricane Center (NHC) der Vereinigten Staaten finden Sie in der unteren Grafik zum Thema des Tages.

MSc.-Met. Sebastian Schappert

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.08.2018

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