JahrhundertMondfinsternis
Die Hobbyastronomen unter uns sind schon in heller Aufregung: Am Freitagabend (27.07.) und in der Nacht zum Samstag steht eines der ganz großen astronomischen Ereignisse unserer Zeit bevor: Eine totale Mondfinsternis, die mit einer Dauer von 103 Minuten die längste des 21. Jahrhunderts sein wird. In Deutschland wird die totale Phase der Finsternis vollständig zu sehen sein, zumindest wenn das Wetter uns keinen Strich durch die Rechnung macht.
Eine Mondfinsternis ist prinzipiell kein seltenes Ereignis, findet nämlich alle paar Jahre, teilweise sogar mehrfach während eines Jahres irgendwo auf der Erde statt. Im Durchschnitt ereignen sich so immerhin 154 Mondfinsternisse pro Jahrhundert. Bei einer Mondfinsternis durchquert der Mond den Schattenkegel, den die von der Sonne beleuchtete Erde in den Weltraum wirft. Das geschieht genau dann, wenn sich Sonne, Erde und Mond ziemlich genau auf einer gedachten Linie befinden. Der von der Erde ausgehende Schattenkegel umfasst einen Kernschatten, wo die Sonne von der Erde vollständig, und einen Halbschatten, wo die Sonne zumindest teilweise verdeckt wird. Passend dazu spricht man auch von einer partiellen und totalen Mondfinsternis, bei einer totalen Mondfinsternis von einer partiellen und totalen Phase.
Das Besondere bei der nun anstehenden Finsternis ist die Tatsache, dass sowohl die Entfernung zwischen Erde und Mond als auch die Entfernung zwischen Erde und Sonne besonders groß sind und der Mond den dadurch hinsichtlich des Querschnittes überdurchschnittlich großen Erdschatten mittig durchquert. Als kleines "Schmankerl" fungiert der Mars, der ausgerechnet während der Finsternis von der Erde aus betrachtet in unmittelbarer Nachbarschaft zum Vollmond erscheint. Somit steht er - wie der Mond - zwangsläufig in Opposition zur Sonne, also in relativ zur Erde gegenüberliegender Position zum Zentralgestirn. Dadurch erreicht er am Himmel seine maximale Strahlkraft. Der sich langsam verfinsternde Mond und der Mars als fotogenes Accessoire daneben stellen somit ein wirklich einmaliges Motiv dar.
Die Termine der Mondfinsternisse sind - ähnlich wie beim Wetter die verschiedenen meteorologischen Größen - nie völlig exakt bestimmbar. Die Vorhersage einer Finsternis gehört zu einer der schwierigeren Aufgaben in der Astronomie und ist stets mit gewissen Unsicherheiten behaftet. Die Bahnen der Himmelskörper Erde und Mond unterliegen nämlich zahlreichen Einflüssen, die sich fortwährend verändern. Insbesondere die gegenseitige Beeinflussung zwischen Erde und Mond macht es so schwer, zukünftige Positionen der Körper vorherzusagen.
Nichtsdestotrotz können jetzt, so kurz vor dem Ereignis, die Termine der verschiedenen Phasen der Finsternis auf die Minute genau angegeben werden. Der Mond tritt am Freitagabend um 19:13 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit in den Halbschatten der Erde, um 20:24 Uhr schließlich in den Kernschatten. Die totale Phase der Finsternis startet um 21:30 Uhr, die maximale Verfinsterung ereignet sich um 22:22 Uhr. Da der Mond in Deutschland etwa zwischen 20:45 Uhr (ganz im Osten) und 21:30 (ganz im Westen) über dem östlichen Horizont aufgeht, ist die partielle Phase nicht vollständig, die totale Phase aber in vollem Umfang sichtbar.
Soviel zu den astronomischen Rahmenbedingungen. Bleibt noch die Frage nach dem Wetter. Zwar bestehen gewisse Unsicherheiten, aber in vielen Regionen Deutschlands wird man die Mondfinsternis bei überwiegend geringer Bewölkung und vor allem noch sehr warmen Temperaturen beispielsweise bei einem Glas Wein auf der Terrasse, im Garten oder mit Freunden von einem exponierten Aussichtspunkt aus wohl quasi uneingeschränkt genießen können. Etwas schlechter könnten die Bedingungen im Osten und Südosten sein, wo zeitweise hohe und mittelhohe Wolkenfelder durchziehen. Sogar ein kurzer Schauer scheint im Bereich des Möglichen. Von teilweise etwas stärkerer Bewölkung am ehesten gefährdet sind - nach jetzigem Stand - die Gebiete vom Alpenrand bis nach Oberfranken sowie von Thüringen und Sachsen bis nach Mecklenburg-Vorpommern.
Wir - die Meteorologen der Vorhersagezentrale des Deutschen Wetterdienstes - hoffen, Sie haben Glück mit dem Wetter und wünschen Ihnen ein unvergessliches Erlebnis.
Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst