Nur ein Tropfen auf den heißen Stein
Der Frühling und auch die ersten Wochen des Sommers liefen vor allem in den nördlichen Regionen Deutschlands sowie im Osten meist nach demselben Muster ab: über lange Zeiträume Hochdruckeinfluss mit nur kurzen Unterbrechungen, die aber meist nur unergiebigen Regen zur Folge hatten. Das Resultat davon ist gebietsweise eine außergewöhnliche Trockenheit. Die Kombination aus sonnigem Wetter und trockener Festlandsluft lässt die landwirtschaftlichen Flächen sowie die Wälder zunehmend austrocknen. Mittlerweile sind nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes bei gewissen Kulturen massive Ernteeinbußen zu verzeichnen. Zudem sind Waldbrände eine ständige Gefahr. Bereits der Funkenflug von Erntemaschinen oder die Brennglaswirkung von unachtsam weggeworfenen Gegenständen können Wälder und Flure schnell in Brand setzen (nähere Informationen zur Walbrandgefahr: Thema des Tages vom 01.07.2018 https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/7/1.html).
Es ist daher nicht verwunderlich, dass Land- und Forstwirte mit besonderer Aufmerksamkeit unsere täglichen Prognosen verfolgen. Bisher konnten die "Wünsche" nach Regen aber kaum erfüllt werden. Wie geht es aber nun in den nächsten Tagen weiter? An der grundlegenden Großwetterlage ändert sich zumindest in den nächsten Tagen erstmal wenig. Es bleibt dabei, dass sich der Schwerpunkt des für weite Teile West- und Mitteleuropas wetterbestimmenden Hochdruckgebiets weiterhin bei oder über den Britischen Inseln befindet. Allerdings gelangen weite Teile Deutschlands zunehmend an den Rand dieser Hochdruckzone. Damit können kleinräumige Tiefs etwas ins Wettergeschehen eingreifen.
Das markanteste davon ist ein Tiefdruckgebiet, das ab Montag vom Europäischen Nordmeer über das südliche Skandinavien in den Norden Deutschlands zieht und die Oder in der Nacht zum Mittwoch erreicht. Mit diesem strömt kühlere und auch etwas feuchtere Nordseeluft heran. Allerdings ist die Vorhersage der exakten Zugbahn solcher kleinräumigen Tiefdruckgebiete zum einen nicht einfach und relativ lange von Unsicherheiten geprägt, zum anderen sind die damit verbundenen Niederschlagsprozesse schwierig vorherzusagen.
Aus aktueller Sicht kommt es ab Montagnachmittag zunächst im Nordwesten zu ersten Schauern, die aber eher unergiebig ausfallen werden. In der Nacht zum Dienstag breiten sich diese aus und verstärken sich etwas. Außerdem gesellen sich vor allem in Küstennähe auch ein paar Gewitter dazu. Am Dienstag tagsüber können schließlich mit Ausnahme des Südwestens überall Schauer und einzelne Gewitter auftreten, in der Nacht zum Mittwoch geht deren Verbreitung wieder etwas zurück. Am Mittwoch konzentrieren sich die Schauer vor allem auf die Osthälfte Deutschlands. Es liegt nun aber in der Natur der Sache, dass die Schauer nur örtlich Regen bringen werden. Viele Regionen werden daher auch dieses Mal "leer ausgehen". Von flächendeckendem Regen ("Landregen") kann daher keinesfalls gesprochen werden.
Es scheint zudem so zu sein, dass sich in der zweiten Wochenhälfte sowie am Wochenende wieder ein altbekanntes meteorologisches Muster einstellt: Das Bodenhoch etabliert seinen Schwerpunkt über Nordwesteuropa. Damit rücken weitere Niederschläge im Norden und Osten sowie in großen Teilen der Mitte Deutschlands in weite Ferne. Bei zunehmenden Sonnenscheinanteilen steigt die Temperatur zudem flächendeckend über die Marke von 25 Grad. Es ist daher zu befürchten, dass die Niederschläge der ersten Wochenhälfte gebietsweise nur ein Tropfen auf den sprichwörtlichen heißen Stein sind.
Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst