Die Schattenseite des trockenen Sommerwetters: Hohe Waldbrandgefahr!
Seit vielen Wochen, genau genommen schon beginnend im Frühjahr, sind die sogenannten "blockierenden Wetterlagen" die Hauptprotagonisten auf der europäischen Wetterbühne. Bei solchen Wetterlagen "nistet" sich ein nahezu ortsfestes, sehr warmes und bis in große Höhen reichendes Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt meist über dem nordwestlichen oder nördlichen Europa ein. Dabei wird die im Mittel vorherrschende Westströmung unterbrochen und atlantische Tiefausläufer bei ihrem Versuch blockiert, auf den europäischen Kontinent überzugreifen. Die Auswirkungen einer blockierenden Wetterlage auf das lokale Wetter in Deutschland können je nach räumlicher Verteilung und Stärke der dominierenden Hoch- und Tiefdruckgebiete aber sehr unterschiedlich ausfallen. Von relativ kühler bis hin zu sehr heißer Witterung, von durchweg trockenem Wetter bis hin zu Schauern und Gewittern kann alles dabei sein. Was aber in vielen Fällen fehlt, ist ausgedehnter, ergiebiger Landregen.
Während im April und Mai wenigstens weite Teile des Südens und Westens noch von Schauern und zum Teil heftigen Gewittern "bewässert" wurden, sind im Juni nun auch diese schauerartigen Regenfälle immer seltener geworden. Die eher unbeliebte, da "drückende" schwül-warme Luft wurde immer häufiger nach Südwesteuropa abgedrängt und von Nordosten durch wahrlich "staub-trockene" Festlandsluft ersetzt. Dies mag zwar zum allgemeinen Wohlbefinden beitragen, da nicht nur die gefühlten Temperaturen zurückgehen, sondern auch die Nächte weitaus kälter ausfallen, doch Schauer und Gewitter haben in dieser Luftmasse kaum eine Chance. Das zurzeit vorherrschende sonnig-warme Sommerwetter führt somit zwangsläufig, nicht zuletzt durch die ohnehin in vielen Regionen nicht allzu feuchte Historie, zu einer ernstzunehmenden Trockenheit und hohen Waldbrandgefahr.
Zur Abschätzung der Waldbrandgefahr stellt der DWD täglich aktualisierte Waldbrandgefahrenprognosen in Form eines Index, dem WBI, bereit. Den Link zu den WBI-Vorhersagekarten finden Sie unter diesem Text auf https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/7/1.html.
"Index" ist aber schon das Stichwort, denn es handelt sich dabei erstmal nur um eine grobe Abschätzung der sehr schwierig vorhersagbaren und regional mitunter stark variierenden Waldbrandgefahr. Die Hinweise, die der WBI liefert, stellt dann aber eine wichtige Grundlage für die eigentliche Warnungsherausgabe durch die verantwortlichen Landesbehörden dar.
Was macht die Abschätzung der Waldbrandgefahr so schwierig? Es ist das komplexe Zusammenspiel der drei maßgeblichen Zutaten "Brennstoff", "Wetter" und "Topographie". Sie entscheiden darüber, wie wahrscheinlich sich sein Brand entzündet und wie schnell und weit er sich ausbreiten kann. Damit sich Brände entwickeln können, muss zunächst einmal ein adäquater "Zündstoff" in Form trockener Vegetation vorhanden sein. Die Ausprägung der Vegetation (Dichte, Höhe, Verbreitung), die Art (Laub- versus Nadelbewuchs) und die chemische Zusammensetzung (verschiedene Holz-, Blatt- und Nadelarten) sind ausschlaggebend, wie schnell und explosiv sich die Brände ausweiten. Bezüglich Wetter sind die meteorologischen Parameter Temperatur, Feuchte und Wind zu nennen. Hohe Temperaturen und geringe Luftfeuchtigkeit bzw. ausbleibende Niederschläge erhöhen die Gefahr einer Entzündung, während böiger Wind zum einen die Verdunstung und Trocknung der Vegetation verstärkt, zum anderen bereits loderndes Feuer weiter anfacht. Wechselt die Windrichtung zudem, macht es die Ausbreitung des Brandes unberechenbar. Zu guter Letzt spielt die Topographie noch eine entscheidende Rolle. Es ist besonders die Stärke der Hangneigung, die die Geschwindigkeit der Ausbreitung beeinflusst. An steilen Hängen weitet sich das Feuer potenziell schneller aus.
Dass sich die meteorologischen Begebenheiten bei der aktuellen blockierenden Hochdruckwetterlage stark begünstigend auf die Waldbrandgefahr auswirken, steht außer Frage und wurde ja bereits zuvor erläutert. Auf Basis der aktuellen Berechnungen der verschiedenen Wettermodelle ist zu befürchten, dass sich daran auch mittelfristig wenig ändert. Allenfalls die Schauer- und Gewitterneigung nimmt im Wochenverlauf von Süden und Südwesten her langsam wieder zu. Bleibt am Ende zu bemerken, dass fast alle Waldbrände durch fahrlässiges menschliches Handeln verursacht werden. Bitte beachten Sie daher unbedingt die gesetzlichen Regelungen zum Rauchen, Grillen und Betreten des Waldes (siehe Link zur Übersicht auf https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/7/1.html).
Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst