Sommer in Südostasien
Monsune sind großräumige, mit beständigen Winden einher gehende Luftströmungen in den Tropen und niederen Subtropen mit halbjährlichem Richtungswechsel. Ihre Ursache ist die mit der Verlagerung der sogenannten innertropischen Konvergenzzone (engl. Abk. ITCZ) mit dem Sonnenstand im Verlaufe des Jahres einher gehende unterschiedliche Erwärmung von Meer und Land, man kann sie daher auch als gigantische Land- und Seewindzirkulation auffassen.
Im Nordwinter liegt die Innertropische Konvergenzzone und die damit verbundene Tiefdruckrinne weit im Süden, die asiatischen Landmassen sind gegenüber den südlichen Meeren vergleichsweise kalt, dort herrscht hoher Luftdruck im Bodenniveau. Es entsteht ein Zirkulationsregime, in welchem relativ kalte und trockene Luft vom asiatischen Kontinent südwärts strömt, der Winter- oder Nordostmonsun.
Im nordhemisphärischen Frühjahr und Sommer liegen die Verhältnisse anders, mit zunehmendem Sonnenstand erwärmt sich das Festland Süd- und Südostasiens stark und die ITCZ wandert nach Norden. Die umgebenden Meere sind nun relativ kühl, dort herrschen absinkende Luftbewegung und höherer Luftdruck. Es entsteht eine entgegengesetzt rotierende Zirkulation, der Sommer- oder Südwestmonsun (etwa von Ende Mai/Juni bis September/Oktober).
Da der asiatische Sommermonsun über weite und relativ warme Meeresflächen weht, kann sich die Luft mit viel Wasserdampf anreichern. Der Sommermonsun ist also feuchtwarm und bringt dem asiatischen Kontinent ergiebige Regenfälle (sog. Monsunregen), die von Gewittern durchsetzt und infolge von Staueffekte im Luv von Gebirgen noch verstärkt werden. Darüber hinaus dienen die ?Monsuntröge? der innertropischen Konvergenz gern als Entstehungsherde für die in der Region häufigen tropischen Stürme bzw. die berühmt-berüchtigten Taifune.
Um sich ein Bild von den intensiven Sommerniederschlägen in Südostasien zu machen, seien die bis Samstag, den 16.06.2018, 00:00 Uhr UTC, gemessenen 24-stündigen Regenmengen von Cubi Point (Philippinen, 14°48'N, 120°16'E, 19 m Höhe) mit 129 L/m² (= mm) und Naze (Japan, Insel Amami-Oshima, 28°23'N, 129°30'E, 3 m Höhe) mit 125,5 mm erwähnt. Ursache für die letztgenannten ?Wolkenbrüche? ist übrigens der tropische Sturm GAEMI, der Samstagfrüh im Seegebiet südsüdwestlich des japanischen Inselreiches entstanden war. Während derartige Regenmengen in Mitteleuropa selten sind, stehen sie im südostasiatischen Sommer auf der Tagesordnung.
Die unten stehende Karte Südostasiens, unterlegt mit einem infraroten Satellitenbild (10,8 µm), zeigt vierundzwanzigstündige Niederschlagsmengen in ganzen Litern pro Quadratmeter [L/m² = mm] vom heitigen Samstag, den 16.06.2018, um 00:00 Uhr UTC. Außerdem sind die zum selben Termin vom amerikanischen Vorhersagemodell GFS an den Gitterpunkten berechneten Windvektoren, mit dem Betrag der Windgeschwindigkeit in Knoten (engl. Einheitenzeichen [kt], lange Fieder = 10 kt, kurze Fieder = 5 kt, 1 kt = 1,852 km/h) sowie der Windrichtung, auf der erdoberflächennahen 1000-hPa- Hauptdruckfläche eingezeichnet.
Eine bodennahe, an der Bewölkung erkennbare, eher flache Tiefdruckrinne erstreckt sich vom Golf von Bengalen über Hinterindien hinweg bis zum Ostchinesischen Meer. Der von den Luftdruckunterschieden angetriebene, zunächst südliche Wind wird nördlich von etwa 5° nördlicher Breite durch die nun deutlich wirksame Corioliskraft nach rechts abgelenkt und weht nun recht straff mit 25 Knoten aus Südwest. Rechts oben im Bild belegt die zyklonale, also dem Uhrzeigersinn entgegen gerichtete Rotation der Windvektoren den frisch entstandenen Tropensturm GAEMI, dessen Wolkenspirale noch recht schwach ausgeprägt ist.
Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst