Abkühlung in Sicht!
Nach dem nun auch offiziell bestätigten wärmsten Mai seit Aufzeichnungsbeginn im Jahre 1881 in Deutschland waren auch die ersten Tage des neuen Monats bei uns geprägt von Wärme bzw. Hitze. Vielerorts wurden Sommertage mit Höchsttemperaturen über 25 Grad, mancherorts sogar heiße Tage mit Höchsttemperaturen über 30 Grad verzeichnet. Während in der Nordhälfte zumindest in den Nächten für Abkühlung gesorgt wurde und die Tiefsttemperaturen teilweise bis auf einstellige Werte zurückgingen, fiel die "Erfrischung" im Süden bei Tiefsttemperaturen zwischen 19 und 12 Grad deutlich moderater aus. Vereinzelt konnte am heutigen Donnerstagmorgen sogar eine Tropennacht registriert werden, wobei die Temperatur in der Nacht dort nicht unter 20 Grad sank. Nicht wenige Menschen fühlen sich bei dieser Wärme/Hitze unwohl und lechzen bereits nach Abkühlung. Und die ist nun tatsächlich in Sicht!
Bevor es aber soweit ist, stehen noch ein paar warme bis heiße und vor allem in der Südhälfte auch gewitterträchtige Tage samt lokalen Unwettern insbesondere durch Starkregen ins Haus. Ab Montag kommender Woche wird die warme bis heiße Luft jedoch zunehmend von Westen her aus Deutschland vertrieben (siehe dazu die Grafik der Höchsttemperaturen ab Sonntag unter https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/6/7.html). Hintergrund ist eine Umstellung der Großwetterlage, wobei sich der seit Wochen über Mittel- oder Südwesteuropa liegende Tiefschwerpunkt nach Skandinavien verlagert.
Dadurch ändern sich die Strömungsverhältnisse über Deutschland grundlegend. Statt warmer Luft aus südöstlichen oder südlichen Richtungen aus dem Mittelmeerraum oder aus Südosteuropa wird dann deutlich kühlere Luft aus nördlichen bis nordwestlichen Gefilden zu uns geführt. Allgemein ist von einem Temperaturrückgang von etwa 6 bis 8 Grad auszugehen, sodass sich die Tageshöchsttemperaturen bis Mitte der kommenden Woche auf 18 bis 23 Grad einpendeln.
Damit gehen die Temperaturen auf ein für die Jahreszeit übliches Niveau zurück. Ein Kälterückfall Mitte Juni tritt in unseren Breiten relativ häufig auf und wird üblicherweise als "Schafskälte" (oder wahlweise auch als "Schafkälte") bezeichnet (mehr Infos dazu unter www.dwd.de/lexikon, Stichwort "Schafskälte"). Allerdings ist die Temperatur bei einer gut ausgeprägten Schafskälte im Vergleich zum langjährigen Mittel etwa 4 Grad kühler, sodass in diesem Jahr höchstens von einer "Schafskälte light" gesprochen werden kann. Dass die Temperaturen trotz einer passenden nördlichen Strömung in der kommenden Woche nicht noch tiefer sinken, liegt an der bereits sehr warmen Nordsee. So liegt beispielsweise die Wassertemperatur auf Sylt derzeit bei 17 Grad und damit im Maximalbereich der für Juni üblichen Wassertemperaturen. Die ursprünglich kalte polare Luft erwärmt sich also über dem Meer noch deutlich, bevor sie bei uns ankommt.
Stellt sich nun noch die Frage, ob mit der Umstellung der Wetterlage und der Abkühlung auch endlich Regen für die Nordosthälfte in Sicht ist und die zum Teil große Trockenheit dort gelindert wird (siehe dazu auch das Thema des Tages vom 05.06.2018 unter https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/6/5.html)? In der Tat nehmen die Niederschlagssignale ab der kommenden Woche in Nordostdeutschland in den Wettermodellen zu, was angesichts der zu erwartenden neuen Lage des Tiefs über Skandinavien nicht unrealistisch ist. Allerdings sind die Niederschlagshinweise nicht unbedingt "überbordend", sodass es dort hoffentlich nicht nur bei dem berühmten "Tropfen auf dem heißen Stein" bleibt!
Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst