Der erste Weltbienentag
Am heutigen Pfingstsonntag, den 20.05.2018, wird zum ersten Mal der neu eingeführte Weltbienentag begangen. Dieser besondere Thementag soll die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf die Bedeutung von Bienen und anderen Bestäubern für ein nachhaltiges Ökosystem lenken sowie deren Bedrohungen vor Augen führen. Aus diesen Gründen beschloss der zuständige Ausschuss der Vereinten Nationen im vergangenen Jahr mit großer Mehrheit dem Antrag Sloweniens auf Einführung eines Weltbienentages zuzustimmen. Die UN-Generalversammlung in New York trat diesem Beschluss schließlich am 20.12.2017 bei.
Sowohl der antragstellende Staat, als auch das gewählte Datum sind keinesfalls Zufälle. Slowenien ist den Bienen traditionell sehr verbunden, die dort heimische Bienenart ist sogar Teil der slowenischen Identität. In kaum einem anderen Land gibt es, relativ gesehen, so viele Bewohner, die sich um das Wohlergehen von Bienenvölkern kümmern. Nach Auskunft staatlicher Stellen hält etwa jeder zweihundertste Einwohner Bienen. Daher ist es nicht überraschend, dass Slowenien bereits 2011 als eines der ersten EU-Länder den Einsatz bestimmter bienenschädlicher Pestizide unter Strafe stellte.
Der gewählte Tag, der 20. Mai, ist der Geburtstag von Anton Jansa (geboren 1734 in Bresniza, gestorben 1773 in Wien). Dieser slowenische Imker war einer der Pioniere der modernen Bienenwirtschaft und eine anerkannte Koryphäe auf diesem Gebiet. Die damals dort herrschende Kaiserin Maria Theresia berief ihn sogar als Lehrer an die neu gegründete Theresianische Imkerschule nach Wien.
Daher bietet sich heute an, die Witterung der vergangenen Monate im Hinblick auf das Wohlergehen der Bienen zu betrachten. Das Kalenderjahr begann fast überall sehr mild, es kam besonders im Süden und Westen kaum ein richtiges "Wintergefühl" auf (sechstwärmster Januar seit Aufzeichnungsbeginn). In großen Gebieten Nordrhein-Westfalens blieb es sogar frostfrei. Ausgeprägte milde Perioden im Hochwinter wirken sich meist ungünstig auf die Bienenvolksentwicklung aus. In Erwartung des Frühlings beginnen diese nämlich bei hohen Temperaturen bereits mit dem Brutgeschäft und zehren somit die eigenen körperlichen, als auch die Futterreserven auf.
Folgt darauf dann der "richtige" Winter, wie im vergangenen Februar und März geschehen, kann die junge Bienenbrut aufgrund der tiefen Außentemperaturen nicht mehr ausreichend gewärmt werden. Als Resultat wird diese von den Bienen oft aufgegeben. Damit ist die dafür verwendete Energie aber verschwendet worden. Erschwerend kam hinzu, dass sich der Winter nach einer vorübergehenden Erwärmung in vielen Regionen bis Ende März halten konnte. Dies verzögerte die Frühjahrsentwicklung der Völker. Insgesamt kann daher nicht gerade von einem optimalen "Bienenwinter" gesprochen werden.
Ab April zog aber schließlich der Frühling mit voller Wucht ins Land, flächendeckende Spätfröste blieben der Vegetation dieses Jahr zum Glück erspart. Im wärmsten April seit Beginn von kontinuierlichen Wetteraufzeichnungen entwickelte sich die Natur in rasendem Tempo. Ebenso rasch ging es mit der Entwicklung der Bienenvölker nach oben: Die Bienenzahl explodierte förmlich in jenen Völkern, die nach dem Winter nicht allzu geschwächt waren. Durch das gute Nahrungsangebot in der Natur sammelten die Bienen auch reichlich Nektar. Jedoch wirkte sich in manchen Regionen die Trockenheit negativ auf die Nektarproduktion mancher Pflanzen aus.
Wie geht es nun kurzfristig mit dem Wetter weiter? Es bleibt in den nächsten Tagen auf jeden Fall warm, ab Montag gebietsweise mit sommerlichen Temperaturen. Der leicht wechselhafte Charakter mit Schauern und Gewittern, die durchaus auch stark ausfallen können, steht allerdings vor allem im Süden und Südwesten weiterhin auf der Tagesordnung. Alles in allem aber eine durchaus bienenfreundliche Witterung zum Weltbienentag.
Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst