Hoch Fennoskandien, in Mitteleuropa überwiegend antizyklonal
Der Jahresverlauf der Witterung in Mitteleuropa besteht aus einer Folge typischer Wettersituationen, den "Großwetterlagen". Diese ergeben sich aus weiträumigen Luftdruckverteilungen und den daraus resultierenden Strömungsmustern in Bodennähe sowie auch in den darüber liegenden Luftschichten. Das Wetter selbst wird außerdem durch die Eigenschaften der in die Zirkulation einbezogenen Luftmassen dominiert. Es kann während der Andauer einer Großwetterlage an einzelnen Orten innerhalb des betrachteten Gebietes durchaus wechseln, der allgemeine Witterungscharakter bleibt jedoch erhalten.
Von den Azoren bis nach Fennoskandien hat sich eine schmale Hochdruckbrücke gebildet. Jedoch wird die Verbindung zum atlantischen Brückenpfeiler gerade durch einen von Grönland her südwärts ausgreifenden Trog hoch reichender Polarluft, der im Bodenniveau den Luftdruck sinken lässt, unterbrochen. Folglich wird sich in den kommenden Tagen die Hochdruckzone auf den Ostseeraum und Fennoskandien konzentrieren, aber auch die Witterung in Mitteleuropa prägen. Vom synoptisch-klimatologischen Standpunkt bietet sich daher die Klassifizierung der Großwetterlage als ein für Mitteleuropa ?antizyklonal? geprägtes "Hoch Fennoskandien" (wiss. Abkürzung "HFa") an.
"HFa" zählt zu den gemischten Zirkulationsformen, d.h. die zonale, also in West-Ost-Richtung verlaufende Strömungskomponente und der in Nord-Süd-Richtung orientierte, meridionale Anteil, sind etwa gleich groß. Sowohl in Bodennähe als auch in der mittleren Troposphäre herrscht eine Strömung aus östlichen Richtungen, mit der recht warme Luft herangeführt wird. Auch wenn die Luftdruckgegensätze über Mitteleuropa gering sind, ist an der Südflanke dieser Hochdruckzone, und somit auch in der Südhälfte Deutschlands, zeit- und gebietsweise mit teils gewittrigen Störungen zu rechnen.
In der Abbildung finden Sie im oberen Teil die vom heutigen 00:00-UTC-Lauf des europäischen Vorhersagemodells ECMWF für Sonntag, den 20.05.2018, 12:00 Uhr UTC, berechneten Prognosen der geopotentiellen Höhe der die mittlere Troposphäre repräsentierenden 500-hPa-Hauptdruckfläche (schwarze Isolinien, Maßeinheit geopotentielle Dekameter, [gpdam]) sowie der Temperatur in diesem Niveau. Dabei sind Warmluftmassen in roten Farbtönen und Kaltluft in blauen Schattierungen dargestellt. Darunter gibt es für denselben Termin eine mit Daten vom heutigen 00:00-UTC-Lauf des deutschen Vorhersagemodells ICON erstellte Bodenwetterkarte (Prognosekarte).
Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst