Trockene Wärme
Die "Schattenseite" des bundesweiten Traumwetters mit blauem Himmel und sommerlichen Temperaturen hat das gestrige Thema des Tages beleuchtet. Aktuell sind die Böden gebietsweise bereits so stark ausgetrocknet, dass zur Wochenmitte in Teilen Deutschlands die höchste Waldbrandgefahrenstufe 5 ausgerufen werden könnte. Im heutigen Thema des Tages soll es hingegen um positive Nebeneffekte des aktuellen Wetters gehen.
Die Sonne lacht, die Vöglein zwitschern - am vergangenen Wochenende hielt es kaum mehr einen in den eigenen vier Wänden. Vielleicht haben Sie eine Radtour unternommen, am See Beachvolleyball gespielt oder dem Hund eine Frisbee zugeworfen? Egal wie, sind sie bei körperlich anstrengenden Außenaktivitäten ins Schwitzen geraten? Für Ihre Verhältnisse sicherlich langsamer oder vielleicht auch gar nicht, denn die Luftmasse ist kontinental geprägt und damit angenehm trocken.
In der unten aufgeführten Karte sehen sie die Verteilung der relativen Luftfeuchte am gestrigen Sonntag um 16 Uhr Ortszeit. Diese lag verbreitet bei nur 20 bis 40%. Bildlich gesprochen enthielt die Luft zu dem Zeitpunkt nur rund ein Drittel der Wasserdampfmenge, die sie bei den entsprechenden Temperaturen (gemessen um 16 Uhr meist zwischen 20 und 25 Grad) theoretisch maximal aufnehmen könnte. Lediglich an Küstenabschnitten mit auflandigem Wind oder im höheren Bergland wurden auch mal 50% überschritten. In absoluten Zahlen (siehe absolute Feuchte im DWD-Wetterlexikon) bedeutet das umgerechnet gerade einmal 5 bis 10 Gramm Wasserdampf pro Kubikmeter Luft.
Insofern hatte die Atmosphäre also viel "Puffer", um überschüssige Feuchte aufzunehmen. Ideale Bedingungen also, um die Wäsche im Freien zu trocknen. Dazu ein leichtes Lüftchen und im Handumdrehen können Sie die mühsam aufgereihten Textilien wieder ihrem angestammten Platz im Kleiderschrank zuweisen. Ein weiterer positiver Nebenaspekt der geringen Luftfeuchte ist die beträchtliche nächtliche Abkühlung, die in trockener Luft und bei klaren windstillen Bedingungen am effektivsten von statten geht (ungehinderte langwellige Ausstrahlung). So lassen sich die Schlafräume am Abend (zumindest jetzt noch) rasch auf traum-taugliche Temperaturen trimmen.
Um das Temperaturempfinden des Menschen zu beschreiben, bedient man sich der sogenannten "Gefühlten Temperatur". Neben der Lufttemperatur und -feuchte spielen hierbei auch noch weitere meteorologische Größen wie Wind und Strahlung eine entscheidende Rolle. Vereinfacht gesprochen gibt die gefühlte Temperatur wieder, in welchem Maße der Organismus damit beschäftigt/beansprucht ist Kälte-/Wärmereize, die auf uns wirken, auszugleichen. Hat unser Körper aufgrund hoher Temperatur und Feuchtegehalts zunehmend Probleme über Verdunstung (Schwitzen) Wärme an die Umgebung abzugeben, spricht man von Schwüle.
Aktuelle Prognosen der gefühlten Temperatur sowie des Schwüleempfindens können sie täglich aktualisiert und europaweit dargestellt auf unserer Homepage unter
https://www.dwd.de/DE/leistungen/geftempschwuele/geftempschwuele.html ?nn=16102
nachschauen. Dort ist neben der täglich-periodischen Variation zwischen Tag- und Nachtbelastung auch sehr schön zu erkennen, dass ab Mittwoch die gefühlte Temperatur (infolge Feuchtezunahme) allmählich zunimmt. Dies äußert sich in einer zunehmenden Schauer- und Gewitterneigung, die spätestens zum Donnerstag das bundesweite "Hochglanzwetter" fürs Erste beenden wird.
Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst