Das Ende des sommerlichen Vorgeschmacks oder?
In der vergangenen Woche brachten uns die Hochdruckgebiete ?NORBERT? und ?ONNI? einen Vorgeschmack auf den Sommer. Bei einem häufig strahlend blauen Himmel sorgten die beiden Herren für freibadtaugliches Wetter und lange Schlangen vor den Eisdielen. Denn in der sehr warmen Subtropikluft stiegen die Tageshöchstwerte vielerorts auf Werte von über 25 Grad Celsius. Am gestrigen Sonntag (22.04.18) konnte die Station im baden-württembergischen Ohlsbach sogar die 30-Grad-Marke knacken. Die im Wein- und Ferienort angesiedelte Messstation registrierte gegen 17 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit 30,4 Grad Celsius.
Der Stationsrekord der letzten Aprildekade (Zeitraum vom 21. bis 30.04.) in Ohlsbach wurde dabei allerdings knapp verfehlt. Denn am 28.04.2012 stieg das Thermometer in der Gemeinde mit knapp 3000 Einwohnern bereits auf 30,5 Grad an. Ansonsten wurden die 30 Grad jedoch lediglich durch das Aufrunden der ersten Nachkommastelle erreicht. An der Station im 15 Kilometer entfernten Lahr sowie in Waghäusel-Kirrlach (beide ebenfalls in Baden-Württemberg) wurden ?nur? Höchstwerte von 29,8 Grad registriert.
Seit dem gestrigen Sonntag stellt sich die Wetterlage jedoch um. Schönwetterhoch ?ONNI?, das in der Nacht zum Sonntag noch direkt über Deutschland zu finden war, verlagerte seinen Schwerpunkt nach Polen und machte den Weg frei für den Einfluss von Tief ?MADELEINE?. Mit ihrem Kern zog ?MADELEINE? vom Nordatlantik über die Färöerinseln hinweg und führte mit einer südwestlichen Strömung feuchtere und energiereichere Luftmassen in den Norden und Westen. Dort kam es dann am Nachmittag und Abend zu kräftigen Gewittern mit Starkregen, Hagel und einzelnen schweren Sturmböen, die für zahlreiche Schäden sorgten. Im hessischen Gottbüren kämpften Feuerwehren und Anwohner mit einer Schlammlawine, die Deutsche Bahn meldete aufgrund von Unwetterschäden im Raum Leverkusen Verspätungen und Teilausfälle von Zugverbindungen. Und auch der eine oder andere Fußballfan blieb nicht verschont. Beim Heimspiel der Fortuna in Düsseldorf durften die Zuschauer nach dem Abpfiff im Stadion das heranziehende Gewitter aussitzen, 30 Minuten vor Beginn der Partie des 1. FC Köln gegen die blau-weißen Schalker wurde in unmittelbarer Stadionumgebung Blitzeinschläge detektiert. Glücklicherweise gab es offenbar keine Verletzten.
Heute zieht ?MADELEINE? mit ihrem Kern weiter in Richtung Europäisches Nordmeer. Ihre Kaltfront liegt bereits über dem Nordwesten und trennt die nach wie vor feuchte und energiereiche Luft in der Südosthälfte von rückseitig einfließender erwärmter subpolarer Meeresluft. So kommt es heute tagsüber besonders in einem breiten Streifen vom Saarland und dem Oberrhein bis zur Oder zu schauerartigem und teils gewittrigem Regen. Auch weiter südöstlich davon können sich im Tagesverlauf Schauer und Gewitter bilden. Dabei muss dann erneut mit Starkregen, Sturmböen und meist kleinkörnigem Hagel gerechnet werden. Im äußersten Südosten können in der Subtropikluft nochmals Tageshöchstwerte von bis zu 27 Grad erreicht werden, im wetterberuhigten Nordwesten klettert das Thermometer allerdings nur noch auf Werte zwischen 15 und 19 Grad, unmittelbar an der Küste kann es auch noch etwas kühler bleiben.
In der Nacht zum Dienstag verlagern sich die Schauer und Gewitter dann in den Süden. Nur südlich der Donau muss noch mit Schauern und sich abschwächenden Gewittern gerechnet werden. Sonst lockern die Wolken gebietsweise auf und es ist trocken. Allerdings macht sich in der zweiten Nachthälfte bereits der Ausläufer von Tief ?NOLLAIG?, dessen Kern sich aktuell noch über dem Nordatlantik befindet, im Norden bemerkbar. Dort kommt es zu ersten Schauern.
Und genau dieser Tiefausläufer sorgt am Dienstag und Mittwoch für eine Wetterzweiteilung in Deutschland. Im Norden sowie im nördlichen Mittelgebirgsraum regnet es unter dichten Wolken für längere Zeit. In der Südhälfte scheint hingegen neben Quellwolken noch häufig die Sonne und es bleibt trocken. Auch temperaturtechnisch machen sich diese Unterschiede bemerkbar. Während die Tageshöchstwerte im Norden mit Werten zwischen 13 und 17 Grad typisch für den Monat April sind (an der Küste bleibt es noch etwas kühler), können sich die Bewohner in den südlichen Landesteilen je nach Sonneneinstrahlung nochmals auf sommerlich anmutende 20 bis 25 Grad freuen.
Aber spätestens am Donnerstag muss dann wieder verbreitet mit klassischem Aprilwetter gerechnet werden. Schauer, einzelne Gewitter, hin und wieder etwas Sonne und ein zeitweise böig auffrischender Wind lassen den Sommer bei Temperaturen zwischen 13 und 19 Grad gefühlt wieder etwas weiter in die Ferne rücken.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst