Sommertage und laue Nächte im April mit einer krachenden Zugabe!
Das Wetter in Deutschland wird weiter vom mächtigen Hoch "Norbert" mit Zentrum über Nordostdeutschland geprägt, dessen Machtbereich von der Iberischen Halbinsel bis ins südliche Skandinavien sowie nach Osten bis Griechenland reicht. Die Tiefdruckgebiete tummeln sich dagegen über dem Nordatlantik von Neufundland bis zur Norwegischen Küste oder ziehen über Russland ihre Kreise (vgl. Abb. 4). Besonders in Deutschland, in direkter Nähe zum Machtzentrum des Hochs, lassen absinkende Luftmassen derzeit kaum Wolken zu, sodass die Sonne nahezu ungehindert scheinen kann.
Zusätzlich zur Erwärmung durch die schon kräftige Einstrahlung der Sonne, die vergleichbar hoch am Himmel steht wie Ende August, fließt zudem warme Luft aus subtropischen Gefilden ein. Zusammen lassen sie die Temperaturen auf sommerliche Werte bis 30 Grad und lokal auch darüber steigen. Am gestrigen Mittwoch wurden dabei schon Höchsttemperaturen von 27,6 Grad in Rheinau-Memprechtshofen (BW) oder 27,1 Grad in Müllheim (BW) bzw. 27,0 Grad in Bad Kreuznach (RP) gemessen (vgl. Abb. 1). Am heutigen Donnerstag sowie am morgigen Freitag sollen nun die Temperaturen noch weiter klettern und lokal sogar die 30-Grad-Marke erreichen. Beachtliche Werte für April, aber noch ein Stück vom Aprilrekord von 32,9 Grad in Kitzingen oder Bad Mergentheim entfernt. Allerdings stammt dieser aus der letzten Aprildekade (29.04.2012).
Ebenfalls erwähnenswert sind die Tiefstwerte! Trotz nahezu wolkenlosem Himmel sank die Temperatur regional nicht unter 15 Grad ab. So konnte man beispielsweise im Netz des DWD in Bad Bergzabern (RP) bei 15,8 Grad eine laue Frühlingsnacht genießen, die schon an den Frühsommer erinnerte. Ähnliche laue Tiefstwerte wurden auch in Remscheid (NRW) mit 15,2 Grad oder Essen (NRW) mit 15,0 Grad registriert (vgl. Abb. 2). Abseits der Stationen des DWD können örtlich aber auch noch höhere Tiefstwerte aufgetreten sein. In den kommenden Nächten werden aufgrund des höheren Ausgangsniveaus die Tiefstwerte in der Fläche ebenfalls etwas höher ausfallen, die in der Spitze jedoch wohl auf einem ähnlichen Niveau wie in der vergangenen Nacht liegen. Rekordverdächtig sind diese Nachttemperaturen jedoch ebenfalls nicht. Zwar stammt der Rekordhalter auch aus der letzten Aprildekade, liegt aber mit einer Tiefsttemperatur von 20,2 Grad in Cottbus (BB) und Altgeringswalde (SN) am 23.04.1968 doch wesentlich über den derzeit beobachteten Werten.
Hohe Tiefstwerte sind dabei nicht zwingend mit dichter Bewölkung in Verbindung zu bringen. Am Beispiel der Station Düsseldorf (Tiefstwert zum Donnerstag 10,8 Grad) wird diese These für den April bestätigt. Analog zur vergangenen Nacht zeigte sich auch in der bisher wärmsten Nacht (16 Grad) seit 1961 in Düsseldorf am 21. April 1968 der Himmel gering bewölkt oder wolkenlos. Auf Platz 2 folgt die Nacht zum 5. April 1985 mit 15,8 Grad, die jedoch bedeckt daherkam. In der Nacht zum 20. April 1988 herrschten wolkige Verhältnisse, die schließlich zu einem Tiefstwert von 15,7 Grad beitrugen. Aufgrund der Bewölkung lassen sich somit die lauen Frühlingsnächte nur bedingt erklären. Ein wesentlicher Faktor ist dagegen der Wind. Kann sich nachts eine leichte Brise halten bzw. einstellen, sind regional weiter leichte Föhneffekte zu beobachten, die dazu führen, dass auf der Windabgewandten Seite der Berge die Temperaturen auf einem höheren Niveau verbleiben.
Bis einschließlich Samstag bleibt nahezu dem ganzen Land der Sommer im April mit Höchstwerten zwischen 20 und 30 Grad und viel Sonnenschein erhalten (vgl. Abb. 3). Am Sonntag werden dann mit Abschwächung und Abzug des Schönwetterhochs "Norbert" nach Osten die ersten Schönheitsfehler erwartet: Im Mittelgebirgsraum, an den Alpen sowie im Tagesverlauf im Nordwesten entwickeln sich teils kräftige Gewitter, die schließlich auch die Nacht zum Montag und den Montag selber prägen. Somit geht die erste sommerliche Witterungsphase des Jahres krachend zu Ende. Denn mit den Schauern und Gewittern dreht der Wind auf West bis Nordwest, sodass wieder kühlere Luft einfließt und die Temperaturen zumindest tagsüber deutlich absinken lässt. Bei Höchstwerten meist zwischen 14 und 21 Grad liegen die Maxima aber weiter über dem Aprildurchschnitt.
Dipl.-Met. Lars Kirchhübel mit H. Kehrer
Deutscher Wetterdienst