Wartet die Krähe zu Weihnacht im Klee, sitzt sie zu Ostern sicher im
Schnee"...
"Heilig Dreikönig sonnig und still, Winter vor Ostern nicht weichen will.", "Wanns im Februar ned friad und schneid, na kimmd da Frost zua Osterzeid" oder "Ist der Gründonnerstag weiß, wird der Sommer sicher heiß." Das sind nur drei Beispiele zahlreicher Bauernregeln, die es zur Osterzeit gibt. Doch kann man sich auf diese Wetterregeln verlassen oder haben sie womöglich nicht viel mit der Realität zu tun?
Bauernregeln stammen aus Zeiten, zu denen es noch keinen Wetterbericht im Radio oder ortsgenaue Wettervorhersagen im Internet für jeden Wunschort gab. Allerdings war seinerzeit - und ist auch heute noch - ein Wissen über Wetter und Witterungsverläufe für die Landwirtschaft sehr wichtig und beeinflusst maßgeblich die Ernteerträge. Deshalb beobachteten früher die Bauern akribisch das Wetter und versuchten daraus Regelmäßigkeiten abzuleiten. Allerdings ist zu beachten, dass die meisten Bauernregeln regionale Erfahrungen wiedergeben und nicht für ganz Deutschland oder gar Europa gültig sind.
Für Ostern kommt noch ein entscheidendes Problem hinzu: Anders als viele Feier- oder Namenstage, an denen sich die meisten Bauernregeln orientieren, wird Ostern in jedem Jahr zu einem anderen Datum gefeiert. Ostern fällt nämlich prinzipiell auf das Wochenende nach dem ersten Vollmond im kalendarischen Frühling; das kann bereits am 22. März und spätestens am 25. April der Fall sein (siehe Thema des Tages vom 24.3.: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/3/24.html). Für die durchschnittliche Witterung macht es jedoch einen großen Unterschied, ob die Christen Ostern schon Ende März oder erst Ende April feiern.
Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass man nicht lange suchen muss, um sich widersprechende Bauernregeln zu finden. So verheißt zum Beispiel "Am Gründonnerstag und Karfreitag Regen gibt selten Erntesegen." nach einem verregneten Osterfest große Ernteausfälle, während "Wenn an Karfreitag Regen war, folgt trocknes, aber fruchtbares Jahr" eine ertragreiche Ernte verspricht.
Auch gibt es zahlreiche Bauernregeln, wie beispielsweise "Weihnachten im Schnee, Ostern im Klee.", die uns nach einem schneereichen Weihnachten grüne Ostern und umgekehrt vorgaukeln wollen. Tatsächlich gibt es immer wieder Jahre, in denen genau dies der Fall ist. Man erinnere sich nur an letztes Jahr. Nach milden und grünen Weihnachtstagen 2016, bescherten teils kräftige Schneefälle bis ins Flachland regional einen weißen Ostermontag (17.4.2017) und anschließend führten verbreitet frostige Nächte zu teils verheerenden Folgen für die Obstbauern. Die Regel wurde aber schon ein Jahr zuvor widerlegt. Zu Weihnachten 2015 war es sogar noch milder mit bis zu 16°C in Teilen Baden-Württembergs, aber auch zum darauf folgenden Osterfest 2016 (27.3.2016) war es wenig winterlich mit Temperaturen zwischen 9 und 17°C.
Doch haben die Bauern seinerzeit das Wetter völlig falsch beobachtet und steckt hinter allen Bauernregeln nur heiße Luft? Nein! Es gibt durchaus Bauernregeln, die eine gewisse Aussagekraft haben, wenn man sie richtig interpretiert. Eines der bekanntesten Beispiele ist die Siebenschläferregel. Nimmt man es mit dem Siebenschläfertag (27. Juni) nicht ganz so genau und betrachtet anstelle dessen den Wetterverlauf von Ende Juni bis Anfang Juli, so zeigt sich immerhin in etwa 2 von 3 Fällen, dass sich auch das Wetter in den darauffolgenden Wochen ähnlich präsentiert. Die Ehre der Bauern ist somit also gerettet. Frohe Ostertage und viel Freude beim Wetter beobachten wünscht...
Dipl.-Met. Dr. Markus Übel
Deutscher Wetterdienst