Das Wetter geht mir auf den Geist!
"Wo bleibt denn der Frühling?!", "Winterwetter brauche ich jetzt auch nicht mehr!", "Es ist viel zu kalt und nass, um schöne Ausflüge zu unternehmen", "Ich kann ihn nicht mehr sehen!" (Anmerkung: gemeint ist der Schnee). Solche oder so ähnliche Sätze hört man derzeit häufig, wenn es um das aktuelle Wetter geht. Beschwerden über das Wetter sind uns Meteorologen natürlich bestens bekannt, aber leider ist das Wetter in unseren Breiten kein Wunschkonzert.
Warmes und schönes Frühlingswetter ist uns in diesem Frühjahr bisher höchstens mal sporadisch und kurz begegnet. So gab es in der Phase vom 8. bis zum 16. März zumindest gebietsweise Sonnenschein bei Höchsttemperaturen im zweistelligen Bereich. Und tatsächlich wurde in diesem Jahr sogar schon die 20-Grad-Schwelle gerissen, nämlich am 11. März im thüringischen Olbersleben.
Ansonsten herrschte in dem seit dem 1. März für die Meteorologen begonnenen Frühling Tristesse pur. Niedrige Höchsttemperaturen im einstelligen Bereich, zeitweise sogar Dauerfrost und immer wieder viele Wolken mit Niederschlägen, wobei zum Teil bis in tiefe Lagen Schnee fiel. Der "Märzwinter" (siehe dazu auch das Thema des Tages vom gestrigen Donnerstag unter https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/3/22.htm) schlug in diesem Zusammenhang noch einmal voll zu. Scheinbar will der Winter das nachholen, was er im eigentlichen Winter verpasst hat.
Parallelen zum Winter/Frühling 2012/2013 sind unübersehbar. Nach einem milden Dezember 2012 und Januar 2013 wurde es im Februar 2013 eisig kalt. Dann gab es Anfang März 2013 eine sehr milde Phase mit Temperaturen gebietsweise um 20 Grad, vor allem im Westen und Südwesten. Anschließend kehrte auch damals der "Märzwinter" ein und brachte zur Mitte des Monats wie in diesem Jahr den Winter bis ins Flachland zurück. Bis zum Ende des Monats erholten sich die Temperaturen dann kaum noch, sodass meist kaum 10 Grad erreicht wurden und der Monat mit einer negativen Abweichung von -3,3 Grad vom langjährigen Wert der international gültigen Klimareferenzperiode 1961 bis 1990 insgesamt deutlich zu kalt ausfiel.
Für den März 2018 droht ein ganz ähnliches Szenario. Zwar werden insbesondere an diesem Wochenende Höchstwerte knapp über 10 Grad erwartet (siehe dazu die Grafik für die Aussichten am Wochenende unter https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/3/23.htm), diese Erwärmung bleibt aber voraussichtlich nur ein kurzes Strohfeuer des Frühlings. Allerdings wird es vielen nach den kalten Tagen dann doch wie Frühling vorkommen, zumal vor allem in der Südhälfte auch die Sonne länger scheint. Zum Wochenbeginn sinken die Temperaturen wieder auf einstellige Werte, wobei sich wechselhafteres Wetter ankündigt mit neuen Niederschlägen, vielleicht auch wieder bis ganz herunter mit Schnee. Unter Umständen hält sich dieses Wetter sogar bis Ostern, das heißt bis Anfang April.
Dieses Wetter brauchen die meisten Menschen nun wirklich nicht mehr (der Verfasser dieses Textes übrigens auch nicht). Die Tage werden länger, die ersten Knospen an Bäumen und Sträuchern zeigen sich. Schneeglöckchen sprießen und die Vögel zwitschern wieder häufiger. Rein mental gesehen sind die Menschen nun auf den Frühling und Frühlingswetter mit steigenden Temperaturen bei Sonnenschein eingestellt. Nur leider will das Wetter (noch) nicht mitmachen. Früher oder später aber kommt er, der Frühling. Versprochen!
Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst