Pollenpause im Vorfrühling
Thema des Tages Ende Januar und das Wort Frühling. Wie passt das denn zusammen? Wie der aufmerksame Leser der Themen des Tages bzw. der Presseberichte weiß, war der Dezember um knapp 2 Grad zu warm. Der Januar setzt dem mit einer voraussichtlichen Abweichung von etwa 4 Grad noch die Krone auf. In Baden-Württemberg ist er sogar der wärmste seit Messbeginn, deutschlandweit erreicht er vermutlich Platz 5 seit Beginn der Wetteraufzeichnung. (Platz 1 hält der Januar 2007 mit einer Abweichung von über 5 Grad.)
Und was hat das mit dem Frühling zu tun, der bekanntlich für die Meteorologen erst am 1. März beginnt? In der Phänologie, der Lehre von der Pflanzen? und Tierentwicklung in Abhängigkeit von der Jahreszeit, wird unter anderem der "Vorfrühling" definiert. Er fällt mit der Blüte der Haselnuss zusammen.
Die langjährigen Mittel, die in unseren Statistiken 1992 anfangen, also nach Beginn der deutlichen Klimaerwärmung um 1990, geben etwa Mitte Februar als Beginn der Haselblüte und damit des Vorfrühlings an. In Anbetracht der seit längerem überdurchschnittlich hohen Temperaturen, die derzeit sogar den mittleren Werten von Anfang April entsprechen, ist natürlich klar, dass auch die Natur aus dem üblichen Takt kommt.
Die für Pollenallergiker so wichtige Hasel begann deutschlandweit vereinzelt schon im letzten Dezember mit dem Blühen. An den vielen Orten, wo derzeit schon deren Pollen fliegen, tat sie das knapp drei Wochen früher als üblich. Die Erle, die inzwischen vereinzelt zu blühen beginnt, ist an diesen Stellen ihrer Zeit um vier Wochen voraus, allerdings im Rahmen einer Statistik, die erst 2009 begann. Und schließlich entdecken wir fast erwartungsgemäß das Schneeglöckchen, dessen Austrieb allerdings stärker durch die Tageslänge beeinflusst wird. Aber auch hier spielt die hohe Temperatur natürlich eine Rolle und verfrüht deren Auftreten um "nur" zwei Wochen. Ebenso sind Krokusse und Winterlinge, die beide normalerweise erst ab Mitte Februar zu erwarten sind, schon zu erspähen. Sie werden aber von den phänologischen Daten des Wetterdienstes nicht erfasst und daher kann deren Wachstumsvorsprung nicht exakt festgelegt werden.
Der (Vor-) Frühling ist also schon im vollen Gange!
Kommen wir abschließend zur Pollenpause. Ab Donnerstag erreichen die Temperaturen kurzeitig wieder in etwa die normalen Werte für Anfang Februar mit Höchstwerten bis 5 Grad und leichtem Nachtfrost. Dann ist es, zumindest kurzfristig, mit dem Fortschreiten der Vegetation und dem Pollenflug zu Ende.
Wenn Sie Details zum aktuellen Stand der Vegetationsentwicklung erfahren wollen, geben Sie auf unserer Homepage www.dwd.de ins Suchfeld (in die Lupe oben rechts klicken) "Phänologiestatistik" oder "aktuelle Vegetationsstatistik" ein. Weitergehende Informationen erhalten Sie unter www.dwd.de/phaenologie.
Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst