Ein großer Teil der Wirtschaft hängt vom Wetter ab. Sei es die Binnenschifffahrt, die bei Niedrigwasser nur geringere Beladungsmöglichkeiten hat, sei es der LKW- oder Bahnverkehr, der sich mit mehr oder weniger ausgiebigen Schneelagen herumplagt - auch die Tourismusindustrie, und das wird jeder leicht nachvollziehen können, ist stark vom Wetter abhängig. Last but not least ist das Geschäft mit den erneuerbaren Energien in allergrößtem Maße vom Wetter beeinflusst. Schließlich werden sie ja alle, sei es direkt oder indirekt, von der Sonne angetrieben. Im Zusammenhang mit diesen Branchen bekommt der Laie allerdings selten vom Versicherungswesen Kenntnis.
Nur im Zusammenhang mit Erdbeben und meteorologischen Unwettern erfährt er etwas über Schadensversicherungen. Das Hagelunwetter von München 1984 und die Elbehochwässer von 2002 und 2013 sind in Deutschland die bekanntesten Beispiele. Deren Schäden betrugen (auf das gleiche Preisniveau gebracht) 5 Mrd, 18 Mrd, und 14 Mrd ?. Davon waren beim Münchner Hagelunwetter 50% versichert. Beim ersten Elbehochwasser wurden ca. 30% der Schäden von Versicherungen bezahlt, beim zweiten ca. 45 %; man lernt halt dazu.
Schaut man sich nur die Schadensereignisse an, die im Wesentlichen durch Gewitter und deren Begleiterscheinungen wie Hagel, Sturmböen und Sturzfluten entstehen, so gibt es einen deutlichen nominellen Anstieg der Schäden mit einem Maximum von mehr als 5 Milliarden im Jahr 2013 durch die weltweit teuersten Hagelschläge am 27. und 28. Juli. Der Hagelschlag in München liegt mit 3 Mrd ? Schäden (zum damaligen Wert) eigentlich weit abgeschlagen. Berücksichtigt man zusätzlich zur Inflation aber auch die seit damals gestiegenen Vermögenswerte, so liegt das Hagelunwetter von München mit einem auf heutige Verhältnisse normierten Wert von 7,3 Mrd ? dann doch wieder an erster Stelle.
Eine meteorologische Interpretation der Zunahme geschieht über die höheren Meerestemperaturen und die dadurch verstärkte Verdunstung, die wiederum Gewitterereignisse begünstigt. Setzt man diese Ergebnisse nun in ein Klimamodell ein, so werden sich Sturm und Hagelereignisse im Vergleich zum Mittelwert der letzten 25 Jahre bis 2040 um ca 25%, danach bis 2100 um etwa 60% häufiger einstellen.
Die Schäden werden aber nicht unbedingt größer, denn auch die Betroffenen stellen sich zunehmend auf die zu erwartenden Änderungen ein. Durch Schaden klug geworden und durch steigende Versicherungsprämien animiert, wird zunehmend Vorsorge gegen die mit der Klimaänderung einhergehenden Extremereignisse getroffen. Als Beispiel sei hier die immer höhere Eindeichung der Überflutungsgebiete in Hamburg genannt. In Anbetracht des steigenden Meeresspiegels werden die Deiche höher gebaut. Im Vorgriff auf die 2050 zu erwartenden Sturmfluten werden ab 2017 die Deiche um weitere 80 cm erhöht und so manches ehemals ungeschützte Haus verschwindet dann endgültig hinter Deichmauern.
Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.09.2017
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