Am 27. Juni war "Siebenschläfertag". Die Bauernregel für diesen Lostag besagt "Wie das Wetter am Siebenschläfer sich verhält, ist es sieben Wochen lang bestellt." Nun war das Wetter am 27. eher durchwachsen, sommerlich warm mit Gewittern im Süden und kühl mit etwas Regen im Norden. Doch was ist nun dran an dieser Bauernregel?
Der Siebenschläfertag ist der Gedenktag für die sieben Schläfer von Ephesus. In dieser Heiligenlegende suchten sieben junge Christen Schutz in einer Höhle vor der Christenverfolgung unter Kaiser Decius und schliefen dort einige Jahrhunderte lang.
Nach der gregorianischen Kalenderreform bezieht sich der Siebenschläfertag nicht auf den 27. Juni, sondern eigentlich auf den 7. Juli. Zwar wird nun für den 7. Juli sommerliches Hochdruckwetter mit einzelnen Gewittern von den Computermodellen simuliert, doch macht es keinen Sinn einen einzelnen Tag als Lostag für eine längere Prognose heranzuziehen. Betrachtet man aber einen längeren Zeitraum um die erste Juliwoche, so hat diese Bauernregel besonders in Süddeutschland doch eine erstaunlich hohe Trefferquote. Statistische Untersuchungen haben ergeben, dass die Regel in 60 - 70 % der Fälle zutrifft. Häufiger ist es so, dass die Wetterlage, die sich Anfang Juli einstellt, für mehrere Wochen im Wesentlichen stabil bleibt. In der Meteorologie spricht man auch von einer Wettersingularität. Im Falle eines kräftigen Azorenhochs, das eine Brücke bis Mitteleuropa bildet, oder noch besser im Falle eines Skandinavienhochs, das die West-Ost-Zugbahn der Tiefdruckgebiete blockiert, ist mit überwiegend freundlichem, trockenem und sommerlich warmem Wetter zu rechnen. Bei einer Westwetterlage, bei der Tiefdruckgebiete in rascher Abfolge von West nach Ost über Skandinavien ziehen und mit ihren Ausläufern auch Deutschland erfassen, ist eher wechselhaftes und kühles Wetter zu erwarten.
Zwar kündigt sich ab Mitte der Woche für Deutschland eine sommerliche Hochdruckwetterlage an, doch ist diese Wetterlage keineswegs stabil. Das vorherrschende Grundmuster der Höhenströmung weist eher auf eine wechselhaftere Westwetterlage hin. Allerdings verläuft dabei die Frontalzone, die warme Subtropikluft von kühler Polarluft trennt, relativ weit nördlich. Zudem ist das Azorenhoch recht kräftig und schiebt immer wieder Keile nach Mitteleuropa vor, wovon besonders Süddeutschland profitiert.
So stehen nach der Siebenschläferregel die Chancen mit 60 - 70 % auch in diesem Jahr für Süddeutschland nicht schlecht, dass es einen überwiegend sommerlich geprägten Juli gibt, unterbrochen von einigen kurzen wechselhaften und etwas kühleren Perioden. Etwas unbeständiger und vor allen Dingen kühler sieht es demnach allerdings für den Norden aus. Also erwarten wir in diesem Jahr demnach einen typischen deutschen Sommer, auch wenn das Temperaturniveau etwas höher als normal ausfällt.
Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.07.2017
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