Mit kühl und nass war es wohl nichts, der Mai blieb deutschlandweit etwa 2 Grad zu warm und mit etwa 80% des Solls zu trocken. Auch im seit längerer Zeit vom Regen vernachlässigten Rheinland Pfalz und dem Saarland fielen nur 80% des Solls, in Baden waren es an die 90%. Im gesamten Frühjahr, dessen Spitzenwerte wir morgen hier nachtragen, gab es dort nur 52%, 62% bzw. 86% der zu erwartenden Niederschlagsmenge.
Aber das Pfingstwochenende Anfang Juni brachte erstmal ordentlich Regen. Für gestern waren gebietsweise Unwetter wegen Starkregens angekündigt, die sich auch tatsächlich einstellten. In Ludwigschorgast in Oberfranken fielen in 10(!) min 28 mm. Bis zum Abend waren es dort 94 mm, also bereits mehr als das Monatssoll von etwa 80 mm. In Groß Gerau im trockenen Südhessen brachte ein Gewitter mit 58 mm 80% des zu erwartenden Juniwertes. Im seit langem regenarmen Rheinland Pfalz gab es unter anderem in Oppenheim (49 mm) mehr als die Hälfte des normalen Niederschlags im Monat Juni. Und dann begann gestern Abend noch der große Regen von Südwesten her, teilweise mit Gewittern durchsetzt. In Winterberg im Sauerland wurden dadurch 60 mm, in Ottersberg bei Hamburg 55 mm gemessen und auch in Simmern im Hunsrück gab es im Laufe der Nacht mit 43 mm 60% des Junisolls. Betrachtet man den gesamten Samstagregen, so war es südlich der Mosel in Rheinland Pfalz und Teilen vom Saarland mit 20 bis 50 mm der regenreichste Tag seit letztem Juli.
Und wie erging es den Besuchern von "Rock am Ring", die ja am Freitag bereits eine, im Gegensatz zu manchen Vorjahren, nicht meteorologisch bedingte Unterbrechung erfuhren? Am Samstag entstanden nur wenige Kilometer entfernt etliche Gewitter, die aber - Petrus hatte wohl ein Einsehen mit ihnen - alle vom Veranstaltungsort wegzogen. Der nächtliche Regen machte natürlich keinen Bogen um den Veranstaltungsort, aber Regen gehört spätestens seit Woodstock zu so einer Veranstaltung.
Und wie geht es weiter? Die Landwirte wird?s freuen, die Sonnenhungrigen kommen eher weniger auf ihre Kosten. Durchwachsen mit wiederholten Regenfällen bei 20 Grad bleibt es bis Freitag und erst am Wochenende wird es wieder deutlich wärmer. Dann kann es auch wieder heiße Tage mit Höchstwerten über 30 Grad geben. Wenn aber die Temperaturen so schnell steigen, kühlt es auch meist schnell wieder ab. Am Montag liegen die Temperaturen etwa 10 Grad niedriger. Ob es bei dem "Temperatursturz" wieder zu Unwettern kommt, wird sich zeigen.
Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.06.2017
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