Sonnenscheinreiches und sommerlich warmes (Bade-)Wetter ist das klassische mitteleuropäische Sommerwetter, das sich viele wünschen. Dabei sind wir es in den mittleren Breiten gewohnt, dass sich das Wetter zwar über einen längeren Abschnitt unter Hochdruckeinfluss stabil halten kann, doch meist lässt das nächste Tiefdruckgebiet mit Regenwolken und kühleren Temperaturen nicht allzu lange auf sich warten.
Deutlich eintöniger gestaltet sich das Wetter hingegen in den Tropen. Meist sorgen ein steter und gering ausgeprägter Tagesgang der Temperatur und wiederholt auftretende, heftige tropische Schauer für einen sich täglich wiederholenden Wetterablauf. Doch auch dieser kann hin und wieder durch ein Ereignis unterbrochen werden, das in seiner Intensität und bezüglich seines Schadenpotentials mit zu den intensivsten und gefährlichsten Naturereignissen zählt, die wir auf der Erde kennen ? und zwar durch einen tropischen Sturm.
Die für die Tropensturmentwicklung notwendigen Zutaten beinhalten eine hochreichend feuchte Luftmasse, wie sie z.B. durch ständige Verdunstung aus den Meeren entsteht. Auch eine sehr geringe Windscherung ist eine wichtige Voraussetzung. Dies bedeutet, dass der Wind mit der Höhe nicht oder nur geringfügig zunimmt und sich ein Tropensturm in Ruhe entwickeln kann, ohne z.B. durch einen starken Höhenwind regelrecht auseinandergerissen zu werden. Die Troposphäre (siehe DWD Lexikon) muss labil geschichtet sein. Das bedeutet, dass die Temperatur mit der Höhe abnimmt. Je labiler die Troposphäre geschichtet ist, umso schneller steigen Luftpakete auf, kühlen sich ab, bilden durch Kondensation Wasser- und Wolkentröpfchen und letztendlich hochreichende Schauer- und Gewitterwolken. Die Meeresoberflächentemperatur sollte für die Entwicklung von Tropenstürmen mindestens 27 Grad aufweisen, wobei jedoch in subtropischen Bereichen bereits niedrigere Temperaturen ausreichen, abhängig davon, wie kalt die Atmosphäre in der mittleren Troposphäre ist (rund 5-6 km über Grund). Durch die Corioliskraft (siehe DWD Lexikon) angetrieben, können sich die Gewitter zu einem organisierten Tropensturm entwickeln. Letzteres Kriterium, die Corioliskraft, erfordert auch einen gewissen Abstand vom Äquator, da diese ablenkende Scheinkraft direkt am Äquator nicht vorhanden ist.
Während die offizielle Tropensturmsaison im Nordostpazifik (15. Mai bis 30. November) und Nordwestpazifik (1. April bis 31. Januar) bereits begonnen hat, wird sie im zentralen Pazifik und im Nordatlantik erst am heutigen 1. Juni eröffnet (Dauer bis zum 30. November). Dabei sieht die Vorhersage für die Küstenbewohner des Nordatlantiks wieder recht ungemütlich aus, wobei in Klammern die klimatologischen Mittelwerte aus den Jahren 1981-2010 angegeben werden. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 45 Prozent erwartet die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) in diesem Jahr eine überdurchschnittliche Hurrikansaison mit 11 bis 17 benannten Stürmen (12), 5 bis 9 Hurrikanen (6) und 2 bis 4 sogenannten ?major? Hurrikanen (3), also der Kategorie 3 oder höher auf der 5-teiligen Saffir-Simpson-Hurrikan-Skala. Dabei hat diese Saison bereits Ende April mit ARLENE den ersten Tropensturm der Saison hervorgebracht.
Ebenfalls deutlich früher als normal entwickelte sich über dem Ostpazifik mit dem Tropensturm ADRIAN Anfang Mai der erste Sturm der Saison. Dort erwartet die NOAA mit einer 80 prozentigen Wahrscheinlichkeit eine normale bis geringfügig überdurchschnittliche Saison mit 14 bis 20 benannten Stürmen, davon 6 bis 11 Hurrikanen und 3 bis 7 "major" Hurrikanen. Allerdings sei angemerkt, dass sich die diversen Vorhersagen für beide Regionen noch unterscheiden, da unzählige und hier nicht weiter benannte Faktoren den Verlauf einer Tropensturmsaison beeinflussen können.
Die Tropensturmsaison über dem Nordwestpazifik ist ja bereits im vollen Gange und soll geringfügig überdurchschnittlich verlaufen mit 27 benannten Stürmen (26), davon 17 Taifunen (16) und 10 sehr starken Taifunen (9). Die Vorhersage wurde vom Konsortium ?Tropical Storm Risk? erstellt. All diese Vorhersagen werden im Verlauf der kommenden Monate entsprechend neuer Daten weiter aktualisiert.
Egal wie aktiv eine Saison werden soll, bereits ein zerstörerischer Tropensturm kann die Bilanz einer Saison zu einer verheerenden machen, wie der stärkste Tropensturm der vergangenen Saison zeigte. Hurrikan MATTHEW kostete etwa 1655 Menschen u.a. in der Karibik das Leben. Wie immer lässt sich nur hoffen, dass sich der Großteil der Stürme über den Weiten der Ozeane, fernab von jeglicher Zivilisation austobt!
Dipl.-Met. Helge Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.06.2017
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