Von den Hundstagen fehlt derzeit jede Spur. Stattdessen ist es äußerst frisch gewesen in der vorangegangenen Nacht zum Donnerstag. Sie war die bisher kälteste Augustnacht in diesem Jahr und bewegt sich damit gar nicht allzu weit entfernt von den Monatsrekorden. Am kältesten war es in Nürnberg-Netzstall sowie in Carlsfeld (Erzgebirge) mit 1.3 Grad. In Bad Königshofen (Nordbayern) wurden 1.5 Grad und in Bad Elster (Vogtland) 1.8 Grad gemessen. In Carlsfeld gab es tatsächlich die kälteste Augustnacht seit Aufzeichnungsbeginn, allerdings liegt dieser im Jahr 1990 und ist damit nicht ganz repräsentativ. In diesem Zeitraum lag der Rekord bisher im Jahre 2011 mit 1.6 Grad an einem 30ten August. Auch in Bad Königshofen war man nahe dran. Dort wird immerhin schon seit 1951 aufgezeichnet und das tiefste Minimum lag bisher bei 1.4 Grad (1987). Betrachtet man nur die zweite Monatsdekade hat es ganz vereinzelt für Dekadenrekorde gereicht. Am Boden gab es lokal sogar leichten Frost. Rekordhalter in 5 cm Höhe war erneut Carlsfeld mit -1.3 Grad. In Braunlage und Bad-Königshofen wurden -0.8 Grad und in Bad Elster -0.5 Grad gemessen.
Dass es auch ganz anders geht, zeigt ein Blick zurück auf das Jahr 2015. Der letztjährige August war der zweitwärmste seit Aufzeichnungsbeginn. Nur ganz zu Beginn boten kühle Nächte die Chance zum Durchlüften. Danach wurde es rasch heiß mit Rekordwerten wie z.B. in Kitzingen mit 40.3 Grad am siebten des Monats. Selbst nachts blieb es außerordentlich warm. Es wurden sogar einige Tropennächte (>20 Grad) registriert. Auch am Morgen des 11. Augusts war dies im Osten des Landes der Fall. So wurden im Großraum Berlin Minima von 22 Grad gemessen. In Lindenberg und Berlin-Marzahn ging die Temperatur nicht unter 22.4 Grad zurück. Heute früh wurden hingegen in Lindenberg nur 6.9 Grad gemessen.
Zusammenfassend lässt sich die vergangene Nacht also als außerordentlich kühl im Vergleich zu den klimatologischen Mittelwerten einordnen. Verantwortlich dafür ist Hoch EGBERT, dessen Zentrum sich über dem nahen Ostatlantik befindet. Sein Einfluss reicht bis nach Deutschland und bringt die notwendigen Zutaten mit: schwacher Wind, trockene Luft und Wolkenarmut in eingeflossener Meereskaltluft. Bei Nächten, die derzeit so lang sind, wie Ende April, sind dann eben solche Tiefstwerte möglich.
Und wie geht es weiter? Die gute Nachricht zuerst: Die kälteste Nacht haben wir hinter uns. Dies verdanken wir einer von Westen übergreifenden Warmfront von Tief FINNI. Da kommt auch schon die schlechten Nachricht: Wolken und Niederschlag sind erneut auf dem Vormarsch und werden abgesehen von wenigen Ausnahmen spätestens in der Nacht große Teile von Deutschland überdecken. Vor allem im Westen und über der Mitte kann es dabei länger anhaltend und kräftig regnen.
Im weiteren Verlauf macht der Blick auf die Wetterkarten wieder Mut, insbesondere wenn man in der Südhälfte des Landes wohnt. Dort gibt es beginnend ab dem Wochenende eine etwas längere Phase mit viel Sonnenschein. Abgesehen von einzelnen Wärmegewittern am Montag in Richtung Alpenrand wird es trocken sein und mit Höchstwerten zwischen 25 und 30 Grad auch hochsommerlich warm. Dies ist bis Mittwoch, im Südosten teils auch noch bis Donnerstag der Fall. Bestes Freibadwetter also!
Etwas schlechter sieht es für die Bewohner in der Nordhälfte des Landes aus, wo das Wochenende geprägt von schwachem Tiefdruckeinfluss leicht wechselhaft ausfallen wird. Zwar kommt auch dort die Sonne immer wieder zum Zuge, aber besonders in Richtung Küste und in Schleswig-Holstein muss zeitweise mit schauerartigen Niederschlägen gerechnet werden. Bei 18 bis 22 Grad im hohen Norden sind die Sommergefühle nicht ganz so präsent. Erst zu Beginn der neuen Woche gewinnt bei zögerlich ansteigenden Maxima auch in diesen Regionen die Sonne die Oberhand. Am längsten muss man sich im Nordosten gedulden, wo der Sommer wohl nur als "Zweitagsfliege" daherkommen wird.
Und damit sind wir auch schon bei den erweiterten Aussichten. Der Sommer bleibt sich treu und die wechselhafte Witterung scheint in der zweiten Wochenhälfte der kommenden Woche wieder ein Comeback zu geben. In diesem Sinne: Man sollte nehmen, was man bekommt.
Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.08.2016
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