Die neulich veröffentlichte Presseinformation der nationalen Ozean- und Atmosphärenbehörde der USA (NOAA) über die globale Temperaturentwicklung ist das erwartete "Sequel": Auch der April 2016 ist hinsichtlich der Lufttemperatur über Land und der Ozeantemperatur auf globaler Ebene der wärmste seiner Art seit Beginn regelmäßiger Aufzeichnungen im Jahre 1880. Damit konnte der nunmehr zwölfte Monat in Folge einen neuen Rekord aufstellen. Das Temperaturmittel des diesjährigen Aprils war 1,1 Grad höher als das April-Temperaturmittel des 20. Jahrhunderts. Das mag sich für einige nach keiner nennenswerten Abweichung anhören, auf der global-klimatologischen Skala ist dieser Wert allerdings gewaltig. So wurde der bestehende Rekord aus dem Jahre 2010 um 0,28 Grad übertroffen. Typischerweise werden die Rekorde nur um wenige Hundertstel Grad überboten. Die Ursachen für diese bemerkenswerte Entwicklung sind, wie häufig in der Klimaforschung, vielfältig und vielschichtig und oft auch nicht ganz eindeutig definierbar. Dennoch kann man die Rekordjagd im Kontext mit kurz- und langfristigen im Ozean und in der Atmosphäre stattfindenden Prozessen sehen, die das globale Klima wesentlich beeinflussen.
Zu den eher episodisch und relativ kurzfristig klimabeeinflussenden Faktoren zählt das kürzlich stattgefundene El Nino-Phänomen. Dieses führte zum Beispiel zu einer starken Erwärmung des Oberflächenwassers in Teilen des Pazifiks. Dabei wurden die größten Temperaturabweichungen im Dezember 2015 registriert. Ein großer Teil dieser Wärmeenergie wird auch an die darüber liegende Luft, also die Atmosphäre abgegeben. Da es sich dabei um einen länger andauernden Prozess handelt, liegen zwischen dem "Wärmepeak" des Ozeans und der Luft in der Regel einige Monate. Es ist daher kein Zufall, dass gerade die erste Hälfte des Jahres 2016 im "Nachgang" des El Nino-Höhepunkts Ende 2015 besonders große positive Abweichungen hinsichtlich der Lufttemperatur aufweist.
Darüber hinaus lässt sich die aktuelle Entwicklung als konsequente Fortführung der seit der Industrialisierung stattfindenden globalen Klimaerwärmung sehen, die durch ansteigende Treibhausgaskonzentrationen (Kohlenstoffdioxid, Distickstoffmonoxid (Lachgas), Methan) weiter forciert wird.
Zumindest der Einfluss von El Nino wird im Jahresverlauf aber abebben, dennoch scheint das Jahr 2016 nach diesem "furiosen" Start gute Chancen zu haben, nach 2015 wieder ein rekordwarmes zu werden.
Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.05.2016
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