Am gestrigen Dienstag zeigte sich das Wetter in Deutschland zweigeteilt. Bei dichter Bewölkung kam es über der Westhälfte wiederholt zu Regenfällen und auch die Höchsttemperaturen vom vergangenen Wochenende waren in weite Ferne gerückt. Wurden am letzten Sonntag beispielsweise in Köln noch knapp 21 Grad erreicht, waren es gestern nur noch kühle 13 Grad.
Im Gegensatz dazu sorgte warme Luft aus Nordafrika von den Alpen bis nach Brandenburg noch einmal für frühsommerliche Temperaturen. Am wärmsten war es mit 25,6 Grad in Regensburg, aber auch in Dresden konnte man bei einer maximalen Lufttemperatur von 25,1 Grad von einem ersten Sommertag sprechen. In der feuchtwarmen Luft ließen einzelne kräftigere Gewitter nicht lange auf sich warten. Diese entwickelten sich vereinzelt über dem Osten Deutschlands und brachten teils Starkregen und kleinkörnigen Hagel mit sich.
Doch mit den wetterbedingten Frühlingsgefühlen ist in den nächsten Tagen auch in der Osthälfte Schluss. Denn die bereits in den Westen eingeflossene kühlere Meeresluft kommt nun weiter ostwärts voran. Eingeleitet wird dieser Luftmassenwechsel durch Tief "Myrna". Es befand sich gestern noch über dem Nordwesten Deutschlands, verlagerte sich in der vergangenen Nacht Richtung Südschweden und ist mittags etwa über dem Bottnischen Meerbusen zu finden. Gekoppelt an dieses Tief ist eine Kaltfront, die die warme Luft im Osten von der kühlen Luft im Westen trennt. Mit der Verlagerung des Tiefs hat uns auch die Kaltfront in der vergangenen Nacht überquert und somit die warme Luft überall verdrängt.
Auf Tief "Myrna" folgt ein weiteres Tief namens "Ninotschka", das am heutigen Mittwoch vom Nordatlantik in Richtung Nordsee zieht. Beide Tiefs schließen sich über dem Norden Europas zu einem umfangreichen Tiefkomplex zusammen und sorgen so für eine anhaltende Zufuhr kälterer Luftmassen vom Nordpolarmeer. Diese Wetterlage hält in den nächsten Tagen weiter an und mit einem Wechsel aus Wolken, Regen und sonnigen Abschnitten erwartet uns typisches Aprilwetter.
So werden auch in der Osthälfte "nur" noch Höchstwerte um 16 Grad erreicht. Spätestens am morgigen Donnerstag hat sich die kühle Meeresluft dann überall durchgesetzt, so dass die Höchsttemperaturen landesweit nur noch zwischen 10 und örtlich 15 Grad liegen. Dazu müssen wir uns hin und wieder auf Schauer einstellen. Am Freitag werden im Südosten Deutschlands bei dann länger anhaltendem Regen kaum noch 9 Grad erreicht. An den Alpen gibt es oberhalb von etwa 900 m sogar wieder einige Zentimeter Neuschnee.
Solche markanten Luftmassenwechsel sind in den Frühlingsmonaten hierzulande nichts Ungewöhnliches. Zu dieser Jahreszeit bestehen große Temperaturgegensätze zwischen dem noch kalten Nordeuropa und den Landflächen Südeuropas, die sich durch den zunehmenden Sonnenstand bereits rasch erwärmen. Dadurch kann es besonders im April ein Wechselspiel zwischen Warm- und Kaltluftvorstößen geben, je nachdem, ob die Luft aus Süden oder aus Norden heran geführt wird.
Von allzu langer Dauer wird die momentan kühlere Witterung aber nicht sein. Schon ab kommenden Sonntag deutet sich wieder eine allmähliche Erwärmung an. Der leicht wechselhafte Wettercharakter bleibt aber erhalten. Typisch April eben!
Dipl.-Met. Johanna Anger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.04.2016
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