Letzte Woche fand in Berlin die sechste DACH-Tagung statt. Es handelte sich dabei nicht um eine Handwerkerversammlung, sondern um die Tagung der deutschsprachigen Meteorologen, die sich vom Titel her durch die Kfz-Nationalitätskennzeichen D, A und CH definiert.
Wie hat man sich so eine Veranstaltung vorzustellen? Nach Festlegung von Ort und Zeit der Tagung wird zur Einreichung von Beiträgen (Vorträge und Poster) aufgerufen. Die Konferenzsprache auf DACH-Tagungen ist Deutsch, Fremdsprachler oder besonders weltläufige Muttersprachler dürfen den Vortrag auch in Englisch halten.
Zunächst erfolgte die Begrüßungsansprache des Veranstalters, in Deutschland federführend die Deutsche Meteorologische Gesellschaft (DMG), sowie die Grußworte der Mitveranstalter und der lokalen Politik. Es folgten Preisverleihungen und eingeladene Vorträge, bei denen dieses Jahr auch der Präsident des Deutschen Wetterdienstes(DWD) sprach. Für unsere Leser dürfte von seiner Rede relevant sein, dass der DWD die Daten bald bis auf Transportkosten gebührenfrei abgegeben wird. Der erste Tag endete mit dem "Icebreaker", bei dem sich bekannte Kollegen trafen bzw. unbekannte kennenlernten. Die Folgetage liefen nach einem einheitlichen Schema ab. Zunächst gab es vor dem Plenum drei Vorträge, so dass während der vier Tage jedes der zwölf Hauptthemen der Tagung vor dem gesamten Publikum vorgetragen wurde. Dabei wurden entweder Übersichtsvorträge oder Vorträge aus dem jeweiligen Fachgebiet gehalten, an denen vermutlich allgemeines Interesse bestand. Jeder Vortrag sollte incl. sich anschließender Diskussion eine halbe Stunde dauern. Nachfolgend gab es drei Parallelsitzungen mit Vorträgen von jeweils fünfzehnminütiger Dauer. Diese sollten zeitlich streng synchron ablaufen, damit ein Wechsel von einem zum anderen parallel vorgetragenen Themenbereich jederzeit möglich war. In Anbetracht der Tatsache, dass viele Vortragende jahrelange Arbeit incl. Diskussion in 15 Minuten "quetschen" müssen, muss die Aufsicht des Sitzungsleiters sehr streng sein. Gleichzeitig präsentierten Firmen, deren Arbeit einen meteorologischen Bezug hat, ihre Produkte (Messgeräte und Software). In den langen Mittagspausen fand u.a. die Vorstellung der Poster statt. Die parallelen Vorträge endeten jeweils gegen 18 Uhr. Die Abende wurden ausgiebig für interne Veranstaltungen von Expertengruppen genutzt. So stand beispielsweise auch die Jahresversammlung der DMG auf der Agenda. Ein Nachmittag fanden Exkursionen statt, z.B. zu den Kollegen eines privaten Wetterdienstes oder zum Telegraphenberg nach Potsdam. Dort gibt es eine der wenigen homogenen Zeitreihen meteorologischer Parameter weltweit über mehr als 100 Jahren zu sehen. Den gesellschaftlichen Höhepunkt stellte schließlich das Konferenzdinner dar, bei dem sich die Teilnehmer zwanglos zu weiteren, meist fachlichen Gesprächen treffen konnten.
Und wer bezahlt das alles? Die Organisation der Tagung ist trotz ehrenamtlicher Arbeit durch Mitglieder der DMG, insbesondere Sektion Berlin-Brandenburg, kostspielig. Die Räumlichkeiten, der professionelle Anteil der Organisation und auch die Pausenverpflegung der Teilnehmer (diesmal erfreulicherweise nicht durch süße Kekse, sondern süßes Obst) sind kostspielig. Einiges, wie zum Beispiel der "Icebreaker", wurde gesponsert. Durch die Teilnahmegebühr, die bei Tagungen etwa zwischen 50 und 1500 EUR liegen, tragen die Teilnehmer zum größeren Teil zur Kostendeckung bei. Meteorologentagungen gehören jedoch zu den eher günstigen Versionen, schließlich muss ein Großteil der Zuhörer die gesamten Tagungskosten mehr oder weniger aus der eigenen Tasche bezahlen.
Worüber bei der Tagung gesprochen wurde, darüber mehr im Laufe der nächsten Wochen.
Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.03.2016
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