Ist es eigentlich vernünftig, das Frühjahr meteorologisch schon am 1. März zu beginnen und nicht astronomisch erst zur Tagundnachtgleiche um den 20. März herum?
Ein Blick in die vieljährige Statistik für Deutschland zeigt uns, dass das absolut vernünftig ist, wenn wir das Jahr in vier etwa gleichlange Teile aufteilen. Die kältesten 90/91 Tage liegen zwischen dem 1. Dezember und dem 1. März. Die vieljährige Mitteltemperatur um den 01. Dezember beträgt 1,72, um den 01. März 1,76 Grad. Das funktioniert allerdings nicht in allen Klimata so exakt wie bei uns.
Wo das Meer mit seiner Wärmekapazität starken Einfluss auf den Abstand zwischen den Sonnenstands- und den Temperaturextrema nimmt, passen die Temperaturen eher zu den astronomischen Jahreszeiten. Doch im deutschlandweiten Mittel liegt der Abstand der Extrema von Sonnenstand und Temperatur genau so, dass es mit der Aufteilung kalendarisch passt. In den küstennahen deutschen Orten verschieben sich die kältesten 90 Tage des Jahres nach hinten. In Hamburg beispielsweise liegt die kälteste 90-Tage-Periode eine Woche später. Helgoland, zumindest aus meteorologischer Sicht Deutschlands einzige Hochseeinsel, passt sich eher den kalendarischen Jahreszeiten an. Es ist also in Deutschland aus Sicht der Mitteltemperaturen absolut korrekt, das Frühjahr am 01. März beginnen zu lassen, auch wenn für Dienstag früh in der Südosthälfte Schneefall und in ganz Deutschland Frost vorhergesagt wird.
Das ist natürlich nicht das, was wir unter Frühling verstehen. Aber schließlich gibt es auch im Winter Höchsttemperaturen über 20 Grad und im Sommer leichten Frost selbst in den Niederungen. Und im März kann es im Süden erste Sommertage mit Werten über 25 Grad geben. Wer den Frühling am Dienstag wirklich mit Frühlingstemperaturen beginnen will, der begibt sich am besten ans Mittelmeer. Im westlichen und im zentralen Bereich des Mittelmeers werden nach kühlen Nächten Höchstwerte von 15 bis 20 Grad erwartet, im Osten nach milden Nächten 25 bis 30 Grad.
Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.02.2016
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