Obwohl unser Wetter in Deutschland aufgrund der wellenden Luftmassengrenze (siehe gestriges Thema des Tages vom 21.02.1016) von vielen wohl nicht nur als regnerisch und ungemütlich, sondern auch als ziemlich stürmisch empfunden wird, sind die Windgeschwindigkeiten bei uns eigentlich kaum einer Rede wert, zumindest wenn man den Blick über den (deutschen) Tellerrand hinaus richtet.
In der Nacht zum gestrigen Sonntag traf ein Zyklon namens WINSTON auf die Fidschi-Inseln. Aber WINSTON ist nicht irgendein Sturm. Es ist der stärkste je auf den Fidschi-Inseln im Südpazifik aufgetretene Wirbelsturm. Nach Daten des Joint Typhoon Warning Centers (JTWC) ist es sogar der stärkste tropische Wirbelsturm, der seit Beginn der Aufzeichnungen auf der gesamten Südhalbkugel registriert wurde. Mit Windgeschwindigkeiten über 300 km/h fegte WINSTON über den Inselstaat und wird damit in die Kategorie 5, die höchste Kategorie der Wirbelstürme, eingeordnet.
Bisher ist nicht offiziell bekannt, mit welchem Luftdruckwert WINSTON in die Wetter-Geschichte eingehen wird. Der dortige Wetterdienst vermutet einen Kerndruck im Auge des Zyklons von 915 Hektopascal (zum Vergleich: Tiefdruckgebiete in unseren Breiten haben üblicherweise ca. 970 hPa), ein noch geringerer Wert ist aber durchaus möglich. So oder so wird sich WINSTON aber mit Sicherheit in den Köpfen vieler (Hobby-)Meteorologen einprägen.
Wenn hierzulande Windgeschwindigkeiten um 80 km/h schon als sehr stürmisch empfunden werden, kann man sich vage ausmalen, welche Zerstörungen ein Wirbelsturm mit der Stärke von WINSTON (der übrigens zudem Regenmengen von ca. 170 l/qm pro Stunde(!) brachte) anrichten kann: Zahlreiche Häuser sind zerstört, der Strom fiel mehr als 24 Stunden aus. Die Regierung erklärte das ganze Land (das aus mehr als 300 Inseln besteht) zum Katastrophengebiet und verhängte eine Ausgangssperre.
WINSTON entstand am 7. Februar im Südwest-Pazifik und hatte dort mit Wassertemperaturen von um 30 °C beste Bedingungen, sich auf seinem Weg Richtung Südosten schnell zu intensivieren. Dann zog der Wirbelsturm jedoch südwärts Richtung Pol ab und schwächte sich dabei deutlich ab. Wie, als hätte er es sich plötzlich anders überlegt, nahm WINSTON erneut Fahrt gen Norden und am 19. Februar gen Westen auf - und zog dann unter extremer Verstärkung auf die Fidschis zu.
Die Behörden warnten frühzeitig vor dem Unwetter und richteten Notunterkünfte für die 900.000 Einwohner ein. Wie groß die Schäden sind, die WINSTON dennoch anrichtete, kann derzeit noch nicht vollends beurteilt werden. Zumindest scheint ihm nun aber langsam (endlich) die Puste auszugehen auf seinem derzeitigen Weg Richtung Westen.
Das beigefügte Bild des US-Wetterdienstes NOAA zeigt das Ausmaß des tropischen Wirbelsturms. Derartige Tiefdrucksysteme können einen Durchmesser von hunderten Kilometern aufweisen.
Übrigens werden die Wirbelstürme, abhängig von ihrem Entstehungsgebiet, mit unterschiedlichen Bezeichnungen versehen: Während sie im Atlantik, im Nordpazifik östlich der Datumsgrenze und im Südpazifik östlich von 160° allgemein unter "Hurrikane" bekannt sind, tragen sie im Nordpazifik westlich der Datumsgrenze den Namen "Taifun".
WINSTON hingegen zählt weder zu den Hurrikanen, noch zu den Taifunen. Vielmehr darf er sich in die Gruppe der "Zyklone" einordnen, da er im südlichen Pazifischen Ozean entstand. Ebenso zählt der Indische Ozean zur Geburtsstätte eines Zyklons.
Wer unser hiesiges Tief XIN II über Skandinavien innerlich schon als Verursacher des derzeitigen "Schmuddelwetters" verflucht hat, möge sich an dessen Harmlosigkeit im Vergleich zu anderen Tiefdruckgebieten erinnern. Es kommt also wie so oft im Leben auf den Blickwinkel an...
Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.02.2016
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