"Doppelt (genäht) hält besser", "lieber einmal zu viel als einmal zu wenig", "ein Unglück kommt selten allein" - den Fans des geflügelten Wortes werden sicher noch mehr solcher Redewendungen einfallen, um sich die derzeitige, nun wirklich sehr ungemütliche Wetterlage mit einer gehörigen Portion Ironie zumindest etwas schöner zu reden. Denn auf Orkantief RUZICA, das am gestrigen Rosenmontag mit viel Regen, Sturm und Gewittern für viele lange Gesichter bei den Närrinnen und Narresen gesorgt hatte, folgt am heutigen Faschingsdienstag Sturmtief SUSANNA.
Bevor wir genauer auf SUSANNA eingehen, soll der Blick zunächst einmal auf den gestrigen Rosenmontag zurück geworfen werden. Wie die Karte der Windspitzen vom Montag zeigt (zu finden auf http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2016/2/9.html), kam es im Tagesverlauf verbreitet zu stürmischen Böen (Bft 8), gebietsweise zu Sturmböen (Bft 9) und vereinzelt sogar zu schweren Sturmböen (Bft 10) bis in tiefe Lagen. Meist traten die stärksten Böen in Verbindung mit Schauern und Gewittern auf, die sich ab den späten Vormittagsstunden staffelartig von West nach Ost ausbreiteten. So wurden beispielsweise auch in den Karnevalshochburgen Trier (100 km/h), Düsseldorf (91 km/h) und Aachen (99 km/h) Sturmböen und schwere Sturmböen registriert. Sicherlich gab es auch Regionen, die von dem Sturm mehr oder weniger verschont blieben, aber die Messwerte zeigen eindrücklich, welches Potenzial die Wetterlage hinsichtlich hoher Windgeschwindigkeiten hatte und wie dieses Potenzial regional auch umgesetzt wurde. Im Wesentlichen hielt RUZICA das, was die Berechnungen der Wettermodelle sowie Wetter- und Warnlageberichte des Deutschen Wetterdienstes im Vorfeld "versprachen".
RUZICA zog sich in den vergangenen Stunden zur nördlichen Nordsee zurück, um dort die Rolle eines zentralen, steuernden Tiefdruckgebietes zu übernehmen. Während sich RUZICA dabei sukzessive auffüllt (der Luftdruck im Tiefzentrum steigt an) und den Einfluss auf Deutschland verliert, wurde an der Südflanke des weiträumigen Tiefdruckkomplexes ein kleines, aber sich stetig intensivierendes Randtief SUSANNA mit einem regelrechten Affenzahn vom Nordatlantik her kommend zum Ärmelkanal geführt. Von dort verlagert sich "Schnellläufer" SUSANNA weiter über Nordfrankreich, Belgien und die Niederlande nordostwärts und liegt am heutigen Dienstagabend schließlich über Norddeutschland.
Das Sturm- und Niederschlagsfeld von SUSANNA greift heute Vormittag auf den Südwesten Deutschlands über. Von Südwesten her muss folglich im Tagesverlauf wieder mit Sturmböen, im Bergland mit schweren Sturmböen, auf exponierten Berggipfeln mit Orkanböen gerechnet werden. Zudem breiten sich die teils kräftigen Regenfälle nordostwärts aus. An und hinter der Kaltfront von SUSANNA, die den Westen Deutschlands am Nachmittag erreicht und das Land von West nach Ost überquert, gibt es Schauer und durchaus auch einige starke Gewitter, die mit schweren Sturmböen einhergehen können.
In der rückseitig der Kaltfront einfließenden, deutlich kälteren Meeresluft sinkt die Schneefallgrenze bis Mittwoch früh von zurzeit rund 1000 m allmählich bis auf 400 m ab. Während im Tiefland eher die Wettervariante "nasskalt" dominiert, bekommen die höheren Lagen des Berglandes damit zur Abwechslung einen Hauch des Winters zu spüren. Ob es bei einem "Hauch" bleibt oder der Winter nochmal mit Macht und Ausdauer zuschlägt, erfahren Sie dann morgen.
Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst