Der Winter hält nun doch Einzug in fast ganz Deutschland, davon handelte das gestrige Thema des Tages (12.01.2016). Und auch nach den heutigen Prognosen spricht alles dafür, dass zunächst vor allem die Mittelgebirge und auch die mittleren Lagen der Alpen endlich mal eine ordentliche Portion Schnee erwarten können. In kräftigen Schauern und bei zunehmend einfließender Kaltluft schneit es dann in den kommenden Tagen auch häufiger bis ins Flachland. Lediglich die tiefen Lagen in den westlichsten Teilen Deutschlands werden wohl kaum Schneeflocken zu sehen bekommen.
Doch wie sah es in Deutschland und speziell in den Skiregionen der Mittelgebirge und Alpen bisher mit Schnee aus? Kurz gesagt: Eher schlecht. Oberhalb 1000 m zeigt sich zwar eine Schneedecke, die mit z. B. 17 cm in Balderschwang (Allgäuer Alpen, 1037 m ü. NN, Stand vom 12.1., 7 Uhr) verhältnismäßig dünn ist. In den mittleren Lagen der Alpen (etwa zwischen 700 und 1000 m ü. NN) sah es bisher ganz schlecht aus mit einer nachhaltigen Schneedecke. Dort gab es bisher nahezu keinen oder nur kurzzeitig mal etwas Schnee.
Zwar haben Skilift- bzw. Skipistenbetreiber mittlerweile vielerorts die Möglichkeit, der Natur in punkto Schnee auf die Sprünge zu helfen. Bei fehlendem Niederschlag kommen die verschiedensten Möglichkeiten der künstlichen oder besser technischen Schneeproduktion zum Einsatz. Voraussetzung ist hierbei allerdings - zumindest für eine sinnvolle und effiziente Beschneiung - das die Lufttemperatur auf unter 0 Grad zurückgeht. Aber wenn so wie bisher oft auch der Frost fehlte, dann sind auch diese Möglichkeiten der Schneeproduktion im Prinzip erschöpft.
Zur Umwandlung von Wasser in Eis und damit Schnee werden in der Natur sogenannte Gefrierkerne benötigt. Ein Gefrieren ist sonst nur bei Temperaturen weit unter 0 Grad möglich. Solche Gefrierkerne sind in der Atmosphäre z. B. Staubpartikel. Bei der technischen Schneeerzeugung werden meist kleine Eiskerne benutzt, die eigentlich die effizienteste Form eines Gefrierkerns darstellen. An die Eiskerne frieren bei Temperaturen knapp unter 0 Grad dann weitere kleine Wassertröpfchen an. Bei der Kunstschneeproduktion für Pisten werden meist zwei Varianten eingesetzt: Schneekanonen oder Lanzen. Ohne im Detail auf die technischen Unterschiede der beiden Geräte einzugehen, erfolgt die Kunstschneeproduktion wie folgt: Wasser wird in irgendeiner Form zerstäubt, winzige Wassertröpfchen entstehen, die in die Luft geschleudert werden. Die Produktion der Eis-/Gefrierkerne kann z. B. durch einen sogenannten Nukleator erfolgen, bei dem Luft unter hohem Druck sowie Wasser durch entsprechende Düsen ausgestoßen werden. Die Luft dehnt sich nach dem Austritt deutlich aus und kühlt dabei stark ab, so dass kleine Wassertröpfchen sofort zu Eis gefrieren. Diese Eiskerne sind den anderen Wassertröpfchen dann beim gefrieren "behilflich". Fertig ist der Kunstschnee.
Selbstverständlich gibt es Unterschiede in den Eigenschaften von natürlichem und künstlich hergestelltem Schnee: Natürlicher Schnee besteht aus meist sechseckigen Grundformen, die je nach Entstehungsbedingungen (Temperatur, Luftfeuchte) unterschiedlich geformt sind und sich auf ihrem Weg zum Erdboden zu Schneeflocken zusammenlagern. Kunstschnee hingegen besteht aufgrund seines recht kurzen Entstehungsprozesses dagegen aus (runden) Eiskörnern. Aufgrund der anderen Erscheinungsform ist technischer Schnee deutlich kompakter/dichter als natürlicher Schnee, wobei letzterer durch Lufteinschlüsse und einen auch dadurch bedingten geringeren Wassergehalt leichter/weniger dicht ist. Auch im Schmelzverhalten unterscheiden sich die beiden Schneeformen - aufgrund des deutlich höheren Wassergehaltes schmilzt Kunstschnee langsamer als sein natürlicher Verwandter.
Nun ja, technischer Schnee kann für eine gewisse Planungssicherheit von Liftbetreibern und Wintersportlern sorgen, schöner ist aber sicher die natürliche Variante. Und natürlich gibt es auch ökologische Aspekte, deren Betrachtung hier aber zu weit führen würde.
Dipl.-Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst