Im Norden und Osten Deutschlands zeigt sich der Winter derzeit mit all seinen Facetten. So wurden Teile der Ostseeküste bei Dauerfrost in wunderschöne eisige Winterlandschaften verwandelt, die bei wolkenlosem Himmel in der Sonne glitzern. Dazu weht ein teils kräftiger Ostwind, der uns die ohnehin niedrigen Höchstwerte noch kälter empfinden lässt.
Ebenfalls in Eislandschaften verwandelt haben sich viele Straßen, Wege und Gegenstände etwa vom Emsland über Ostwestfalen und das südliche Niedersachsen hinweg bis nach Thüringen. Seit Tagen befindet sich dort der sehr eng begrenzte Übergang zwischen der Frostluft im Norden und Osten und den deutlich milderen Temperaturen im Westen und Süden Deutschlands. Entlang dieser Luftmassengrenze kam es wiederholt zu gefrierendem Regen, der sich beim Auftreffen auf den Boden blitzschnell in Eis und somit in spiegelglatte Flächen verwandelt hat (zur Entstehung siehe Thema des Tages vom 6.1.16). Dieser Vorgang wird in der Öffentlichkeit gerne als sogenanntes "Blitzeis" bezeichnet.
Zwischen diesen beiden beschriebenen Regionen hat es in den letzten Tagen einiges an Neuschnee gegeben. So melden die Stationen Celle und Heeslingen-Wiersdorf in Niedersachsen heute früh eine Schneehöhe von 18 Zentimetern; eine Schneemenge, die dort nicht sehr häufig vorkommt. Auch in Sargstedt in Sachsen-Anhalt wurden 18 Zentimeter gemessen. Übertroffen wurden diese Werte nur von der Beobachtungsstation auf dem Großen Arber mit 20 Zentimetern Schnee und in Balderschwang mit einer Schneehöhe von 28 Zentimetern. Sogar an der Nordseeküste liegen teilweise bis zu 8 Zentimeter Schnee.
Lange hält dieses Winterwetter allerdings nicht mehr an, denn von den Britischen Inseln nähert sich heute Tief Britta. Es zieht in der kommenden Nacht und am Freitag über die Nordsee und Dänemark hinweg Richtung Baltikum. Dadurch dreht der bislang aus Osten wehende Wind allmählich auf westliche Richtungen, so dass die milde Luft aus dem Westen und Süden weiter nach Norden und Osten vorankommt und dort die kalte Luft verdrängt.
Doch bis sich die Milderung endgültig durchsetzen kann, bekommen es der Norden und Osten nochmal mit Glatteis und Schneefällen zu tun. Das Niederschlagsgebiet von Tief Britta wird heute am frühen Nachmittag den Westen Deutschlands erreichen. Dort wird mit Ausnahme des Berglandes Regen fallen. Im weiteren Tagesverlauf und in der Nacht zum Freitag kommt der Niederschlag weiter ostwärts voran und trifft schließlich auf die kältere Luft. Im Übergangsbereich muss erneut mit Glatteis gerechnet werden. Aus jetziger Sicht sind davon vor allem die Gebiete westlich und entlang der Weser betroffen. Östlich davon fällt der Niederschlag meist als Schnee, die Gefahr für Glatteis ist dort deutlich geringer. Verbreitet sind Neuschneemengen zwischen 1 und 5 cm zu erwarten. Vor allem in Schleswig-Holstein und in Mecklenburg-Vorpommern sind um 10 cm Neuschnee möglich.
Am Freitag zieht der Niederschlag nach Osten ab. Nachfolgend setzt sich die Milderung mit der Winddrehung bis in den Nordosten Deutschlands durch. Dann werden auch dort Höchstwerte über dem Gefrierpunkt erreicht.
Allerdings deutet sich in der neuen Woche ein neuer Kaltluftvorstoß an, der dann in ganz Deutschland für winterliche Verhältnisse sorgen könnte.
Dipl.-Met. Johanna Anger
Deutscher Wetterdienst