Pünktlich zur UN-Klimakonferenz in Paris, die noch bis 11. Dezember in der französischen Hauptstadt stattfindet, zeigt sich das Weltwetter in vielen Regionen von seiner extremen Seite. Es scheint fast so, als würde die Erde den Teilnehmern der Konferenz "zuflüstern" wollen, dass es an der Zeit sei, den Klimaschutz weiter voranzutreiben.
Europa/Asien: vielerorts ungewöhnliche Wärme
Hinsichtlich der Lufttemperatur erwartet dabei viele Menschen auf der Erde in den nächsten ein bis zwei Wochen eine für die jeweilige geographische Lage und die Jahreszeit außergewöhnliche Wärme (siehe Grafik auf www.dwd.de/ DE/wetter/thema_des_tages/2015/12/5.html). Da wären beispielsweise Europa und Asien zu nennen. Ein sich fortwährend regenerierender Tiefdruckgürtel, der von Neufundland über den Nordatlantik und das Nordmeer bis nach Nordsibirien reicht, schaufelt an seiner Südflanke zeitweise sehr milde Luftmassen subtropischen Ursprungs über Teilen Europas und Nordasiens weit nach Norden. In rund 1500 Metern Höhe liegen die Lufttemperaturen nächste Woche teilweise mehr als 10 Grad über den vieljährigen Mittelwerten, was sich meist auch in den erdbodennahen Temperaturen widerspiegelt. Negative Abweichung bleiben über Europa und Asien die Ausnahme (siehe unten).
Nordamerika: nahezu flächendeckend zu warm
Noch weitaus extremer sind die Temperaturverhältnisse in den nächsten ein bis zwei Wochen über Nordamerika. Dort werden vor allem vom Nordwesten über den Mittleren Westen bis zur nördlichen Atlantikküste der Vereinigten Staaten sowie in Kanada rekordverdächtig hohe Temperaturen erwartet. Als Ursache ist dabei im Wesentlichen tiefer Luftdruck über dem Nordostpazifik, Alaska und Westkanada zu nennen, an dessen Vorderseite warme Luftmassen über den Kontinent nordostwärts geführt werden. Die Abweichungen der Temperatur vom vieljährigen Mittel betragen sowohl in rund 1500 Metern Höhe als auch in Erdbodennähe vielfach zeitweise 10 bis 15 Grad. Ungewöhnlich dabei ist, dass sich Nordamerika fast flächendeckend unter dieser "Warmluftblase" befindet und nicht - wie sonst üblich - in ein eher zu warmes und ein eher zu kaltes Gebiet polarisiert.
Südafrika: Hitze und Dürre
Der Süden Afrikas erlebt zurzeit eine ausgewachsene Hitzewelle. Sehr hohe Temperaturen sind in jener Region, die sich gerade in den letzten Zügen des Frühlings befindet, zwar nicht ungewöhnlich, aber Höchsttemperaturen teils weit über 40 Grad wie beispielsweise im südafrikanischen Augrabies Falls National Park (45,3 Grad Celsius, Allzeitrekord!) sind dann doch nicht gerade alltäglich. Die Wetteraussichten, die eine Fortdauer der sehr warmen und meist trockenen Witterung befürchten lassen, stellen eine denkbar schlechte Nachricht für das von Dürren geplagte Südafrika dar. Nach Angaben von BBC-News droht Südafrika die schlimmste Dürre seit 30 Jahren.
Vorderasien: kurzes Wintergastspiel mit Kälte und Schnee
Wie ein "Gallisches Dorf" in der ansonsten recht überhitzten Welt tritt dagegen derzeit Vorderasien in Erscheinung. Ein Schwall Kaltluft machte sich von Russland her kommend bereits in dieser Woche auf den Weg nach Süden und erfasst nun weite Teile Kleinasiens, zur nächsten Woche zunehmend auch die Arabische Halbinsel und den Iran. Schnee fällt dabei im Kaukasus und in der Türkei sowie im Bergland von Irak und Iran. Selbst Irans Hauptstadt Teheran sieht nächste Woche womöglich Schneeflocken, Teile Saudi-Arabiens immerhin Tiefsttemperaturen unter dem Gefrierpunkt.
Vielerorts außergewöhnliche Wärme, punktuell aber auch ungewöhnliche Kälte: Das Wetter wartet weltweit mit Extremen auf. Dahingehend liefert die Erde also zumindest eine geeignete Diskussionsgrundlage für den UN-Klimagipfel.
Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst