Der Nikolaus mit TShirt und Regenjacke?! Milde Westwinde machen es

möglich!

Und täglich grüßt das Murmeltier! Ein Spruch, der derzeit auch gut auf das Wetter übertragen werden kann. Mit Ausnahme von einem kurzen Winterintermezzo Ende November herrscht seit Anfang des letzten Monats meist eine westliche bis südwestliche Strömung vor, die milde, teils auch sehr milde Atlantikluft nach Deutschland transportiert. Verantwortlich für die wenig winterlichen und stattdessen teilweise eher frühherbstlichen, Anfang November auch spätsommerlichen Witterungsverhältnisse ist die Luftdruckverteilung über dem östlichen Atlantik und dem europäischen Kontinent. Während einerseits von Neufundland bis nach Skandinavien Tiefdruckgebiete dominieren, herrscht anderseits von den Azoren bis ins östliche Mittelmeer hoher Luftdruck vor. Da beide Druckgebilde stark ausgeprägt sind, führen die großen Luftdruckunterschiede zu einer kräftigen zonal orientierten West- bis Südwestströmung. Während vor allem der Süden Deutschlands vom hohen Luftdruck profierte, lag der Norden wiederholt im Einflussbereich von Sturmtiefs und dessen Ausläufern.

Allgemein sorgten die Wetterbedingungen im November über viele meteorologische Parameter hinweg für zahlreiche statistische Besonderheiten. Vor allem die erste Novemberhälfte sticht dabei mit ungewöhnlichen Witterungsverhältnissen heraus. Kräftige Südwestwinde führten Warmluft vom Meeresgebiet um die Kanarischen Inseln bis nach Deutschland. In Emmendingen-Mundingen wurden am 7. November bei einer Höchsttemperatur von 23,8 Grad eher Sommergefühle geweckt. Insgesamt stiegen an der Station über einen Zeitraum von 5 Tagen, vom 5. bis 9. November, die Höchstwerte über 20 Grad an. Dabei war Emmendingen kein Einzelfall. Am 8. November registrierten deutschlandweit 35 Messstationen in Deutschland eine Tageshöchsttemperatur von mehr als 20 Grad. Dagegen wurde beispielhaft am 23. Juni dieses Jahres lediglich an 2 Stationen im Messnetz des Deutschen Wetterdienstes die 20 Grad-Marke übertroffen. Allgemein meldete zwischen dem 1. und 10. November jeweils mindestens eine Wetterstation eine Spitzentemperatur über 20 Grad. Bis zum 18. November erreichte die Station Piding nördlich von Bad Reichenhall ein mittleres Maximum von +17,7 Grad.

Ebenfalls sehr auffällig war in der ersten Novemberdekade die räumlich und auch vertikal unterschiedliche Temperaturverteilung in Deutschland. Unter Hochdruckeinfluss bildete sich insbesondere in der Südosthälfte des Landes vielerorts eine markante Inversion aus. Als Folge lag das Tiefland häufig unter einer Hochnebeldecke. Dagegen besaßen die Berggipfel bei eitel Sonnenschein meist eine perfekte Weitsicht. Diese unterschiedlichen Wetterbedingungen spiegelten sich schließlich auch bei den Temperaturen am Tage und in der Nacht wider. Während am 3. November in Nürnberg eine Tiefsttemperatur von -5 Grad gemessen wurde, sank die Temperatur auf dem 1456 m aufragenden Großen Arber im Bayerischen Wald im Zustrom milder Luft in größeren Höhen nur auf +12 Grad ab. Am Tage meldete Garmisch-Patenkirchen dann bei viel Sonnenschein einen Höchstwert von +23 Grad, wohingegen die Bürger in Seehausen in der Altmark im Dauergrau bei nur +3 Grad froren. Bis zum 9. November führte die einfließende Luft vor allem in größeren Höhen für rekordverdächtige Temperaturabweichungen im Vergleich zur Referenzperiode 1961 bis 1990. Auf dem Fichtelberg im Erzgebirge wurde z.B. in diesem Zeitraum eine Temperaturabweichung von +11,3 Grad zum vieljährigen Mittel registriert. Auch auf dem Brocken mit +10,9 Grad und dem Großen Arber mit +10,7 Grad waren die Anomalien nur unwesentlich niedriger. Die oben aufgeführte Luftdruckverteilung in den ersten beiden Novemberdekaden hatte schließlich auch großen Einfluss auf weitere meteorologische Parameter wie den Niederschlag und die Sonnenscheindauer. Während im Süden und Südosten und dort vor allem südlich der Donau die Sonnenausbeute bei teils über 200 % des Solls nahezu mehr perfekt ausfiel, mussten sich die westlichen und nördlichen Regionen unseres Landes mit unterdurchschnittlichem Sonnenschein zufrieden geben. Im Raum Trier schien die Sonne beispielhaft nur 28 Stunden im gesamten Monat, was lediglich 56 % bezüglich des vieljährigen Mittels entspricht. Allgemein konnten die südlichen und östlichen Gebiete Deutschlands das Sonnendefizit im Westen und Norden mehr als ausgleichen, sodass die 68 Stunden Sonnenschein im räumlichen und zeitlichen Mittel über das gesamte Bundesgebiet diesem November im Ranking seit Messbeginn (1951) einen Platz unter den Top 10 einbrachte.

Auch bei der Niederschlagsverteilung zeigen sich große räumliche Unterschiede. Während unter Hochdruckeinfluss im Süden, an der Station Singen am Bodensee, bis zum 18. November nur 0,1 Liter pro Quadratmeter Niederschlag fielen, registrierte die Station Braunlage im Harz im gleichen Zeitraum 169 Liter. Mit der Umstellung der Wetterlage von Südwest auf West in der zweiten Novemberhälfte kam schließlich auch der Süden wieder häufiger in den Einflussbereich von Tiefausläufern. Nachfolgend traten am 20./21. November im Südwesten Dauerniederschläge auf. Über 48 Stunden fielen dabei in Lenzkirch-Ruhbühl im Schwarzwald 96,5 Liter pro Quadratmeter. Damit wurde an dieser Station die Niederschlagsmenge von 65,2 Liter, die zuvor von Anfang September bis zum Ereignis gefallen war, innerhalb von zwei Tagen deutlich überboten. Auch die Dauerniederschläge Ende November sorgten wieder für steigende Flusspegel. Das Niederschlagsdefizit im meteorologischen Herbst (September, Oktober, November) konnte somit vielerorts in nur 10 Tagen ausgeglichen bzw. überboten werden.

Tendenziell zeigt sich das Wetter in Deutschland auch in den nächsten Tagen weiter windig bis stürmisch und vor allem im Norden recht unbeständig. Dabei hält sich weiterhin eine straffe westliche Strömung, die wiederholt Randtiefs ostwärts führt und deren Ausläufer auch das Bundegebiet teilweise überqueren. Allerdings sind größere Niederschlagsmengen erst einmal nicht in Sicht. Dagegen frischt jedoch der Wind wieder häufiger stark böig auf. Zudem kann mit der Westströmung bis auf weiteres milde Atlantikluft nach Deutschland gelangen. Und auch ein Blick in die mittelfristige Zukunft zeigt keine Änderung. Mit einem kräftigen Südwestwind steigen die Höchstwerte am Wochenende und auch über die gesamte kommende Woche hinweg auf 8 bis 15 Grad an. Demnach kann der Nikolaus am Sonntag seinen Schlitten sowie auch roten Mantel einmotten und sich stattdessen im dickeren T-Shirt mit einem Drachen von Haus zu Haus gleiten lassen. Im Norden und in der Mitte wäre zudem ein Regenmantel von Nutzen.

Damit zumindest das Christkind in 20 Tagen im Winterkleid daherkommen kann, müsste sich jedoch die Wetterlage komplett umstellen. Für ein kaltes und auch schneereiches Weihnachtsfest sollte die Luft aus Norden nach Deutschland gelangen. Dazu wären ein Hoch über den Britischen Inseln sowie tiefer Luftdruck von Polen bis zur Adria nötig.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel mit Herrmann Kehrer

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.12.2015

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