Kurz vor der Adventszeit, die am morgigen Sonntag mit dem 1. Advent beginnt, lesen wir alljährlich in der einschlägigen Fachpresse etliche Artikel zum Thema "kalorienfreies Weihnachtsgebäck". Auch bei uns Meteorologen gibt es alljährlich Themen, die immer wieder ins Gedächtnis gerufen werden sollten, denn sie sind teilweise "lebenswichtig".
Schauen wir uns im Lichte der Überschrift den aktuellen Vorhersagetext vom heutigen Samstag für Deutschland an: " ... Dabei fällt zunächst teilweise bis in tiefe Lagen Schnee, oder vor allem im Bergland und nach Norden zu ist auch gefrierender Regen nicht ausgeschlossen mit starker Glätte. Im Tagesverlauf steigt die Schneefallgrenze auf 400 bis 600 m ..."
Wie genau ist diese Höhenangabe? Im Wesentlichen steckt eine Temperaturvorhersage dahinter. Bei uns entstehen im Winter üblicherweise Niederschläge als Schnee. Wenn der Schnee durch die nach unten im Normalfall wärmer werdende Atmosphäre fällt, beginnt er ab 0 Grad zu schmelzen. Bei einer Temperatur von 2 Grad und mehr fällt der Niederschlag im Regelfall vollständig als Regen. Wir müssen also "nur" vorhersagen, in welcher Höhe eine Temperatur von 2 Grad herrscht, um die Schneefallgrenze anzugeben. Dass wir das nicht ganz genau hinbekommen, weiß jeder, der sich mit der Meteorologie beschäftigt. Gehen wir recht optimistisch von einer Vorhersagegenauigkeit von +/- 1 Grad aus, so beträgt der Höhenfehler etwa 150 m, da sich die Atmosphärentemperatur bei Niederschlagswetter und daher feuchten Bedingungen um etwa 0,65 Grad pro hundert Meter nach unten hin zunimmt. Bei einer vorhergesagten Schneefallgrenze von 200 m wird also die tatsächliche Schneefallgrenze zwischen 50 und 350 m liegen. Betrachten wir beispielsweise das Rhein-Main-Gebiet. Dort liegen fast alle relevanten Verkehrswege in diesem Höhenbereich. Bei einer Vorhersage einer Schneefallgrenze von 200 m ist zwischen weitgehend fließendem Verkehr (Schneefallgrenze 200+150 m) und Verkehrschaos (Schneefallgrenze 200-150 m) alles möglich. Verlassen Sie sich also bei der Planung einer winterlichen Reise nicht auf exakte Höhenangaben der Schneefallgrenze, sondern kalkulieren sie mindestens einen Höhenfehler von 150 Höhenmetern ein. Oftmals finden Sie die Spannen auch in der Wettervorhersage.
Im obigen Wetterbericht finden wir auch gefrierenden Regen. Dann ist der Schnee an der Schneefallgrenze vollständig geschmolzen und fällt danach durch eine bodennahe Luftschicht, die kälter als null Grad ist, also dem normalen atmosphärischen Temperaturverlauf widerspricht. Dabei wird der Regentropfen nicht in Schnee zurückverwandelt, sondern fällt als unterkühlter Regen auf den Boden und gefriert dort schlagartig.
In der nächsten Woche aber kommt dann so milde Luft, dass die meisten von uns sich mit dem Problem der Schneefallgrenze nicht befassen müssen.
Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst