In den vergangenen sieben Tagen gestaltete sich das Wetter in Deutschland nicht nur vielerorts trüb und regnerisch, sondern auch sehr kühl. Insbesondere in der letzten Woche wurden häufig kaum mehr als 8 Grad Höchsttemperatur gemessen. Damit gehörte Deutschland neben Skandinavien zu den kältesten Regionen in ganz Europa. Von einem typischen "goldenen Oktober" mit viel Sonnenschein und spätsommerlichen Temperaturen war hierzulande nicht viel zu spüren.
Dabei hatte der diesjährige Oktober zunächst vielversprechend begonnen. Ein kräftiges Hochdruckgebiet, das sich zunächst von den Britischen Inseln bis in den Südosten Europas erstreckte, brachte in der ersten Oktoberwoche viel Sonnenschein. Mit der Verlagerung des Hochs Richtung Osteuropa und im Zusammenspiel mit einem umfangreichen Tiefdruckkomplex über dem nördlichen Ostatlantik gelangte mit einer südlichen Strömung zunehmend auch warme Luft aus dem Süden und Südosten Europas zu uns. So lagen die Höchsttemperaturen beispielsweise am 3. Oktober dem Tag der Deutschen Einheit nochmal vielerorts um 20 Grad. Spitzenreiter war die meteorologische Beobachtungsstation Piding in Bayern, dort wurde ein Höchstwert von 23,6 Grad Celsius beobachtet. Dieser Wert konnte im weiteren Verlauf dieses Oktobers bislang nicht übertroffen werden, denn der Zustrom warmer Luftmassen hielt nicht lange an. Mit einem neuerlichen Hoch, das sich über dem Norden Europas einnistete, strömte nun kältere Luft aus dem Norden und Osten Europas nach Deutschland und sorgte für ein deutliches Absinken der Temperaturen. Das in den letzten Tagen an dieser Stelle im Thema des Tages viel beschriebene Höhentief über Mitteleuropa (siehe z.B. http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2015/10/20.html) tat sein Übriges mit vielen Wolken und brachte sogar in Teilen Deutschlands einen kurzen, aber frühen Wintereinbruch. Somit verwundert es nicht, dass der Oktober 2015 bisher deutschlandweit etwa 0,5 Grad Kelvin kühler ist als das vieljährige Temperaturmittel.
Ganz anders sah es dagegen im Oktober 2014 aus. Nachdem bereits der Frühling und der Sommer im letzten Jahr deutschlandweit überdurchschnittlich warm ausfielen, reihte sich auch der Herbst 2014 in die Kette zu warmer Jahreszeiten ein. Betrachtet man das Mittel des Bodenluftdrucks über den Monat Oktober, so zeigt sich, dass meist tiefer Luftdruck über dem Nordwesten Europas herrschte, während über Ost- und Südeuropa hoher Luftdruck dominierte. Mit der sich dadurch einstellenden südlichen Strömung wurden wiederholt warme Luftmassen aus dem Südwesten und Süden Europas zu uns geführt, was bis weit über die Monatsmitte hinweg für vielfach warme Tage und milde Nächte sorgte. Die bundesweit höchste Temperatur des Monats wurde dabei mit 27,2 Grad Celsius am 9. Oktober 2014 in Notzingen (Baden-Württemberg) gemessen. Erst zu Beginn des letzten Oktoberdrittels brachte Ex-Hurrikan "Gonzalo" vorübergehend einen markanten Temperatursturz. Trotzdem wurde der Oktober 2014 mit einer positiven Temperaturabweichung von 2,9 Grad Kelvin schließlich der drittwärmste Oktober seit Aufzeichnungsbeginn im Jahre 1881.
Einen solchen Rekord werden wir in diesem Jahr sehr wahrscheinlich nicht aufstellen. Dennoch wird es in den nächsten Tagen deutlich milder.
Sowohl das Höhentief über Mitteleuropa als auch der hohe Luftdruck über dem Norden Europas verlagern sich ostwärts und verlieren ihren Einfluss auf unser Wetter. Ein Blick auf die Vorhersagekarte des Bodenluftdrucks für heute Mittag zeigt, dass sich stattdessen ein Keil des Azorenhochs Richtung Mitteleuropa ausstreckt. Gleichzeitig ziehen Tiefdruckgebiete über den Norden Europas hinweg. Zwischen diesen Druckgebilden dreht die Strömung zunehmend auf westliche Richtungen. Diese Wetterlage wird auch in den nächsten Tagen weitgehend anhalten. Somit gelangt deutlich mildere Atlantikluft zu uns. Goldene Oktobertage mit verbreitet viel Sonnenschein sind dennoch nicht zu erwarten. Die Höchstwerte werden meist zwischen 11 und 16 Grad liegen. Mit Unterstützung der Sonne sind vor allem am Samstag im Südwesten örtlich bis zu 17 Grad möglich.
Dipl.-Met. Johanna Anger
Deutscher Wetterdienst