Tropische Wirbelstürme entstehen nur in Regionen der Erde, wo hohe Wassertemperaturen (über 26 Grad Celsius) und feucht-warme Luftmassen vorherrschen. Dies sind ideale Ausgangsbedingungen für die Entstehung von Gewitterclustern. Ist die ablenkende Kraft der Erdrotation (Corioliskraft, siehe www.dwd.de/lexikon) ausreichend groß, so kann aus diesen Gewitterclustern ein riesiger Wirbel entstehen und sich verstärken. Entsprechend bilden sich tropische Wirbelstürme meist nur in den Tropen oder Subtropen, aber nicht direkt am Äquator aus.
Allerdings besitzen diese faszinierenden Stürme verschiedene Bezeichnungen, je nachdem in welcher Region der Erde sie auftreten. Als Taifun bezeichnet man Wirbelstürme, die über dem Nordwestpazifik und den angrenzenden Randmeeren und Anrainerstaaten auftreten. Östlich der Datumsgrenze sowie über dem Nordatlantik spricht man dagegen von Hurrikans, über dem Südwestpazifik und dem Indischen Ozean von Zyklonen. Aber nicht nur durch die hohen Windgeschwindigkeiten besteht dabei eine große Gefahr für die betroffenen Gebiete. Häufig kommt es auch zu sehr hohen Niederschlägen, die Überschwemmungen und Erdrutsche zur Folge haben und immense Schäden verursachen können.
Grundsätzlich unterteilt man tropische Wirbelstürme anhand ihrer Windgeschwindigkeiten in drei verschiedene Intensitätsstufen: Bei der "tropischen Depression" handelt es sich um die schwächste Stufe mit Windgeschwindigkeiten bis 61 km/h. Der "tropische Sturm" bezeichnet die mittlere Stufe mit Windgeschwindigkeiten bis 117 km/h und ab 118 km/h spricht man von einem "tropischen Orkan". Anhand der Saffir-Simpson-Skala lassen sich diese tropischen Orkane dann nochmals in Stärkekategorien 1 (schwacher Wirbelsturm, Windgeschwindigkeiten bis 153 km/h, Kerndruck über 980 hPa und einem Wasserspiegelanstieg von 1,2 bis 1,6 m) bis zur Kategorie 5 (verwüstend, Windgeschwindigkeiten über 251 km/h, Kerndruck unter 920 hPa und einem Wasserspiegelanstieg von über 5,5 m) unterteilen.
Aus aktuellem Anlass schauen wir näher auf den Taifun mit dem Namen "Koppu", der bereits am vergangenen Wochenende auf den Philippinen für Chaos sorgte. Seinen Namen erhielt der Wirbelsturm bereits am letzten Dienstag, den 13. Oktober, als er sich von einer tropischen Depression zu einem tropischen Sturm westlich der Marianen über dem Westpazifik (15 Grad Nord, 139 Grad West) entwickelte und Kurs nach Westen in Richtung der Philippinen nahm. Getauft wurde Koppu durch das zuständige "Regional Specialized Meteorological Centre" des Japanischen Wetterdienstes in Tokio und bedeutet so viel wie "Krater" oder "Trichter". Auf den Philippinen ist Wirbelsturm Koppu übrigens auch als "Lando" bekannt.
In der Nacht zum Freitag, dem 16.10. verstärkte sich der tropische Sturm dann weiter und wurde zu einem Kategorie-1-Wirbelsturm auf der bereits angesprochenen Saffir-Simpson-Skala hochgestuft. Im weiteren Verlauf intensivierte sich Koppu zunehmend und ging am Sonntagmorgen (18.10.) im zentralen Osten der Inselgruppe Luzon der Philippinen als Wirbelsturm der Kategorie 4 mit Windgeschwindigkeiten von knapp 240 km/h als Supertaifun (ab einer Windgeschwindigkeit von 234 km/h bezeichnet man einen Taifun als Supertaifun) an Land. Laut dem Joint Typhoon Warning Center der U.S. Navy mit Hauptsitz in Pearl Habor (Hawaii) ist es der stärkste tropische Wirbelsturm mit Landgang in Luzon seit fünf Jahren. Allerdings geht die größte Gefahr nicht nur von hohen Windgeschwindigkeiten sondern auch von enormen Regenfällen aus.
Nach dem Landgang schwächte sich Koppu zwar wieder ab (aktuell noch Kategorie 1) und "genoss" nur eine kurze Lebenszeit als Supertaifun. Die Gefahr vor allem für den Nordteil der Insel ist dennoch nicht gebannt. Aufgrund der Höhendruckverteilung verlangsamte sich die Zuggeschwindigkeit von Koppu und er drehte am Sonntag Richtung Norden ab. Bis Dienstag wird seine weitere Zugbahn nordostwärts über den Norden der Insel hinweg vorhergesagt. Die beigefügte Grafik unter www.dwd.de/tagesthema (Quelle: Joint Typhoon Warnung Center, http://www.usno.navy.mil/JTWC/) zeigt den weiteren Verlauf von Koppu bis Samstag, den 24.10.2015. Zwar schwächt sich der Sturm weiter ab, jedoch wird nach wie vor sehr viel feuchte Meeresluft angesaugt, die nach Modellsimulationen im Stau der nördlichen Gebirge von Luzon enorme Regenmengen verursachen. Dabei werden für den gesamten Zeitraum lokal über 1000 Liter pro Quadratmeter vorhergesagt.
Bleibt also nur zu hoffen, dass sich die Schäden auf Luzon in Grenzen halten. Weiter östlich findet sich aktuell übrigens ein weiterer Taifun namens "Champi", der am gestrigen Sonntag ebenfalls als Supertaifun eingestuft wurde und in der diesjährigen Taifunsaison immerhin schon die Nummer 20 auf der Liste darstellt. Allerdings sollte Champi weitgehend über dem Ozean bleiben und lediglich gegen Mittwoch die wenig bewohnten japanischen Vulkaninseln um Iwojima treffen.
M.Sc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst