Nach einem langen, trockenen und sehr warmen Sommer hat sich Anfang September eine kühle und leicht wechselhafte Witterungsphase eingestellt. Doch in den nächsten Tagen stellt sich die Wetterlage um. Nun stellt sich die Frage, ob der Altweibersommer kommt.
Als Altweibersommer bezeichnet man eine Wettersingularität, die im Frühherbst auftritt. Eine Wettersingularität ist ein Witterungsabschnitt, der zu einer bestimmten Zeit im Jahr mit einer höheren Wahrscheinlichkeit auftritt. Bekannt als Wettersingularitäten sind neben dem Altweibersommer unter anderem der Spätsommer, das Weihnachtstauwetter, die Schafskälte, die Eisheiligen sowie die Hundstage.
Die Witterung während des Altweibersommers ist geprägt von milden, sonnigen und trockenen Tagen. In den Nächten kühlt es jedoch durch die im September schnell kürzer werdenden Tage schon deutlich aus. In den Morgenstunden bildet sich oft Nebel oder Tau, woher auch der Name "Altweibersommer" kommt. Er leitet sich von Spinnenweben ab, mit deren Hilfe die Baldachinspinnen im Herbst durch die Luft segeln. Das Wort "Weiben" bezeichnete im Althochdeutschen das Weben von Spinnennetzen. Diese Spinnennetze werden im Morgentau in den Altweibersommertagen besonders gut sichtbar. Ursache für diese Schönwetterperiode im Frühherbst ist ein kräftiges Hoch über Mitteleuropa. Dieses bleibt eingekeilt zwischen einem Atlantiktief und einem Tief über Osteuropa meist mehrere Tage stationär liegen. Es blockiert die atlantischen Tiefdruckgebiete, die sonst meist von West nach Ost vom Atlantik über Großbritannien bis Skandinavien ziehen, und mit ihren Frontensystemen für wechselhaftes Wetter sorgen würden. So eine Altweibersommerwetterlage tritt mit über 70 %iger Wahrscheinlichkeit vom 20. September bis etwa Anfang Oktober auf.
Doch wird es auch dieses Jahr mit dem Altweibersommer klappen? Zurzeit liegt das Hochdruckgebiet nicht wie bei einer typischen Altweibersommerlage üblich über Mitteleuropa, sondern mit seinem Zentrum über Finnland und zieht Richtung Nordosteuropa. Gleichzeitig greifen zunehmend Tiefdruckgebiete auf Westeuropa über. Deutschland gelangt zwischen diesen Druckgebilden in eine südliche Strömung. Dabei wird der Zufluss der polaren Kaltluft, die in der vergangenen Woche für recht verhaltene Temperaturen gesorgt hat, gekappt. Diese wird wieder durch subtropische Luftmassen ersetzt, die gegen Mitte der Woche erneut für einen massiven Warmluftvorstoß sorgt. Dabei muss besonders im Osten und Süden abgesehen von einer kurzen Unterbrechung am Dienstag, verbreitet mit sommerlichen Temperaturen gerechnet werden. Ob dabei nochmals die 30-Grad-Marke geknackt wird, ist noch unsicher. Typisches Altweibersommerwetter ist dies dennoch nicht, denn es greifen immer wieder Tiefausläufer auf Deutschland über, die besonders dem Westen zeitweise Regen bringen. Im Osten bleibt es meist noch sonnig. Des Weiteren ist diese Wetterlage nicht sonderlich stabil. Denn gegen Ende der Woche deutet sich schon wieder ein Abkühlungstrend an. Das sommerliche Wetter ist demnach zu kurz um es als eigenständige Witterungsphase zu bezeichnen. Ob sich dann ein stabileres Altweibersommerhoch gegen Ende September bei uns festsetzt, kann derzeit noch nicht vorhergesagt werden.
Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst