Vor wenigen Tagen veröffentlichte die Wetter- und Ozeanografiebehörde der Vereinigten Staaten von Amerika (NOAA) ihre allmonatliche globale Lufttemperaturanalyse. Der Juli 2015 soll demnach als der wärmste Monat in die 135 Jahre alte Geschichte der globalen Wetteraufzeichnungen eingehen. Nachdem also das vergangene Jahr nach NOAA bereits einen neuen globalen Temperaturrekord aufstellen konnte, scheint sich der Trend zur weiteren Erwärmung hin in diesem Jahr fortzusetzen.
Blickt man auf die Karte der Temperaturanomalien (siehe www.dwd.de/tagesthema), zeigen sich überwiegend rote Flächen. In den meisten Regionen fiel der diesjährige Juli im Vergleich zum klimatologischen Mittel also deutlich zu warm aus, in nicht wenigen Regionen sogar rekordwarm. Allerdings gibt es auch die ein oder andere Ausnahme. Da wenige Ausnahmen aber bekanntlich die Regel bestätigen sollen, könnte man sich dazu verleitet fühlen, diese kleinen "kalten Blasen" als Zufallsprodukt abzustempeln. In den meisten Fällen mag das sogar stimmen. In mindestens einem Fall sollte man das allerdings tunlichst vermeiden. Blickt man in die Vergangenheit, tauchen nämlich beispielsweise über dem Nordatlantik, genauer über dem Seegebiet zwischen Neufundland, Island und Großbritannien, immer wieder vergleichbare Strukturen negativer Temperaturabweichung auf. Hier von einem Zufallsprodukt zu sprechen, wäre also ziemlich "verwegen".
"Was ist denn da bloß los?" Die Frage nach den Ursachen der völlig gegensätzlichen und zur globalen Erwärmung scheinbar im Widerspruch stehenden Entwicklung über dem Nordatlantik sorgt bei Klimawissenschaftlern schon lange für rauchende Köpfe. Es gibt verschiedene, teils auch sehr unterschiedliche Erklärungsansätze für dieses Phänomen. Allerdings bedarf es noch viel Forschungsarbeit, um der Ursache der nordatlantischen "Kaltluftblase" auf die Schliche zu kommen. Vor allem die Auswirkungen der Temperaturveränderungen über dem Nordatlantik auf das weltweite Klima- und Wettergeschehen bleiben noch völlig unklar.
Auch die Abteilung "Klima und Umwelt" des Deutschen Wetterdienst befasst sich mit dieser Problematik. Eine klimatologische Einordnung des Sommers 2015 sowohl für Deutschland und Europa als auch global wird im Laufe des Septembers folgen. In dieser wird dann auch auf die Rolle der Ozeane bei der derzeitigen Klimaentwicklung eingegangen.
Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst