Während die Hurrikansaison im Atlantik sehr schwach ausgeprägt ist, entstehen im Nordwestpazifik fast jede Woche neue Taifune (so werden tropische Wirbelstürme im Pazifik genannt). So sind auch in dieser Woche zwei Taifune, namens GONI und ATSANI (Nr. 16 und 17 in dieser Saison), auf dem Nordwestpazifik vom Satelliten aus zu erkennen. Auf der Seite www.dwd.de/tagesthema können Sie die "Augen" im Satellitenbild (20.08.2015, 17 UTC und 22.08.2015, 00 UTC) sehen.
Taifun GONI entstand am 11.08.2015 über dem Pazifik bei 98°N und 160°O und zog unter Intensivierung westnordwestwärts Richtung Nordphilippinen. Dabei erreichte GONI zeitweise mit einer maximalen Windgeschwindigkeit von 210 km/h sogar Kategorie 4 der Saffir-Simpson-Skala. Die Philippinen wurden zwar nicht direkt getroffen, dennoch lag der Nordteil der Philippen (Luzon) seit vergangenem Donnerstag im Windfeld und Starkregenband des nur langsam ziehenden Taifuns. Daher meldete die Station Aparri um 00 UTC des heutigen Tages (22.08.2015) bereits eine 24-stündige Niederschlagssumme von 226 mm. Durch die starken Niederschläge kam es zu Überschwemmungen und Erdrutschen, Bäume und Strommasten kippten durch den Wind (anfangs um 200 km/h) um. Durch die Auswirkungen kamen bereits neun Menschen auf den Philippen ums Leben. Nun zieht GONI (aktueller Kerndruck von 945 hPa) unter weiterer Abschwächung nordnordostwärts an Taiwan vorbei, Richtung Ryukyu-Inseln und Japan. Momentan besitzt er aber noch maximale Windgeschwindigkeiten von fast 160 km/h (Kategorie 2) und Böen von über 190 km/h. Am Dienstag soll GONI dann mit Kategorie 1 auf Japan treffen, wobei der Niederschlag und das Windfeld ab Sonntag Japan zunehmend beeinflussen wird.
Der zweite Taifun, namens ATSANI, ist deutlich stärker als GONI. Dieser entstand am 13.08.2015 weiter östlich auf dem Pazifik (132°N, 164°O) und nahm zwischenzeitlich sogar die Kategorie 5 an (19.08.2015, 260 km/h), was ihn zu einem Supertaifun macht. Obwohl es so ausschaut, als ob er Kurs auf Japan nimmt, wird er laut der zuständigen Vorhersagezentren "rechtzeitig die Kurve" bekommen und nordostwärts über dem offenem Meer weiterziehen. Vor allem aber der südliche Teil der Ogasawara-Inseln, südlich von Tokio, liegen dennoch im Einflussbereich von ATSANI. Momentan besitzt er einen Kerndruck von 950 hPa und maximale Windgeschwindigkeiten von 160 km/h, in Böen über 200 km/h (Kategorie 2). Auch dort ist mit verheerenden Schäden durch Wind und Regen zu rechnen.
Wer den weiteren Entwicklungsverlauf und die Zugbahnen von GONI und ATSANI beobachten möchte, sollte die Seiten des japanischen Wetterdienstes (JMA, Japan Meteorological Agency) unter http://www.jma.go.jp/en/typh/ oder die Seite http://www.tropicalstormrisk.com/ aufsuchen. Dabei sollte beachtet werden, dass in den Medien auch ein weiterer Name auftauchen könnte: INENG. Das liegt aber daran, dass der philippinische Wetterdienst (PAGASA) für seinen Verantwortungsbereich (115°-135°O und 5°-25°N) eigene Namen vergibt, wie das bei GONI der Fall ist.
M.Sc.-Met. Anna Wieczorek
Deutscher Wetterdienst