Das Wetter in Deutschland wurde in den vergangenen Wochen von zwei extremen Wetterlagen geprägt, die großen Teilen der Südhälfte und dem Nordosten zunächst eine Dürre brachten und dann ab dem vergangenen Wochenende in einigen Gebieten von heftigem Dauerregen abgelöst wurden.
Nach einem trockenen Frühjahr gab es auch im Juli häufige Hochdrucklagen mit nur wenig Regen. So war es in weiten Teilen der Südhälfte deutlich zu trocken. Nur der Norden bekam durch atlantische Tiefausläufer immer mal wieder Regen ab. Ende Juli stellte sich dann eine extreme Wetterlage ein. Ein kräftiges Hochdruckgebiet setzte sich über Osteuropa fest und weitete seinen Einfluss auf Mitteleuropa aus. Mit einer südlichen Strömung wurde dabei heiße und trockene Saharaluft nach Deutschland geführt, die am Anfang des Monats für Rekordtemperaturen von etwas über 40 °C gesorgt hat. Das Hoch blockierte die West-Ost-Zugbahn der Tiefdruckgebiete, sodass keine Tiefausläufer mit Niederschlägen bis Mitteleuropa vordringen konnten. In der Meteorologie spricht man auch von einer "Blockadelage". Diese Wetterlagen sind in der Regel sehr stabil, in diesem Fall hielt das Hochsommerwetter von Ende Juli bis Mitte August über mehrere Wochen an. In manchen Gebieten gab es über Wochen so gut wie keinen nennenswerten Niederschlag. In der heißen und trockenen "Wüstenluftmasse" konnte die Restfeuchte im Boden recht schnell verdunsten, sodass die Böden in Süd- und Nordostdeutschland vielerorts austrockneten und teils große Risse aufwiesen. Dies wurde mehr und mehr zum Problem für die Vegetation, die unter Trockenstress zu leiden begann. Mancherorts warfen Bäume bereits Anfang August ihr Laub ab, sodass die Wälder wie im Herbst aussahen.
Diese Hochdrucklage wurde nun am vergangenen Wochenende beendet, als eine Kaltfront, hinter der nur noch mäßig warme Meeresluft einfloss, nach Deutschland hereinzog. Gleichzeitig wurde die noch in den östlichen Landesteilen vorhandene Saharaluft durch feuchtere Mittelmeerluft ersetzt. Im Zusammenspiel mit hochreichend dynamischen Vorgängen in der Atmosphäre brachte diese Kaltfront endlich den lang ersehnten Regen. Dieser ging im immer noch heißen Osten mit teils schweren Gewittern einher, bei denen heftiger Starkregen und Sturmböen Schäden verursachten.
Doch diese Regen bringende Luftmassengrenze zog nicht wie üblich von West nach Ost über Deutschland hinweg, sondern wurde zwischen dem blockierenden Osteuropahoch und einem nachrückenden Atlantikhoch über Deutschland eingekeilt und blieb nahezu stationär liegen. In ihrem Bereich kam es in einem Streifen von Sachsen bis zur Nordsee zu tagelangem Dauerregen. Ein weiterer Niederschlagsschwerpunkt lag zu Beginn der Woche über Nordhessen und Nordrhein-Westfalen. Im Regenstreifen fielen von Samstagfrüh bis Mittwochfrüh verbreitet 60 bis 120 mm Niederschlag. Der Spitzenwert wurde dabei in Mansfeld-Annarode im Harz mit 158,8 mm in 4 Tagen im Südstau des Harzes gemessen. Auch Münster-Osnabrück mit 112,6 mm und Dresden mit 108,5 mm waren ganz oben mit dabei. Im Vergleich liegt der durchschnittliche Monatsniederschlag für den gesamten August beispielsweise in Dresden bei etwa 75 mm. Abgesehen von lokalen Überflutungen und einigen Bächen, die über die Ufer traten, blieb ein größeres Hochwasser auf Grund der vorangegangen Trockenheit aber aus.
Abseits der Luftmassengrenze waren die Niederschläge deutlich geringer. Vom Westen Baden-Württembergs, über Südhessen und Rheinlandpfalz, im Nordosten Deutschlands und in Teilen der Oberpfalz und Niederbayern sind nur 1 bis 15 mm Regen gefallen, die dort leider nur ein "Tropfen auf den heißen Stein" darstellen. Dort setzt sich die Dürre also weiter fort.
Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst