In der letzten Woche kam es in ganz Deutschland immer wieder zu Niederschlägen, die aber die negative klimatische Wasserbilanz (Differenz zwischen Niederschlagssumme und potentieller Verdunstung) des bisherigen meteorologischen Sommers nicht ausgleichen konnte. Dadurch hält die verbreitete Trockenheit weiterhin an und das Waldbrand- als auch Graslandfeuerrisiko bleibt bestehen. Im Weiteren wird die Waldbrandthematik behandelt. Für Informationen zum Graslandfeuerrisiko schauen Sie bitte unter www.dwd.de/agrarwetter nach.
Die Waldbrandwarnungen selbst liegen nicht im Zuständigkeitsbereich des DWD, sondern werden von den regionalen Landesforstbehörden herausgegeben. Allerdings berechnet der DWD den sogenannten "Waldbrandgefahrenindex" (WBI), der den einzelnen Landesforstbehörden zur Einschätzung der Waldbrandgefahr und zur Ausgabe von evtl. nötigen Warnungen dient. Dabei stellt ein WBI 5 eine sehr hohe Waldbrandgefährdung und der WBI 1 eine sehr geringe Gefahr dar, wobei letzteres nicht heißt, dass kein Brand entstehen kann - es besteht dann immer noch eine Wahrscheinlichkeit von bis zu 20 %.
Der DWD berücksichtigt bei der Berechnung des WBI bzw. der zugrundeliegenden Feuerintensität:
1) Bilanz des Wasserhaushaltes, also die Wasseraufnahme und Verdunstung im Kronenbereich der Bäume, der Streuschicht (Bodenbelag wie Nadeln, Falllaub, vergilbte Gräser) und im Boden: Beispielsweise wird die Streuschicht als der Ort der Initialzündung angesehen. Ist diese ausreichend feucht (min. 35 %), geht man von einem sehr unwahrscheinlichen Zünderfolg aus. Ist die Streufeuchte dagegen unterhalb 9 %, so wird das Material als extrem zündfähig eingeschätzt.
2) Laufgeschwindigkeit der möglichen Feuerfront: Je nach Windgeschwindigkeit und Wassergehalt der Streuschicht, ergibt sich eine bestimmte Laufgeschwindigkeit der entstehenden Feuerfront, was unter anderem die Ausbreitung des Feuers bestimmt und dementsprechend wichtig für die Feuerwehr ist.
3) Regionale Besonderheiten in der Bodenfeuchte: Handelt es sich hauptsächlich um einen zündanfälligen Nadelwald, zündresistenten Laubwald oder einen Mischwald? Je nach Wasserversorgung des jeweiligen Waldbodens wird die Menge der zündanfälligen Vegetation in der Streuschicht angepasst. Somit dient die Bodenfeuchte bzw. der -wassergehalt als Indikator für das zur Verfügung stehende Brennmaterial.
Aufgrund der genannten Punkte werden folgende meteorologische Parameter für die WBI-Berechnung benötigt: Lufttemperatur, relative Luftfeuchte, Windgeschwindigkeit, Niederschlagsrate bzw. Schneemenge sowie kurz- und langwellige Strahlung der Atmosphäre. Dabei wird am Ende der Berechnung das Maximum des Zeitraums zwischen 12 und 18 UTC (14 - 20 MESZ) bestimmt und als WBI vom DWD veröffentlicht.
Die unterschiedlichen Parameter und Einflussfaktoren, die bei weitem nicht alle aufgezählt werden konnten, zeigen, wie komplex eine Abschätzung des WBI sein kann. Heranströmende feuchte Luftmassen können beispielweise den WBI absenken, da sie weniger zündunterstützend wirken als trockene, während zunehmende Windgeschwindigkeiten wiederum zu einer raschen Feuerausbreitung führen und somit den WBI erhöhen. Verallgemeinernd lässt sich allerdings sagen, dass für eine hohe Waldbrandgefahr auf jeden Fall zwei Bedingungen erfüllt sein müssen: Trockenheit des potentiellen Brennmaterials und starker, böiger Wind.
Unter www.dwd.de/tagesthema ist der WBI vom heutigen Sonntag sowie der nächsten vier Tage dargestellt. Vor allem im Süden besteht eine hohe bis sehr hohe Gefahr vor Waldbrand. An den Folgetagen nimmt der WBI geringere Werte an, da wieder feuchtere Luftmassen nach Deutschland transportiert werden, die vor allem in der Nordhälfte Deutschlands Niederschlag mit sich bringen. Daher wird sich die Lage wohl nur dort weitestgehend entspannen. Falls Sie sich auch die kommenden Tage über den aktuellen Waldbrandgefahrenindex informieren möchten, schauen Sie einfach unter www.dwd.de/waldbrand nach.
M.Sc.-Met. Anna Wieczorek
Deutscher Wetterdienst