Wer einen Bauernregel-Kalender besitzt, wird am morgigen Samstag darin vermutlich einen Spruch finden wie: "Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen bleiben mag" oder "Wie das Wetter am Siebenschläfer sich verhält, ist es sieben Wochen lang bestellt".
Das Wetter am Siebenschläfertag soll der Regel zufolge also sieben Wochen lang andauern. Allerdings müsste der Siebenschläfertag eigentlich nicht am 27. Juni, sondern am 7. Juli liegen, denn durch die gregorianische Kalenderreform im Jahre 1582 gab es eine Verschiebung um etwa 10 Tage. Für die Wetterregel ist aber sowieso nicht ein einzelner Tag, sondern der gesamte Zeitraum von Ende Juni bis Anfang Juli entscheidend. In diesen Tagen stabilisiert sich oft die Großwetterlage und bleibt für einige Wochen bestehen.
Etabliert sich hoher Luftdruck über Skandinavien und entsteht sogar eine Hochdruckbrücke über England mit dem Azorenhoch, führt das in Mitteleuropa oft zu trockenem und sehr warmem Badewetter. Werden hingegen bei einer sogenannten zyklonalen Westlage feuchte und kühle Luftmassen nach Mitteleuropa transportiert, ist der Regenschirm ein sinnvoller Begleiter, denn es muss mit wechselhaftem und eher kühlem Wetter gerechnet werden.
Statistische Auswertungen ergaben, dass die Eintrittswahrscheinlichkeit der Siebenschläferregel bei der ersteren "Schönwetter-Variante" nur zwischen 55 und 60 % liegt, während die Bauernregel bei unbeständigen Westwetterlagen mit 62 bis 70 % häufiger zutrifft. Generell ist die Trefferquote im Alpenvorland höher als in Norddeutschland.
Bei uns stellt sich nächste Woche die Wetterlage zugunsten der Sonnenfans um: In höheren Luftschichten (ca. 5,5 km) erstreckt sich ein mächtiges Hochdruckgebiet vom Norden Afrikas über Mitteleuropa bis nach Skandinavien. Dadurch werden atlantische Tiefdruckgebiete auf Abstand gehalten. Wir Meteorologen sprechen wegen der strukturellen Ähnlichkeit zum griechischen Großbuchstaben von einer sogenannten "Omega-Wetterlage" (siehe anschauliche Grafik unter www.dwd.de/tagesthema). Bei dieser beständigen Wetterlage wird trockene und warme Luft herangeführt, in der es in der zweiten Wochenhälfte bis zu 30 Grad, evtl. auch noch darüber, warm werden kann. Die richtig heiße Saharaluft bleibt aber vermutlich westlich von uns, sodass es in Frankreich noch deutlich schweißtreibender zugehen wird als bei uns.
Und um zu guter Letzt noch einmal die Überschrift aufzugreifen: Der Name des Siebenschläfertags leitet sich nicht von dem gleichnamigen Nagetier ab, sondern von einer alten Legende. Danach sollen sieben junge Christen in der Zeit der Christenverfolgung in einer Berghütte lebendig eingemauert worden sein und fielen in einen tiefen Schlaf. Nach 195 Jahren, an einem 27. Juni, wurden sie zufällig entdeckt, wachten auf, bezeugten den Glauben an die Auferstehung der Toten und starben wenig später. Seitdem gilt der 27. Juni als Gedenktag an die sieben Schläfer.
Ob das Sommerwetter nur nächste Woche anhält oder ob die Siebenschläferregel einen weiteren Treffer erzielt, muss zwar noch abgewartet werden, aber Sonnenfans bleibt in jedem Fall die Hoffnung. Denn diese stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst